Düsseldorfer zeigen ihre Frühlingstrends
Düsseldorf und die Mode passen ja gut zusammen. Aber wie viele der aktuellen Saison-Trends findet man eigentlich auf der Straße?
Düsseldorf. „Modestadt Düsseldorf“ schrien die Toten Hosen schon aus voller Kehle auf ihrem Album Opel-Gang von 1983. Und die vielen Modehäuser, -agenturen und -schulen in der Stadt sollten die Richtigkeit dieses Beinamens ja belegen. Einen Beweis bleibt die Stadt aber schuldig: Wie modisch ist diese Stadt denn eigentlich, wenn es darum geht, die Trends der aktuellen Saison auf der Straße zu erblicken? Das galt es herauszufinden. Wir haben uns an einem sonnigen Mittag auf die Suche begeben nach dem, was laut Experten im Frühjahr 2018 ein textiles Muss ist.
Für Frauen heißt das etwa: Schulterfrei in allen Varianten, asymmetrische Ausschnitte, transparente Stoffe, Streifen (gingen die nicht immer?), Punkte, Wickelkleider und Farben von Pastelltönen über Senfgelb zu Knallig. Und noch so viel mehr. Männer tun derzeit gut daran, Orange oder Rot oder ebenfalls Knallig zu tragen, Polohemden bis oben zuzuknöpfen (ja, Sie lesen richtig), Sportswear in den Alltag zu integrieren und den Ugly-Sneakers-Trend — besonders klobige Modelle — sowie Teddyfell aufzugreifen. Scheint keine besonders schöne Saison für die Männer zu sein. Mode-Muss für beide Geschlechter: Jeansstoffe in Dark Denim ohne Waschungen.
An der Grabenstraße laufen uns Sandhia Thelen (28) und Lisa Schmidl (23) entgegen und sofort fällt auf: Diese beiden machen modisch etwas richtig. Sandhia trägt eine pastellblaue Tunika mit knallbunten Stickereien und dazu Jeans, Lisa ein klassisches weißes T-Shirt mit einer weit geschnittenen schwarzen Hose im Culottes-Stil (nicht erst seit 2018 en vogue aber immer noch sehr hip). Ob sie sich gerne mit Mode beschäftigen? Sie lachen, sie beide haben Modedesign und -management an der Akademie Mode & Design Düsseldorf (AMD) studiert. Volltreffer. Sandhia mag Farben sehr, Lisa weniger. Die Schnitte dürfen für die beiden lieber luftig sein, „das ist einfach angenehmer“, sagt Lisa.
(Neomi Willem trägt eine Bluse mit asymmetrischem Ausschnitt. Foto: Melanie Zanin)
Zwei Ecken weiter läuft Neomi Willem (24) über die Flinger Straße und fällt uns auf, denn: asymmetrischer Ausschnitt an einer blau-weiß-gestreiften Bluse. Und siehe da: Auch sie hat an der AMD studiert, dann aber für ihr jetziges BWL-Studium gewechselt. Schon wieder ein halber Profi. „Ich lese schon gerne Modezeitschriften, aber ich habe das Teil ausgesucht, weil ich denke, dass es mir steht. Jeden Trend muss man ja nicht mitmachen.“ Welchen denn nicht? „Ich mag keine Pastelltöne. Vor allen Dingen nicht Mint, das finde ich schrecklich. Bei Fransen geht es mir genau so.“ Letztere sollen jetzt auch wieder kommen. Schon wieder.
