Ein Flaneur macht die Düssel berühmt
Es stand bitter um den Bekanntheitsgrad unseres namensgebenden Flüsschens. Dann kam Sebastian Brück.
P. gibt es gar nicht. Und doch werden ihm regelmäßig schöne Grüße ausgerichtet.
Das ist das eine Phänomen, das mit dem Blog „Düssel-Flaneur“ von Sebastian Brück verbunden ist. Das andere ist das steigende Interesse am Fluss, der unserer Stadt den Namen gab. 1200 Menschen haben die Facebook-Seite des Blogs abonniert, Fans gibt es sogar in den USA und in Dubai.
P. ist eine der beiden Figuren, die die inzwischen 42 Folgen prägen. Er ist der beste Freund des Ich-Erzählers. Letzterer hat schon viele Gemeinsamkeiten mit dem Autor, dennoch ist es Brück wichtig, dass sie nicht identisch sind: „Ich wollte kein typisches Blog schreiben, sondern eines mit literarischen Persönlichkeiten. Damit kann ich mehr spielen, das macht mehr Spaß beim Schreiben.“
Die Figuren und ihr Erfinder haben eines gemeinsam: Sie laufen die 45 Kilometer lange Strecke der Düssel ab, gegen den Strom, von der Mündung des südlichen Teils bis zur Quelle, immer ein kleines Stückchen. Mal sind es 500 Meter, mal ein bisschen mehr. Die Länge ergibt sich nach den Geschichten — und den Parkmöglichkeiten, um für die nächste Folge leicht zurückkehren zu können.
Ursprünglich wollte Brück jede Woche eine Folge produzieren, inzwischen gelingt es alle vier bis sechs Wochen. Bis Erkrath-Hochdahl ist er schon gekommen, Haan-Gruiten ist in Sicht, aber Brück geht davon aus, dass er noch gut zwei Jahre brauchen wird.
Es ist gar nicht so leicht, an der Düssel zu flanieren. Immer wieder verschwindet sie in Tunneln, selbst bei Google Maps stimmen manche Angaben nicht, dann wieder befindet sich ein Stück auf privatem Grund. „Ich mache das so legal wie möglich, ich bin gelassen in meinem Ehrgeiz“, sagt der 46-Jährige. Die Widrigkeiten sind willkommener Teil des Weges. Brück weiß vorher nie, auf welcher Uferseite er läuft oder was ihn am Wegesrand erwartet. Er lässt seine Figuren unvorbereitet auf die Düssel los, und die lassen sich gerne mal ablenken. Ein Fortuna-Aufkleber kann deutlich spannender sein als irgendein Baudenkmal. „Es kann alles passieren. Oder gar nichts.“
Vor Brück stand es ganz schön bitter um den Bekanntheitsgrad der Düssel. In 90 Prozent der Reiseführer wird sie nicht oder nur in Nebensätzen erwähnt. Die einzig tragende Rolle spielt sie in Stefan Kellers „Düsseldorf — Porträt einer Stadt“. Darin gibt es ein Kapitel über das Flüsschen und das Blog. Dessen Urheber fordert weiteren Fortschritt. „Im Neandertal gibt es eine bessere Beschilderung an der Düssel.“ Man könnte mit wenig Geld den Namensgeber unserer Stadt mehr in den Fokus rücken, sagt er. „Erklärtafeln, Kilometerzähler...“
Wenn Brück irgendwann die Quelle erreicht, will er danach die Nördliche Düssel vom Rhein bis nach Gerresheim laufen. Einen Text zum Brückerbach gab es schon, aber da sind ja noch der Kittelbach und der Pillebach und der Rotthäuser Bach und der Eselsbach. Gute Aussichten für P. und alle, die ihn grüßen lassen.