Bilanz Ein Monat E-Scooter in Düsseldorf: Sind die Roller ein Gewinn oder eine Plage?

Düsseldorf · Polizei zählt vier Unfälle mit fünf Verletzten. Die Flotte wurde inzwischen auf 800 Roller aufgestockt.

Bei dem Unfall an der Graf-Adolf-Straße wurde ein 27-Jähriger verletzt.

Foto: Gerhard Berger

Seit einem Monat sind die Elektro-Tretroller auf den Düsseldorfer Straßen unterwegs und haben das Sicherheitsgefühl nachhaltig verändert. Vor allem in der Innenstadt, wo die E-Scooter regelmäßig Slalom durch die Fußgängerzonen fahren, die faktisch zum rechtsfreien Raum geworden sind. An vier Unfällen mit Verletzten waren die Roller nach Angaben der Polizei beteiligt. Für die Firma Tier Mobillity ist das Experiment bisher allerdings so erfolgreich, dass die Flotte von zunächst 600 auf inzwischen 800 E-Scooter aufgestockt wurde.

Es dauerte nur wenige Tage, bis es zum ersten Mal heftig krachte. Auf der Ulmenstraße war ein 50-Jähriger mit seinem E-Tretroller in entgegengesetzter Richtung auf dem Fahrradweg unterwegs. Dabei stieß er mit einer Radfahrerin zusammen. Beide wurden verletzt, der 50-Jährige schwer. Er war allerdings nicht mit einem Leih-Scooter unterwegs. Bei der Unfallaufnahme stellte die Polizei fest, dass es für den Elektroroller keine Betriebserlaubnis und auch keine Versicherung gab. Die Angaben auf dem Fabrikschild wurden lediglich in chinesischen Schriftzeichen ausgewiesen.

Über die Fußgängerzonen soll noch geredet weden

Einen weiteren schweren Unfall gab es Anfang Juli an der Graf-Adolf-Straße. Da war ein 27-Jähriger mit seinem Roller von einem VW Golf erfasst worden. Außerdem habe es noch zwei weitere Unfälle mit Leichtverletzten gegeben, erklärte Polizeisprecher Markus Niesczery. Mehr wird auch nicht erfasst. So gibt es zum Beispiel keine Zahlen darüber, wie viele Verkehrsverstöße im ersten Monat gegeben hat. Zum Beispiel, wenn zwei Personen auf dem Roller unterwegs sind.

Ein Problem sind vor allem die Fußgängerzonen. Da fühlt sich der Ordnungs- und Servicedienst nicht zuständig. Denn die E-Scooter gelten als Fahrzeuge. „Der fließende Verkehr ist Sache der Polizei“, stellt Stadtsprecher Volker Paulat fest. Also hat der Ordnungsdienst zwar ein waches Auge auf Radfahrer, die verbotenerweise durch Fußgängerzonen fahren,  kümmert sich aber nicht um die Scooter. „Das ist ein Thema, über das wir noch einmal mit der Polizei reden müssen“, meint Ordnungsdezernent Christian Zaum.

Die Bilanz fällt für die Stadt gemischt aus. Paulat: „Zum einen wird das Angebot des E-Scooter-Verleihers nach Erkenntnissen des Amtes für Verkehrsmanagement gut angenommen. Inwieweit dadurch Fahrten mit dem eigenen Pkw ersetzt werden, ist von dort aus nicht zu beurteilen. Zum anderen gibt es aber auch  Beschwerden über rücksichtsloses Verhalten der Nutzer und verkehrsbehindernd abgestellte Scooter.“

Bodo von Braunmühl, Sprecher von Tier Mobility, erklärt, dass es bisher keine verlässlichen Zahlen gebe, inwieweit E-Scooter für mehr Unfälle sorgen: „Das  ist aber auch eine Frage der Verkehrserziehung. Die Menschen müssen sich erst an das neue Verkehrsmittel gewöhnen.“ Und wissen, dass sie zum Beispiel nicht alkoholisiert einen Roller mieten dürfen. Für das Problem  Fußgängerzonen habe man schon eine Lösung entwickelt: „Die Roller können dort gedrosselt werden. Auf eine Geschwindigkeit von fünf Kilometern pro Stunde.“ Darüber will man mit der Stadt reden.