Düsseldorfer lesen so viel wie nie zuvor

Stadtbüchereien brechen bei Medienausleihen erneut ihre eigenen Rekorde — auch in der Online-Bibliothek.

Düsseldorf. Wenn Bibliothekschef Norbert Kamp morgens mit der Bahn aus dem Düsseldorfer Norden zur Zentralbücherei am Hauptbahnhof fährt, liest er oft ein Buch. Manchmal kommt er sich dabei schon ein wenig altmodisch vor, denn um ihn herum wächst die Zahl derer, die in I-Pads und E-Books schmökern.

„Mit dem Boom der mobilen Endgeräte hat vor fünf Jahren noch keiner gerechnet“, sagt Kamp. Doch gerade die neue Art, klassisch zu lesen, beschert auch Kamp immer neue Rekordzahlen.

Diese präsentierte er am Mittwoch in der Zentralbücherei. Über 5,2 Millionen Medien haben die Zentrale und die 14 Stadtteilbüchereien im Jahr 2012 ausgeliehen. 4,3 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Online-Bibliothek hat zwar mit 120 000 Ausleihen vergleichsweise einen geringen Anteil. Doch es ist der Zuwachs um 100 Prozent, der hier herausragt.

Interessant: Die meisten laden sich Romane und keine Sachtexte auf ihren Computer herunter. Die jüngsten Zahlen bis April dieses Jahres gehen steil nach oben. So rechnet Kamp bis Jahresende mit 200 000 Online-Ausleihen.

„Das ist keine technische Kunst“, sagt Kamp. Auf der Internetseite der Bücherei wird erklärt, wie die virtuelle Ausleihe funktioniert und welche Endgeräte kompatibel sind. In Kürze gibt es Einführungskurse dazu. Mehr als 22 800 digitale Medien gehören zum Bestand. Die Ausleihzeiten betragen bei E-Books und Hörbüchern beispielsweise 14 Tage, Zeitschriften werden nach einem Tag gelöscht.

Mit dem Jahresausweis, der für alle über 18-Jährigen 20 Euro kostet, hat die Online-Ausleihe einen weiteren Vorteil: Sie funktioniert sieben Tage lang rund um die Uhr. So gibt’s auch im Urlaub keinen Engpass beim Lesestoff. Doch noch ist nicht alles in öffentlichen Büchereien zu haben: Für Harry-Potter-Bücher gibt es beispielsweise keine Lizenz, hier wollen Verlage und Autoren selbst an der Verbreitung der digitalen Version verdienen.

Erneut stärkste Lesergruppe waren 2012 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Sie stellen ein Drittel. Deshalb werden die Angebote für Familien ausgebaut. Dies gilt für die Kurse für Eltern oder Großeltern mit Kindern ab einem Jahr wie die „literarischen Krabbelgruppe“ und den „Lesegarten“, den inzwischen jede Stadtteilbücherei anbietet.

Im Blick haben die Bibliothekare die wachsende Gruppe der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Für ihre Familien gibt’s nun Infobroschüren in Englisch, Französisch, Türkisch, Arabisch und Russisch. Bilderbuchkinos laufen oft zweisprachig ab.

Kamp will die Attraktivität der Büchereien weiter steigern: Für 1,2 Millionen Euro werden in diesem Jahr neue Medien gekauft.