Ein Spiel mit Craggs Nase

In der Galerie Konrad Fischer zeigt der Künstler die neuesten Arbeiten, darunter eine Skulptur mit seinem Konterfei.

Foto: Helga Meister

Düsseldorf. Tony Cragg ist kein Bastler oder Modellierer, der mit Lötkolben oder Knete hantiert. Er ist auch kein Computer-Freak, der mit 3D-Cad-Systemen oder sonstigen Programmen arbeitet. Die Gestalt entwickelt er aus der Silhouetten-Zeichnung, der Querschnittzeichnung und den Formfragmenten, die er in -und gegeneinander schiebt, so dass Nasen, Kinne, Münder oder Halspartien raffinierte Berg- und Talfahrten bilden. Die Teile werden in unzähligen, parallelen Lagen in Styropor oder Holz gesägt, geschichtet, verklebt und poliert. In der Galerie Konrad Fischer spielt er erstmals diese Technik an seinem eigenen Gesicht durch.

Foto: Helga Meister

Die Ähnlichkeit zwischen seiner Silhouette und den Einzelformen inmitten einer Art Pinienzapfen aus Bronze ist enorm. Er hat, wie er erzählt, sein Gesicht und seinen Hinterkopf abformen lassen und dann aus den Details das Kunstwerk geschaffen. Es ist so mehransichtig wie ein menschlicher Kopf, nur vielfach multipliziert. So sieht der Betrachter ein Stakkato von Hinterköpfen und Seitenansichten mit Ohren wie Henkeltassen und mit unzähligen Nasen, von verschiedensten Winkeln aus zusammengefügt. Diese Dutzende von Selbstporträts sind zu einem überdimensionierten „Wir“ vereint, wie er die Skulptur nennt.

Erstmals zu sehen sind seine aus Cortenstahl gefertigten „Hedges“ (Hecken). Er dachte dabei an die weit ausladende Heckenlandschaft Südenglands, wo er seine Kindheit verbracht hat. Die vielgestaltigen Formen sind elegant geschwungen und wirken voller Elan. Diese abstrahierten Naturgebilde erhalten ein erstaunliches Eigenleben, sie scheinen zu tänzeln. Äste wirken trotz des massiven Gussmaterials fast schon leichtgewichtig. Es ist eine Freude, dem energetischen Spiel zu folgen.

Einen dritten Akzent setzt er in seinen Holzarbeiten aus dünnen Multiplex-Platten. Auch hier lässt er nach den von ihm bestimmten Umrisslinien hölzerne Schablonen anfertigen, verschrauben und feilen. Sobald ihm eine Stelle nicht „spannend“ genug erscheint, wird alles wieder aufgeschraubt. Dann schiebt er neue Schichthölzer ein, lässt sie bearbeiten und erzeugt, wie jetzt für die Fischer-Galerie, ein faszinierendes Bewegungsspiel. Er vergleicht es mit einem Brunnen, aus dem das Wasser steigt und fällt. „Spring“, so sein Titel, bedeutet Quelle und Frühling, beides ist in den empordriftenden Formen gut erfasst.

Konrad Fischer-Galerie, Platanenstraße 7, bis 6. Mai, Dienstag bis Freitag 11 bis 18 Samstag bis 14 Uhr.