Pinsel statt Kochlöffel Ex-Kultkoch zeigt sich von anderer Seite
Düsseldorf · Pinsel statt Kochlöffel: Paul Meister zog sich für die Kunst aus der Gastronomie zurück. Jetzt eröffnet er seine erste Ausstellung.
Unterschiedlicher könnten die beiden Künstler nicht sein, die gemeinsam ein Plakat an die Ausstellungsräume hängen. Frédéric Lepape ist groß, bärtig, stämmig, er wirkt ruhig, während er über die bevorstehende Ausstellungseröffnung spricht. Anders als Paul Meister, er läuft auf und ab, es ist das erste Mal, dass er seine Kunst öffentlich ausstellt.
Diese Unterschiede spiegeln sich in der Kunst der beiden Männer wider: Lepape bezeichnet seinen Stil als zeitgenössisch, narrativ und figurativ, während Meister sich dem abstrakten Expressionismus und der informellen Kunst widmet. Am Freitag, 20. Oktober, wird ihre gemeinsame Ausstellung „Neue Bilder“ eröffnet. Die Künstler haben sich bewusst dazu entschieden, ihre Bilder nebeneinander aufzuhängen. Der Betrachter sieht zunächst ein Bild von Lepape, direkt daneben folgt ein Werk von Meister. „Es ist außergewöhnlich, dass zwei so konträre Stile parallel ausgestellt werden“, sagt Lepape.
Seine Kunst setzt sich mit politischen und geschichtlichen Themen auseinander – wie dem Klimawandel, der Homophobie oder dem Ukraine-Krieg. „Wenn man meine Kunst ansieht, kann man erkennen, was in den vergangenen Jahren passiert ist“, erzählt Lepape. Er male sich die Fassungslosigkeit darüber, was in der Welt geschieht, und damit „die Sorgen von der Seele“.
Meisters Kunst dagegen ist „frei von jeder Interpretation“. Er stellt bewusst keine vorgegebene Stimmung dar, sondern lässt den Betrachter selbst entscheiden, was das Bild in ihm auslöst. „Ich möchte die Menschen mit meiner Kunst unterhalten“, sagt er im Gespräch. Zudem lebe er jetzt seine Leidenschaft aus.
In seinen Restaurants stand Meister in der Küche, er koordinierte und organisierte. Selten sei er zu dem gekommen, was ihm ursprünglich in der Gastronomie wichtig gewesen ist: dem Kochen. Von seiner Leidenschaft habe er sich durch die administrativen Aufgaben immer weiter entfernt. Vor knapp zwei Jahren bemerkte, er dass ihm etwas in seinem Leben gefehlt habe. Er zog die Konsequenz und schloss sein Restaurant, die „Hafenmeisterei“.
Geboren in Paris und mit sieben nach Düsseldorf gezogen
„Ich wollte frei von Druck und Zwängen sein.“ Seitdem widmet er sich hauptberuflich der Kunst und steht zehn Stunden täglich im Atelier – das er sich mit Lepape teilt. Die beiden sind seit circa 20 Jahren befreundet, kennengelernt haben sie sich in „Roberts Bistro“, wo Lepape Gast war. Später trainierte er als Tennislehrer die Tochter von Meister.
Geboren wurde Lepape in Paris. Mit sieben Jahren ist er mit seiner Familie nach Düsseldorf gezogen. Seine Heimat spiegelt sich auch in seinen Werken wider. Auf einem Gemälde ist ein Spieler von Fortuna Düsseldorf zu sehen. Auf die Frage, ob er begeisterter Fortuna-Fan ist, antwortet er: „Selbstverständlich, wie verrückt.“
Lepape deutet auf zwei weitere Bilder, die er „Stillleben“ genannt hat. Das Erste verdeutlicht seine französische Kultur: Rotwein, Baguette, Käse. Das zweite Düsseldorf: Altbier, Blutwurst, Löwensenf. „Das zeigt mein geteiltes Ich“, erklärt Lepape. „Beide Orte haben gleich viel Platz in meinem Herzen.“
Er zeichnet seit mehr als 30 Jahren und hat seine Werke schon mehrmals ausgestellt. Für seine Zeichnungen verwendet er Bleistift, Kohle und Tusche. Seine Bilder malt er ausschließlich mit Ölfarben. „Neue Bilder“ ist bereits seine fünfte Ausstellung, weshalb er weniger aufgeregt sei. „Für mich ist es nicht so wie für ihn“, sagt er und deutet auf Meister.
Dieser lächelt. Sein Leben habe sich seit der Schließung seines Restaurants verändert: Er ist freier in seiner Tätigkeit, arbeitet kreativer, und kann seiner Leidenschaft Kochen stressfrei nachgehen. Jeden Mittag koche er für seine Ehefrau Greta. „Sie freut sich darüber“, erzählt er.
Meister betont, wie wichtig es für ihn ist, Feedback zu erhalten. Der ehemalige Koch freut sich darauf, in seiner ersten Ausstellung eine andere Seite von sich zeigen zu können. Das sei für ihn ein großer Schritt. Denn: „Kunst ist – genauso wie Kochen – Geschmackssache.“