Hilfe für Arme Zakk: Lebensmittelausgabe statt Kulturbetrieb
Düsseldorf · Hunderte Menschen werden seit April pro Woche auf der Biergarten-Bühne versorgt. Zum Monatsende wird das Geld noch knapper und die Not noch größer.
Kein Konzert, keine Party, keine Lesung, kein „Spanischer Abend“. Natürlich steht auch im Zakk, dem soziokuturellem Zentrum an der Fichtenstraße, der Betrieb still. Bis zum 3. Mai sind alle Veranstaltungen abgesagt oder verschoben worden. Wie es danach weitergeht, weiß auch Geschäftsführer Jochen Molck noch nicht und wünscht sich bald klare Anweisungen des Landes.Denn auch an den nach dem 3. Mai geplanten Veranstaltungen hängen Verträge, Zakk-Mitarbeiter befinden sich in Kurzarbeit, Künstler und Techniker haben keine Einnahmen mehr. Doch das Zakk-Team und viele Ehrenamtler machen seit dem 1. April ein neues Angebot: Im Biergarten (Eingang Pinienstraße) in Flingern richteten sie eine Lebensmittelausgabe für bedürftige Menschen ein.
Initiatoren im Zakk sind Christine Brinkmann und Mischa Aschmoneit. Sie sind normalerweise für die Programmplanung des Bereiches „Politik und Gesellschaft“ im Zentrum verantwortlich. Nachdem sie hörten, dass die Düsseldorfer Tafel mit dem Corona-Lockdown zum Schutz der meist älteren Ehrenamtler ihre Arbeit einstellen musste, wurden sie aktiv.
Christine Brinkmann sagt: „Die Lebensmittelausgabe ist das richtige Angebot für eine gesellschaftliche Veranstaltung, das wird gebraucht.“
Wie sehr, das sieht man am Dienstag. Die Ausgabe der Lebensmittel auf der Biergarten-Bühne und der Hygieneprodukte sowie Tiernahrung an einem weiteren Pavillon findet von 13 bis 15 Uhr statt.
Melanie, eine 26-Jährige, steht bereits seit 10.30 Uhr an der Pinienstraße und ist die Zweite, die an diesem Tag um kurz nach 13 Uhr gut versorgt die Rampe mit voller Einkaufstasche verlässt. Normalerweise geht sie zur Tafel nach Flingern. Jetzt ist sie froh, dass sie Brot, Reis, Möhren und Äpfel bekommen hat. „Ich bin arbeitsunfähig, ich bekomme Grundsicherung. Zum Leben bleiben mir 37 Euro im Monat. Zudem sammel ich Flaschen ein“, schildert die junge Frau, warum sie so sehr auf die Lebensmittelausgabe angewiesen sei.
Das gilt auch für einen 80-Jährigen Mann, der an diesem Tag sogar mit dem Krankenrollstuhl aus Lierenfeld zum Zakk-Biergarten gefahren ist. Sonst ging er in seinem Stadtteil zur Tafelausgabe, er lobt das neue Hilfsangebot: „Es ist eine tolle Sache, für die Leute, die darauf angewiesen sind.“
Düsseldorfer Tafel hat die Arbeit wieder aufgenommen
Die Düsseldorfer Tafel hat am Montag übrigens wieder ihren Betrieb aufnehmen können. Allerdings nicht im vollem Umfang. Die Anlaufstellen in Lierenfeld (Lukastisch, montags), Benrath (Benrather Tüte, dienstags) und Derendorf (Zionskirche, mittwochs und donnerstags) sind wieder geöffnet. Die Ausgaben finden laut Tafel unter freiem Himmel statt. Die Ausgabestellen in Rath (Rathgeber, mittwochs) und Garath (freitags) bleiben jedoch noch bis Mitte Mai geschlossen. Da das Angebot noch eingeschränkt ist, wird das Zakk die Ausgabe erst einmal weiter fortführen. Auch in Abstimmung und mit Unterstützung der Mitarbeiter des Straßenmagazins fifty-fifty.
Geöffnet ist die Lebensmittelausgabe dienstags bis freitags von 13 bis 15 Uhr. Im Schnitt kommen an jedem Tag rund 100 Bedürftige. An diesem Dienstag sind es 110, „ein neuer Rekord“, sagt Heike Billhardt-Precht, die die Öffentlichkeitsarbeit im Zakk verantwortet. Das habe auch mit dem nahenden Monatsende zu tun, das Geld werde knapper, erklärt Christine Brinkmann. Die Bedürftigen kommen zu etwa einem Drittel aus den Stadtteilen Flingern, Oberbilk und Eller, zwei Drittel aus fast allen anderen Düsseldorfer Stadtteilen.
Die Lebensmittelausgabe am Zakk wird mit Sach- und Geldspenden möglich gemacht. Die Sachspenden kommen von großen Unternehmen ebenso wie kleineren aus der Nachbarschaft. Geld spenden Privatleute, die Bürgerstiftung und andere Stiftungen. In der Nachbarschaft werden ehrenamtlich Schutzmasken hergestellt, Bürger kaufen Lebensmittel und bringen sie vorbei. Doch wie lange wird oder muss es die Lebensmittelausgabe am Kulturzentrum noch geben, wo der Club aktuell zum Warenlager umfunktioniert wurde?
Geschäftsführer Jochen Molck sagt: „Wir machen das so kurz wie möglich, aber so lange wie nötig. Wir wollen den Menschen in der Notlage helfen.“ Man erfahre in der Krise, so Moll, wie schnell auch eine so reiche Gesellschaft wie unsere an ihre Grenzen stoße.