Düsseldorfer Polizeipräsident: „Hoffnungen für die Altstadt haben sich erfüllt“
Ein Gespräch mit Polizeipräsident Norbert Wesseler über Fortschritt: bei der Sicherheit, bei der Ausrüstung und in der Düsseldorfer Partyzone.
Düsseldorf. Norbert Wesseler hat sein Büro im Moment im ehemaligen Innenministerium an der Haroldstraße, weil das Präsidium am Jürgensplatz umgebaut und erweitert wird. An ähnlicher Stelle saß er vor vielen Jahren, als er Referent im Ministerium war.
Wie lange wird dies noch Ihr Büro sein, wann geht es zurück zum Jürgensplatz?
Norbert Wesseler Wir gehen im Moment davon aus, dass ein Teil von uns 2019 zurückgeht. Die Einsatzführung wird dann den Neubau beziehen. Es kann gut sein, dass ich dann noch nicht vor Ort bin, sondern hierbleibe, weil die Sanierung im alten Gebäude noch nicht abgeschlossen ist. Das müssen wir noch genau überlegen.
Inwieweit bedeutet Neubau auch Fortschritt für die Polizeiarbeit?
Wesseler Der Führungsraum ist nach den Vorstellungen der Kollegen entwickelt worden. Für die Bewältigung von komplexen Einsatzlagen sind die Einsatz- und Führungsräume optimal ausgestattet und aufgeteilt. Das ist ein deutlicher Fortschritt für die Bearbeitung besonderer Lagen. Die Führungsräume werden hochtechnisiert und somit auf modernsten Stand sein.
Wie sehen Sie das Verhältnis des technischen Fortschritts zu den Ermittlungsmöglichkeiten der Polizei?
Wesseler Ich gehe davon aus, dass wir da Fortschritte erleben werden. Im Moment ist zum Beispiel die Überwachung der Telekommunikation extrem aufwendig, weil sie viel und gutes Personal, gegebenenfalls auch noch Übersetzer benötigen, die sich mit zum Teil stundenlangen Telefonaten beschäftigen. Da gibt es inzwischen Technik, die so etwas zusammenfassen und übersetzen kann. Auch die Arbeit mit Fingerabdrücken wird leichter.
Wie das?
Wesseler Es gibt nun mobile Geräte, die es einer Streifenwagen-Besatzung ermöglichen, durch Fingerabdruck die Identität direkt festzustellen, ohne in der Leitstelle anzurufen und Kollegen einbinden zu müssen. Wir sind früher zum Teil zu den Kollegen der Bundespolizei am Hauptbahnhof gefahren, um Fingerabdrücke zu überprüfen. Und auch das neue Polizeigesetz wird Fortschritte bringen.
Welche?
Wesseler Mehr Befugnisse bei der Überwachung der Telekommunikation, um noch besser den Gefahren des Terrorismus begegnen zu können.
Sie haben bei der Vorstellung der Kriminalstatistik für 2017 den Fortschritt bei der Aufklärungsquote hervorgehoben. Wie hat sich der Wert seitdem entwickelt?
Wesseler Wir sind mit der Statistik und dem Trend zufrieden. Wir haben im ersten Halbjahr 2018 eine Aufklärungsquote von 50,69 Prozent erreicht. Das müssen wir jetzt stabilisieren. Unser Ziel ist es im Schnitt dauerhaft über 50 Prozent zu liegen, dafür brauchen Sie Werte von 52, 53 Prozent.
Wie hat sich die Zahl der Fälle entwickelt?
Wesseler Die Gesamtkriminalität ist im ersten Halbjahr um elf Prozent zurückgegangen. Wir hatten rund 31 000 Fälle. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2016 waren es rund 41 000 Fälle.
2017 sind vor allem Einbrüche und Diebstähle zurückgegangen. Wie ist da der Trend?
