Schüler streiten über Turbo-Abi
300 junge Menschen gingen am Mittwoch gegen die Verkürzung der Schulzeit auf die Straße.
Düsseldorf. Die erste Generation von Turbo-Abiturienten steht gerade vor dem Abschluss, die Verkürzung der Schulzeit (G8) steht aber immer noch in der Kritik. Deutlich erhöhter Druck und viel weniger Freizeit sind zwei der immer wieder gehörten Argumente gegen G8.
Rund 300 Schüler aus ganz NRW zogen am Mittwoch zum Landtag und forderten, die Verkürzung wieder rückgängig zu machen. Düsseldorfer Schüler waren aber nicht dabei, denn die hiesige Bezirksschülervertretung (BSV) wendet sich gegen das Anliegen: „Wir distanzieren uns von der Forderung“, sagte am Mittwoch Mitglied Sebastian Sturr.
Das sahen die Demonstranten ganz anders. „Gute Nacht G8!“ hat die Landesschülervertretung (LSV) ihre Kampagne genannt. Bei der Kundgebung vor dem Landtag wurde nicht nur beklagt, dass vielen Gymnasiasten heute deutlich weniger Zeit bleibe, der Notendruck gestiegen sei.
„Auch Eltern und Lehrer klagen über den Leistungsdruck, Vereine und Jugendorganisationen beklagen einen deutlichen Mitgliederschwund bei Kindern und Jugendlichen“, sagte Hanna Gnech vom LSV-Vorstand.
Bemängelt wurde außerdem, dass G8 die Auslese im deutschen Schulsystem noch verstärke, weil zum Beispiel der Aufstieg von der Realschule zum Gymnasium erschwert worden sei. Teilnehmer schilderten der WZ ihre Erfahrungen, etwa Sofie K. aus Essen: „Ich hatte in der 9. Klasse schon 36 Wochenstunden. Wir hören immer nur: „Lernen, lernen, lernen.“
Auch an den Düsseldorfer Schulen ist immer wieder Kritik am Turbo-Abitur zu hören, und er wird auch von der hiesigen BSV geteilt: „Der Stress unter Schülern hat zugenommen, bis hin zu psychischen Erkrankungen“, sagt zum Beispiel Sebastian Sturr. Im Vorstand der BSV habe sich aber die Haltung durchgesetzt, dass es nicht sinnvoll ist, die Verkürzung wieder rückgängig zu machen.
G8 habe auch Vorteile gebracht, etwa die gewonnene Zeit nach dem Abitur, die viele nutzten, um zum Beispiel für längere Zeit ins Ausland zu gehen. Er vermisst allerdings eine offene Diskussion darüber, wie man die Situation von Schülern und Lehrern innerhalb von G8 verbessern könne: „Man müsste die Schule so optimieren, dass G8 nicht auf Kosten der Freiheit geht.“