Ein Charmeur geht baden
Zu einem Bohemien muss man geboren sein, meint der ehemalige Rektor Markus Lüpertz. Helge Achenbach war kein Bohemien, er aalte sich in der Gesellschaft. Er war ein Charmeur. Er unterhielt die Vips und die Künstler, aber er wollte mit ihnen auch Geschäfte machen.
Das ging schief. Er war kein Stratege. Sein Kopf war voller Schnapsideen. Und als das nicht mehr griff, fing er an, Rechnungen zu fälschen.
Er war ein zauberhafter Gesellschafter. Nicht nur zufällig lagen ihm die Frauen, die Künstler, die Bänker und Sammler zu Füßen. Aber er verstand nicht, sie zu halten. Er war ein goldiger Junge unter den Firmen-Chefs, die seine Bilder und Skulpturen kauften. Aber er übersah, dass mit der Börsenkrise viele Sammlungen aufgelöst wurden. Vor allem hatte er kein Gespür für die Konkurrenz. Der Markt wuchs, aber die großen Galerien und die Auktionshäuser buhlten um dieselben Künstler — und gewannen.
Sein Jagd-Trieb für Bilder war unersättlich. Aber er war unfähig zu organisieren und zu delegieren. Selbst bei seinem letzten Coup im brasilianischen Campo Bahio wäre alles schief gegangen, wenn es nur nach ihm gegangen wäre. Charme allein hilft nicht, schon gar nicht bei einer Fußballweltmeisterschaft.