Dominikanerorden in Düsseldorf Ein Kloster – mitten in der Altstadt?

Düsseldorf · Zwischen Kneipen und Pubs leben in Düsseldorf acht Ordensbrüder. Pater Elias berichtet, warum die Präsenz der Geistlichen in der Altstadt wichtig ist und weshalb Menschen auch aus anderen Städten zu ihnen kommen.

Pater Elias leitet das Dominikanerkloster in Düsseldorf. Es liegt mitten in der Altstadt – ein guter Standort, findet Pater Elias.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Wenn Pater Elias morgens zur Arbeit geht, muss er von seinem Schlafzimmer aus nur wenige Treppenstufen nach unten gehen – ins Erdgeschoss, wo sich die Büros des Dominikanerordens befinden. Geht er zur Haustür hinaus, um frische Luft zu schnappen, steht er nicht etwa auf einer ländlichen Wiese inmitten von Blumen, Bäumen und Hühnern, sondern mitten in der Düsseldorfer Altstadt.

Die Hunsrückenstraße ist bekannt für gut besuchte Bars, Pubs und Imbisse. Abends ist es hier laut, oft dreckig und aus den Lokalen stolpern angetrunkene, lachende Menschen. Nicht gerade der Ort, an dem man ein Kloster erwartet. Doch ganz am Ende der Straße, an der Ecke zur Andreasstraße, leben und arbeiten acht Ordensbrüder.

Bereits 1860 wurde das Dominikanerkloster in Düsseldorf gegründet. Nachdem unter Napoleon alle Kloster aufgehoben worden waren, überlegte man im 19. Jahrhundert, wo man wieder Fuß fassen könnte. Die Wahl fiel damals auf die Herzogstraße in Friedrichstadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, der Zerstörung der Kirche und einem notdürftigen Wiederaufbau zog der Orden ab 1972 schließlich nach St. Andreas in die Altstadt.

Eine gute Entscheidung, findet Pater Elias, der das Kloster heute leitet. „Ein Kloster in der Stadt, das ist erst mal ungewöhnlich“, sagt er. „Wir befinden uns hier zwar in einem sehr lauten Umfeld, aber gleichzeitig sind wir mittendrin bei den Menschen. Hier ist den ganzen Tag etwas los.“ Und eigentlich sei der Standort auch keine ungewöhnliche Wahl, denn die Dominikaner gelten als typischer Stadtorden.

Das mehrgeschossige Gebäude ist heute Heimat und Wirkstätte für acht Ordensbrüder und einen neunten, der außerhalb des Klosters lebt. Im Erdgeschoss befinden sich Büros, in den drei Etagen darüber die Privaträume. Ganz oben gibt es Gemeinschaftsräume wie ein Wohnzimmer und einen Speisesaal, in dem die Ordensbrüder mittags zum Essen zusammenkommen und sich austauschen. Es ist ein Mehrgenerationenhaus: Der älteste Bewohner ist 84 Jahre alt, der jüngste gerade einmal 30.

Die Gottesdienste seien sehr stabil besucht, berichtet Pater Elias. Einige Besucher kämen sogar aus Monheim oder Ratingen. Das Publikum sei eine Mischung aus Jung und Alt, Düsseldorfern und Touristen, arm und reich. Jeden Sonntag laden die Ordensbrüder zum Frühschoppen, bei dem sich alle zusammensetzen. Für viele sei das ein wichtiger Treffpunkt.

In der Altstadt wollen sie für die Menschen da sein, eine offene Kirche darstellen. Oft wendeten sich Menschen an die Klosterpforte, die dringend Hilfe benötigen. „Armut gibt es überall, aber in der Altstadt ist sie besonders sichtbar“, sagt Pater Elias. Viele Wohnungslose seien dabei oder Drogenabhängige. Sie haben unterschiedliche Anliegen: „Manche brauchen nur fünf Euro, andere wissen nicht, wie sie die Stromrechnung bezahlen sollen.“ Viele Menschen kommen auch mit psychischen Problemen und suchen jemanden zum Reden.

„Mir ist es wichtig, dass wir die Altstadt neu definieren und würdigen“, sagt Pater Elias. „Die Altstadt ist mehr als nur Partymeile. Ich habe oft das Gefühl, wir müssen das deutlicher machen.“ Nur allein den Junggesellenabschieden und Fußballfans solle man die Straßen nicht überlassen. „Natürlich soll man sich hier vergnügen und feiern. Aber die Altstadt hat mehr zu bieten – Politisches, Kulturelles, sie ist das Zentrum der Stadt. Viele Besucher haben nicht mehr im Blick, dass hier auch Menschen wohnen.“

So, wie sich die Altstadt verändere, verändere sich auch die Kirche. Ein typischer Arbeitstag für Pater Elias beginnt mittlerweile um 7.30 Uhr mit dem Morgengebet – später, als manch einer wohl denkt, meint er. Das hänge auch mit dem Stadtleben zusammen. „Das Klosterleben funktioniert in der Stadt anders als auf dem Land“, sagt Pater Elias.

Eine Morgenmesse bieten die Dominikaner in der Altstadt ganz bewusst nicht an. Stattdessen gibt es werktags um 12 Uhr eine Mittagsmesse, abends um 18 Uhr eine weitere, sonntags sogar drei. „Mittags verbinden das viele mit dem Einkauf oder dem Essen gehen“, sagt Pater Elias. „Kirche muss auch schauen: Was brauchen die Menschen?“ In Düsseldorf seien das eben etwas modernere Messezeiten. „Nicht immer ist das Traditionelle auch zeitgemäß.“