Große Demo in Düsseldorf Verbände fürchten drastische Einschnitte in der Betreuung
Düsseldorf · Die Wohlfahrtsverbände fordern angesichts großer Lohnzuwächse mehr Geld vom Land zur Finanzierung ihrer Aufgaben.
Die Wohlfahrtsverbände befürchten massive Einschränkungen in der Betreuung und Beratung von Bürgern. Ein wichtiger Grund sind die zuletzt ausgehandelten hohen Lohnzuwächse bei Erziehern, Betreuungskräften und Sozialarbeitern. „Die uns gezahlten Pauschalen aus der Landeskasse gleichen das in keiner Weise aus, wir stehen vor einer großen Finanzierungslücke, die existenzgefährdend ist“, sagt Diakoniesprecher Christoph Wand. Deswegen unterstütze sein Verband die Mitarbeiter, die sich am heutigen Donnerstag vor dem Landtag unter anderem für eine Erhöhung der Pauschalen im künftigen NRW-Haushalt stark machen. – Tatsächlich könnten weiter ausbleibende Mittel Familien und Menschen mit besonderen Beratungsbedarfen hart treffen. Denn schon jetzt führt der Fachkräfte-Mangel dazu, dass Kita-Gruppen, für die es längst fertige Räume gibt, nicht an den Start gehen können. „Kommt dann noch hinzu, dass wir uns neue Mitarbeiter einfach nicht mehr leisten können, müssen wir Betreuungszeiten verkürzen“, sagt Nadja Hübinger, die seit 20 Jahren bei der Arbeiterwohlfahrt den Offenen Ganztag (OGS) an den Grundschulen mit verantwortet. „Am Ende müssten wir entscheiden, ob wir die tägliche Betreuungszeit deutlich vor 16 Uhr enden lassen, nur noch an vier statt an bislang fünf Werktagen Kinder betreuen oder unser Angebot in den Schulferien komplett streichen“, meint sie.
Pädagogische Fachkräfte sind
in vielen Bereichen Mangelware
Die Perspektive einer reduzierten Betreuung umtreibt die Familien. So ziehen Eltern, Kinder und Betreuer der OGS an der Adam-Stegerwald-Straße in Garath gemeinsam vor den Landtag. „Die Kinder haben die Plakate mit entworfen“, sagt einer der Betreuer. Mit Sprüchen wie „Bildung für uns, Zukunft mit Wumms“ fordern auch sie Änderungen im kommenden Landeshaushalt. – An Demo-Plakaten arbeiteten am Mittwoch auch Jennifer Schlüter und ihr Team. Die 40-Jährige koordiniert die OGS an der Montessori-Grundschule in Stockum „Wenn wir die Betreuung einschränken müssten, wäre das für viele arbeitende Eltern eine Katastrophe. Letzten Endes hängt ja ihr Job an diesem Angebot“, sagt sie. Wie wichtig in Düsseldorf eine gesicherte Betreuung im Grundschulalter ist, zeigen die Zahlen der Stockumer Schule. „Von 324 Schülern werden inzwischen 300 von uns im Offenen Ganztag betreut“, sagt Schlüter. Schon jetzt sei das System auf Kante genäht, denn pädagogische Fachkräfte sind nicht nur in Kitas, sondern auch in der OGS Mangelware. „Und von 2026 an wird es einen Rechtsanspruch auf einen Platz geben. Wie soll das gehen, wenn wir kein Geld mehr für zusätzliches Personal haben“, meint die 40-Jährige.
Wie groß der Druck im Kessel ist, erfährt auch Rita Mans jeden Tag. Seit 26 Jahren arbeitet die 51-Jährige als Erzieherin, inzwischen leitet sie die Diakonie-Kita in Oberkassel. Theoretisch könnte sie dort 97 Kinder betreuen, tatsächlich sind es aber nur 80. Grund ist der Mangel an Erziehern und der Betreuungsschlüssel, der festlegt, für wie viele Kinder es jeweils einen Mitarbeiter geben muss. Schon jetzt seien viele Mitarbeiter am Limit. „Die Zahl der längeren Krankmeldungen ist deutlich gestiegen“, sagt Mans.