Schule und Corona So bereiten sich die Düsseldorfer Schulen auf den Schulstart vor

Düsseldorf · Am Donnerstag öffnen die Schulen für Schüler, die sich auf Abschlüsse vorbereiten. Für die Jahrgangsstufe 10 ist der Unterricht verpflichtend, für die Abiturienten freiwillig.

Hier muss Abstand gehalten werden: In der Dieter-Forte-Gesamtschule bereiten Schulleiter Jürgen Weitz (hinten) und Hausmeister Michael Ostkirch die Klassenräume und Sanitäranlagen auf den Schulbeginn vor.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Lehreraufsicht beim Betreten und Verlassen des Schulgebäudes, ein streng einzuhaltender Sitzplan mit markierten Plätzen, Desinfizierung der Tische, Abstandsmarkierungen vor den Toilettenräumen – An der Dieter-Forte-Gesamtschule laufen die Vorbereitungen für die 175 Schüler des zehnten Jahrgangs und die rund 80 Abiturienten auf Hochtouren. Die Landesregierung hat festgelegt, dass die Schulen ab Donnerstag für Schüler, die vor Abschlüssen stehen, wieder öffnen. Für Abiturienten ist die Teilnahme am Unterricht freiwillig, für Schüler der Jahrgangsstufe 10 ist sie verpflichtend. Ihre Präsenzpflicht entfällt nur, wenn sie für das Corona-Virus relevante Vorerkrankungen haben und ihre Eltern sie – allerdings ohne Angabe der Vorerkrankung, denn das verstoße gegen den Datenschutz – entschuldigen.

Wie viele Eltern ihre Schüler am Donnerstag zu Hause lassen werden, kann Schulleiter Jürgen Weitz aktuell nicht abschätzen. „Wir haben die aktuellen Entwicklungen hinsichtlich der Schulöffnung auch in den sozialen Medien mitgeteilt und da gab es ein sehr gemischtes Meinungsbild“, sagt er. „Viele Abiturienten fiebern aber der Schulöffnung entgegen. Sie wollen sich wieder direkt mit den Lehrkräften austauschen.“

Das komplette Schulgebäude wurde bereits Anfang März gründlich gereinigt, nachdem eine Lehrerin positiv auf Corona getestet worden war. „Alles wurde desinfiziert, jedes Buch, jedes Regal, die Teppichböden“, sagt Weitz. Nun lautet die zentrale Regel ab Donnerstag: Abstand halten.

Die Zehntklässler werden in Gruppen von acht Schülern in zwei Zeitblöcken unterrichtet – ausschließlich in den Fächern Deutsch, Mathe und Englisch. In den Klassenräumen sitzen die Schüler einzeln an Tischen. Um den Mindestabstand von 1,50 Meter zu den anderen einzuhalten, ist die genaue Position der Sitzplätze noch einmal markiert worden. Außerdem werden Sitzpläne mit Namen erstellt, um Kontakte im Fall einer Infektion nachverfolgen zu können. „Nach einem Unterrichtsblock werden die Tische desinfiziert, das verantworten die Lehrkräfte“, sagt Weitz.

Sie kontrollieren auch die Toilettenräume, damit Seife und Papierhandtücher zu jeder Zeit ausreichend vorhanden sind und die Schüler nur zu zweit den Raum betreten.

„Wir haben auch überlegt, wie wir die Begegnungen der Schüler minimieren und den Schülerstrom leiten können“, sagt Weitz. Durch einen von Lehrern beaufsichtigen Eingang betreten die Schüler das Gebäude, durch den Seitenausgang verlassen sie es. „Auch da wird sie ein Lehrer begleiten und darauf achten, dass die Abstandsregeln eingehalten werden. Was wir beaufsichtigen können, beaufsichtigen wir. Was nach dem Verlassen des Schulgeländes passiert, können wir dann nicht mehr kontrollieren“, sagt Weitz.

Und genau da sieht Berthold Pütz, Schulleiter der Justus-von-Liebig-Realschule, das Problem: „Alles steht und fällt mit dem Verhalten der Schüler. Wir können innerschulisch alles regeln, aber das alles nützt nichts, wenn sie sich vor oder nach der Schule in großen Gruppen treffen und auf Mindestabstand pfeifen.“ In einem Brief an Schüler und Eltern appellierte er noch einmal an das Verantwortungsbewusstsein jedes Einzelnen.

84 Zehntklässler werden ab Donnerstag in der Realschule erwartet. Die Klassen a, b und c werden jeweils auf einer Etage unterrichtet, wiederum unterteilt in acht bis zehn Schüler starke Gruppen in einem Raum. Um den Kontakt untereinander zu minimieren, haben die Klassen auf den jeweiligen Etagen unterschiedliche Anfangs- und Schlusszeiten, die Pausen sind zeitversetzt organisiert. Auch in der Pause wollen die Lehrer die Schüler dazu anhalten, die Abstandsregeln zu wahren. „So die Theorie“, sagt Pütz und macht eine lange Pause. Der Schulleiter sieht dem Donnerstag mit sehr gemischten Gefühlen entgegen. „Ich freue mich natürlich, die Schülerinnen und Schüler wiederzusehen“, sagt er. „Ich glaube aber, dass sowohl das Schulsystem als auch der Kenntnisstand jedes Schülers es verkraftet hätte, noch 14 Tage mit der Schulöffnung zu warten. Daran wäre keine Gymnasialkarriere eines Zehntklässlers gescheitert.“

Als Schulleiter sieht Berthold Pütz sowohl die Argumente pro Schulöffnung, nämlich die des Lernens und der Sozialkontakte. „Beim Abwägen der Argumente hätte ich den Infektionsschutz jedoch höher bewertet und die 14 Tage noch ins Land ziehen lassen“, sagt er. „Klar, wir müssen irgendwann wieder anfangen, aber das Vorpreschen von NRW halte ich für nicht notwendig.“

Seine Frau gehört zur Risikogruppe. „Ich bin durch meine Anwesenheitspflicht in der Schule das Haupteinfallstor für eine Infektion“, sagt er. Deshalb habe er sich für Donnerstag eine FFP3-Maske besorgt. Mit ihr wird er durch die Räume gehen, die Schüler begrüßen und Pausenaufsicht führen. Auch einige Lehrer werden Masken tragen. Auf eine generelle Maskenpflicht in Schulen verzichtet das Land aber.

Das Lore-Lorentz-Berufskolleg hat die Schüler dennoch aufgefordert, nur mit Mundschutz das Schulgebäude zu betreten. Und das wird von einer Lehrkraft am Eingang kontrolliert. „Wer keine Maske hat, kann auch ein Halstuch nehmen“, sagt Leiterin Angelika Pick. Das Berufskolleg ist auf 350 Schüler eingestellt, für die der prüfungsvorbereitende Unterricht freiwillig ist. „Wenn die Hälfte kommt, ist das schon viel.“