(Karin van Noort in einem blau-weiß gestreiften Kleid vor ihrer Boutique an der Flinger Straße. Foto: Melanie Zanin)
Ein paar Schritte weiter tritt Karin van Noort aus einem Kiosk, eine Zeitung unterm Arm und ein Eis in der Hand. Eine Erscheinung. Die Haare weiß, akkurat zum Bob geschnitten. Sie trägt ein wadenlanges, fast mädchenhaftes Blusenkleid mit Kragen, Knopfleiste, Spitzendetails und ausgestelltem Rock in hellblauen und weißen Streifen. Dazu Flip-Flops in Weiß, rote Lippen und Nägel und eine etwas ausgefallene Erdbeer-Brosche am Kragen. Die Verspieltheit des Kleides beißt sich nicht mit dem offenbar etwas höheren Alter der Trägerin. Und jetzt haben wir es mit einem Vollprofi zu tun: Ihr gehört seit zehn Jahren eine Boutique auf der anderen Straßenseite, vorher hat sie 39 Jahre lang als Modestylistin für Zeitschriften gearbeitet. „Natürlich bleibe ich da aktuell, und ich mache vor allen Dingen das, was mir gefällt. Wenn die Sonne scheint, ist mein Styling auch direkt ganz anders.“ Ihr Alter verrät sie gerne, da ist sie stolz drauf: Sie ist gerade 75 geworden. Und wir staunen.
Dann folgt eine modische Durststrecke. Wahrscheinlich haben wir jeden Modeexperten im fußläufigen Umkreis bereits angetroffen, an den Kasematten und am Burgplatz sind keine Trends in Sicht. Schon gar nicht bei den Männern. Die meisten tragen kurze Hosen und T-Shirt, Jeans und T-Shirt oder eben Anzug. Alles allerdings frei von 2018er-Trends. Nicht mal Dark Denim ist in Sicht. Von Teddyfell ganz zu schweigen.
(Eren Fidenci (l.) macht farblich alles richtig, Mitbewohner Hendrik Deckers trägt kurze Shorts. Foto: Melanie Zanin)
Über die Flinger Straße geht es in Richtung Kö. Und dann, endlich, ein Lichtblick: Der 27-jährige Eren Fidenci kommt uns entgegen. Und er macht gleich zwei Dinge richtig: Sein Hemd ist längs gestreift und das auch noch in Knallfarben. Auch der Rest stimmt: Vollbart, lässige Sonnenbrille, und die kleine Handtasche am Arm ist ein Hingucker. Eren arbeitet für eine an der Kö ansässige Luxusmarke und dort für die Dekoration zuständig. Er beabsichtige es zwar nicht, aber ihm werde immer wieder gesagt, dass er auffalle. Die Frühlingstrends in seinem Hemd hat er natürlich bewusst umgesetzt, Mode sei nun mal seine Leidenschaft. Sein Mitbewohner Hendrik Deckers profitiert davon, wie dieser sagt, „Eren sagt mir immer, was ich anziehen soll. Ich habe davon überhaupt keine Ahnung.“ Heute trägt er eine sehr kurze grüngemusterte Hose und Bomberjacke.
(Selina Herrmann hat sich für den Trend Gelb entschieden. Foto: Melanie Zanin)
An der Schadowstraße schwebt ein weiterer Trend vorbei: Selina Herrmann (25) hat sich ein langes Kleid aus fließendem Stoff in Senfgelb ausgesucht. Perfekt. Auch sie ist nicht ganz zufällig in dieses Kleid gestolpert, sie jobbt neben dem Studium in einem großen Bekleidungsgeschäft und beschäftigt sich auch sonst gerne mit Mode. Jetzt habe sie sich mal an Gelb herangetraut, sagt sie. Mit Recht, wie wir finden. Der Ton passt hervorragend zu ihrer leicht gebräunten Haut und den hellbraunen Haaren.
(Selly Hermann trägt einen Rock aus transparentem Stoff. Foto: Melanie Zanin)
Und auch der nächste Frühlingstrend ist nicht weit: Selly Hermann (wie die Schreibweise verrät nicht mit Selina Herrmann verwandt) hat einen langen Rock aus blau-weißem und leicht durchsichtigem Stoff an. Mit kurzem, weißem Unterrock, natürlich. „Dieser Trend gefällt mir einfach, also habe ich das Teil gekauft“, sagt sie.
Es gibt sie also in Düsseldorf, die aktuellen Frühlingstrends dieses Jahres. Ein bisschen suchen muss man sie aber schon.