Musik Düsseldorfs schräger Beitrag zum Beethoven-Jahr
Düsseldorf · Klassik-Crossover ist das Markenzeichen von „Uwaga!“. Auch auf der neuen CD müssen die Instrumente wieder einiges aushalten.
„Jedes Festival braucht einen Außenseiter. Wir können überall spielen“, fasst Maurice Maurer zusammen, was das Düsseldorfer Quartett „Uwaga!“ ausmacht. Klassik-Crossover nennen die Musiker ihre Mischung aus Klassik, Jazz und Balkan-Klängen, die vor allem bei den Live-Auftritten manchen Zuschauer blass werden lässt, wenn die Vier ihre klassischen Instrumente als Percussion-Set einsetzen. „Da geht aber nichts kaputt. Wir haben extra unseren Geigenbauer gefragt, wo wir hinhauen dürfen, damit die Instrumente keinen Schaden nehmen,“ erklärt Maurer die ungewöhnliche Spieltechnik, die das Ensemble, das eigentlich längst eine Band ist, in den vergangenen zwölf Jahren entwickelt hat. Zum Beethoven-Jahr hat Uwaga! jetzt die sechste CD vorgelegt, auf der die Musiker dem großen Komponisten zwar viel Respekt erweisen, aber den Stücken auch ihren ganz persönlichen Stempel aufdrücken. „Alle Menschen werden Brüder“ heißt das Werk, das gerade erschienen ist.
Überregional ist Uwaga! ein gefragter Act. Ob bei der Expo in Shanghai, dem Schleswig-Holstein-Musikfestival oder als Höhepunkt zum Moskauer Stadtgeburtstag, das Ensemble ist viel unterwegs. Und steht oft mit renommierten Orchestern auf der Bühne, von den Düsseldorfer Sinfonikern bis zum WDR-Funkhaus-Orchester. Maurer: „Die haben auch immer viel Spaß mit uns.“
Die Geburtsstunde von „Uwaga!“ schlug vor zwölf Jahren in Dortmund, wo Maurice Maurer und Christoph König gemeinsam Geige und Violine studierten: „Ich klassisch und Christoph Jazz. Wir haben aber beide mit dem gleichen Akkordeonspieler gearbeitet.“ Irgendwann entstand die Idee, dass man doch mal gemeinsam etwas ausprobieren könne. Und es machte einen Riesenspaß, die klassischen Instrumente als Rhythmusgruppe einzusetzen. Zuerst als Trio: „Aber dann war uns das auf der Bühne nicht fett genug, wir haben ein Kontrabass-Casting gemacht.“ So kam Matthias Hacker zu Uwaga!. Komplettiert wird das Quartett durch Miroslav Nisic am Akkordeon, der eine ausgeprägte Leidenschaft für Balkan-Klänge mitbringt.
Eine junges Orchester und
ein hüpfender Dirigent
Eingespielt haben die Düsseldorfer die CD mit dem Folkwang Kammerorchester: „Das sind junge Musiker, die gerade ihre Ausbildung abgeschlossen haben und noch viel Energie haben.“ Die seien offener für neue Ideen als viele altgediente Instrumentalisten, die sich an den Klassik-Betrieb gewöhnt haben. Mit Johannes Klumpp habe man zudem den passenden Dirigenten gefunden, der das Orchester zu Höchstleistungen trieb: „Der hüpft auch schon mal beim Dirigieren.“
Herausgekommen ist ein typisches „Uwaga!“-Werk. Es beginnt mit Beethovens Mondschein-Sonate. Maurer: „Da denkt man an ruhige und dunkle Nächte ohne elektrisches Licht. Wir haben das Ganze aufgehellt und mit einem Beat unterlegt.“ Die „Ode an die Freude“ hat das Ensemble musikalisch in den Orient verlegt und Beethovens „Cavatina“ hat eine ständig wechselndes Improvisations-Passage für die erste Geige: „Das wird es live so nie wieder geben.“ Noch schräger fällt die Bearbeitung von „Pathétique Allegro“ aus. Die hat Maurice Maurer mit dem Song „Smack my bitch up“ von „The Prodigy“ kombiniert.
Zwar sind alle vier Musiker auch noch in anderen Ensembles aktiv oder unterrichten, „Uwaga!“ sei aber für sie inzwischen das Hauptprojekt. „Wir können das tun, was uns Spaß macht. Das ist für klassische Musiker nicht selbstverständlich“, sagt Maurer, „es gibt Streichquartette, die nur noch über den Anwalt kommunizieren. Das kann auf der Bühne nicht funktionieren. Wie freuen uns immer auf jedes Konzert.“
Und davon stehen in diesem Jahr jede Menge auf dem Programm, bisher aber noch keins in Düsseldorf. Allerdings finden einige Konzerte in der Nähe statt, unter anderem in Witten (27. März, Saalbau), Mülheim (28. März, Stadthalle) und Pulheim (22. August, Abtei Brauweiler). Für zu Hause gibt es die CD „Alle Menschen werden Brüder“ für 20 Euro auf der Internetseite der Band