Wesseler Er setzt sich erfreulicher Weise fort. Wir haben bei den Wohnungseinbrüchen im ersten Halbjahr einen Rückgang um 24 Prozent. Von den 740 verzeichneten Taten ist die Hälfte noch ein Versuch gewesen, da sind die Einbrecher mit ihrem Vorhaben vorher gescheitert.
Wie sieht es bei den Diebstählen aus?
Wesseler Die Fahrraddiebstähle sind 2018 um zwölf Prozent zurückgegangen, bei den Taschendiebstählen liegt der Rückgang sogar bei 33 Prozent. Das ist ein enormer Fortschritt, die Fallzahl lag 2016 noch beim Doppelten. Allerdings liegt die Aufklärungsquote auch nur bei fünf Prozent.
Worauf führen Sie die Fortschritte zurück?
Wesseler Auf hohen Fahndungs- und Ermittlungsdruck, auf die Schwerpunkte, die wir bei Einbrüchen und Diebstählen gesetzt haben, und auch auf technischen Fortschritt. Wir setzen zum Beispiel das System Skala ein, das Daten auswertet und vorhersagt, wo Einbrüche stattfinden könnten. Das hilft.
Sie haben sich dafür eingesetzt, dass mehr Kameras in der Altstadt angebracht werden. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Wesseler Meine Hoffnungen haben sich erfüllt. Wir setzen die Kameras zu bestimmten Zeiten ein und können so die Streifen gut ergänzen. Man kann den ersten Schlag nicht verhindern, aber die Eskalation. In der Regel ist nach 50 Sekunden jemand am Ort des Geschehens. Wir hatten schon Fälle, da haben wir einen Dieb gefasst, noch bevor das Opfer gemerkt hat, dass es bestohlen wurde. Die Kombination aus Präsenz und Kamera wirkt.
Wie schlägt sich das in Fallzahlen nieder?
Wesseler 2014 hatten wir noch rund 7000 Straftaten in der Altstadt, 2017 waren es noch rund 5000.
Wann stärkt erhöhte Polizeipräsenz das Sicherheitsgefühl, wann bewirkt sie das Gegenteil?
Wesseler Die Kirmes hat zuletzt noch einmal gezeigt, dass eine gute Präsenz positiv wirkt. Wir wollen sichtbar sein, weil wir glauben, dass das ein gutes Gefühl gibt. Die Kunst ist, da sichtbar zu sein, wo es nötig ist, und sich an den richtigen Stellen in den Hintergrund zurückzuziehen.
Welche gesellschaftlichen Veränderungen werden die Arbeit der Polizei verändern? Werden Polizisten sich zum Beispiel künftig um zugeparkte Radwege kümmern oder ein Dieselverbot kontrollieren?
Wesseler Es bleibt immer die Frage, wie man mit der Begrenztheit seiner Mittel umgeht. Wir haben in Düsseldorf eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt, die es in vielen anderen Städten nicht gibt. Daran muss man gar nicht rütteln. In anderen Bereichen kann man schauen, wo man Tätigkeiten verlagern kann.
Wo zum Beispiel?
Wesseler Zum Beispiel beim Objektschutz. Das wird in Berlin anders gehandhabt, da werden nicht nur vollausgebildete Polizeibeamte eingesetzt. Man kann auch schauen, ob man beim Gewahrsam auch auf Nicht-Polizeibeamte zurückgreift. Dann könnten wir unsere Kernkompetenzen besser auf die Straße bringen und zumindest bei Aktionen, etwa gegen Radwegparker, mithelfen.
Wie sehen Sie die Möglichkeiten beim Dieselverbot?
Wesseler Wenn jemand entscheidet, dass die Kontrolle eine polizeiliche Aufgabe ist, dann werden wir das selbstverständlich machen. Ich hoffe aber sehr, dass man zunächst auf politischer Ebene Lösungen findet, wie man das Verbot praktisch umsetzt. Da fehlt mir bisher ein vernünftiges Konzept.