Schulserie Hier ist die Verschiedenheit völlig normal

Düsseldorf. · An der Franz-Marc-Schule läuft alles ein wenig anders, kein Tag ist wie der andere. An der Förderschule in Gerresheim werden 173 Kinder und Jugendliche auf ihre ganz eigene Weise auf das spätere Leben vorbereitet.

Sie haben offensichtlich Spaß in der Schule: Leon (10) und Phil (7).

Foto: Michaelis, Judith (JM)

Hier ist kein Tag wie der andere. Aber diese Schule ist eben auch nicht wie die anderen. An der Franz-Marc-Schule in Gerresheim läuft alles einfach ein wenig anders. Oder wie Schulleiterin Susanne Lamche sagt: „Hier ist die Verschiedenheit normal. Und wir sind, wer wir sind.“ Seit rund 20 Jahren ist die ehemalige Konrektorin nun an der Förderschule, die derzeit von 173 Kindern und Jugendlichen besucht wird.

Namensgeber Franz Marc, der deutsche Maler und Expressionist, spiegelt sich ganz besonders in den Kunstwerken wieder, die im ganzen Schulgebäude zu finden sind. Überall hängen bunte Bilder, Wimpel, Holzstücke sind farbig bemalt und umfunktioniert. „Unsere Schule versteht sich als kreativer Ort. Wir haben für unsere Schüler viele Projekte, organisieren Ausstellungen oder geben jährlich einen Kunstkalender heraus“, erzählt Susanne Lamche. Derzeit plant sie mit einigen Schülern eine Ausstellung im Stadtmuseum. Für die Kinder eine Chance ihre Kunst und sich selbst zu zeigen, aber auch für die Schule eine Möglichkeit in der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden.

Denn die Schüler der Franz-Marc-Schule sind Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen im Bereich der geistigen Entwicklung, jedes von ihnen mit einem ganz eigenen Förderbedarf. In der Franz-Marc-Schule werden jedoch keine Schüler mit schwereren körperlichen Beeinträchtigungen beschult. Sie besuchen, auf der Grundlage einer Vereinbarung der beiden Schulträger LVR und der Stadt Düsseldorf, die Rheinische Förderschule.

„Bei unseren Schülern besteht ein sehr umfassender und langfristiger Förderbedarf“, erklärt Susanne Lamche. Ein klassischer Unterricht nach Lehrbuch und mit strengem Ablauf ist nicht möglich, aber auch nicht gewollt: Dementsprechend groß ist die Bandbreite an Unterrichtsformen und angewandten Methoden, die zum Tragen kommen. Sie reichen von lehrerzentriertem Unterricht mit hohem Sprachanteil bis hin zu offenen und handlungsorientierten Unterrichtsformen wie Wochenplan, Werkstattunterricht und Stationenlernen.

Typische Klassen gibt es auch nicht: In jahrgangsübergreifenden Klassen, beispielsweise vom ersten bis zum fünften Schuljahr, sind Schüler aller Altersklassen bunt gemischt. Sie werden wiederum von Lehrerteams, meist zwei bis drei Sonderpädagogen, unterrichtet und angeleitet. Zum 60-köpfigen Kollegium gehören auch die Schulsozialarbeiterinnen Isabelle Hecker und Annegret Goeb. Ihre Schwerpunkte sind neben Freizeit- und Sportangeboten auch die Beratung der Eltern. Wie kann ich mein Kind auch neben der Schule fördern? Was passt zu ihm oder ihr? Zumindest eines steht fest: Die meisten Schüler lieben das Trommeln mit Fachlehrerin Agnes Derichs. Donnerstag ist Trommeltag an der Franz-Marc-Schule und Derichs wird den ganzen Tag über von vielen Kindern besucht, die mit ihr gemeinsam Musik machen und vor allem Spaß haben dabei. Auch hier zeigt sich natürlich, wie unterschiedlich die Schüler sind. „Dennis lass deine Hände fliegen“, fordert die Lehrerin den Schüler auf. Gesagt, getan. Danach gibt es noch ein gemeinsames Lied: „Schaut doch mal her, ist nicht schwer!“ So üben die Kinder nicht nur Rhythmik und Taktgefühl, sondern auch Konzentration.

Stichwort Konzentration: Sie brauchen die Berufspraxisschüler Frank (19) und auch Ahmed (18), die unter der Anleitung von Birger Weindl laminierte Kärtchen für Kernwörtern für den Unterricht herstellen. „Wir stellen die Materialien selbst her“, erklärt Susanne Lamche. An dieser Schule sind nämlich selbst die Kärtchen ein kleines, selbstgemachtes Kunstwerk.