Stadtteil-Geschichte Die Schenkung Vogel ist ein Glücksfall für das Stadtarchiv in Düsseldorf-Kaiserswerth

Düsseldorf · Kaiserswerth Der ehemalige Maurermeister und Bauführer hat die Geschichte des Stadtteils aufgearbeitet.

Franz-Josef Vogel übergibt dem Leiter des Stadtarchivs, Benedikt Mauer, eine seiner vielen Kostbarkeiten.

Foto: Wilfried Meyer, Stadt Düsseldorf/Wilfried Meyer

Menschen wie Franz-Josef Vogel sind Ausnahme-Erscheinungen. Stadtarchivleiter Benedikt Mauer wünscht sich noch mehr davon. Denn der 83-Jährige vermacht dem Institut an der Worringer Straße nicht nur die umfangreichste Sammlung von Ansichten, Grafiken und Kupferstichen zur Belagerung von Kaiserswerth, sondern obendrein auch die größte Postkartensammlung zum Ort. 70 Archivkartons hatte der gebürtige Kaiserswerther in den letzten Monaten und Jahren übergeben. Obendrein fertigte er auch noch ein Verzeichnis nach den archivalischen Richtlinien an. Das Stadtarchiv muss also nicht selbst forschen. Niemand außer Vogel hätte es so genau machen können, meinte Mauer, als er Teilstücke der Sammlung vorstellte.

Stadtgrundriss mit gebrochener Abschlussmauer als Dokument

Franz-Josef Vogel ist ein passionierter Historiker, der seit 1980 systematisch vorgeht und nicht lockerlässt, wenn er ein Stück für seine Sammlung entdeckt. So las er in einer Werbezeitung im Düsseldorfer Norden von einem Stadtplan im Besitz eines Rechtsanwaltes. Den wollte er haben, der Jurist winkte jedoch ab. Ein alter Stadtgrundriss mit einer gebrochenen Abschlussmauer des Wassergrabens um das kleine Städtchen war es. Nach 1702 gab es diese Mauer nicht mehr, sie wurde im Spanischen Erbfolgekrieg gesprengt. Es versteht sich, dass Vogel das Blatt schließlich doch noch ergatterte, die Familie des Juristen war nicht daran interessiert.

Eher zufällig hatte Franz-Josef Vogel in einem Film über Hexenverfolgung von alten Zeitungen gehört. Da er mehr über die Belagerung Kaiserswerths anno 1689 und 1702 wissen wollte, landete er in der Universität Bremen, die ein Zentrum für Zeitungsforschung hat. So erfuhr er von den Franzosen, die im Namen des Sonnenkönigs die Grenzen ihres Landes bis zum Rhein ausdehnen wollten und plündernd durch das linksrheinische Gebiet zogen. 1702 lagen vor Kaiserswerth die Truppen der Generalstaaten, also die Preußen, Brandenburger, Hannoveraner und Pfälzer. Der Bergfried der Kaiserpfalz wurde damals gesprengt. Mehrere tausend Bauern und Landarbeiter schleiften die Festung. Der gelernte Maurermeister und Bauführer hatte somit genug zu tun.

Sogar eine Kaiserurkunde mit Siegel liegt nun im Stadtarchiv

Die Sammlung hat den ursprünglichen Anlass längst verlassen. Das älteste Stück datiert von 1574. Und Benedikt Mauer lobt: „Die Sammlung Vogels umfasst alles, was man sich wünschen kann, die politische Geschichte, die Kunst- und Wirtschaftsgeschichte sowie das bürgerliche Engagement Kaiserswerths.“ Es gibt Kostbarkeiten darunter, etwa die Urkunde des Kaisers Leopold II von 1791, der das Begehren eines Mannes unterstützte, der Stiftsherr von Kaiserswerth werden wollte. Er tat es mit seiner Unterschrift und seinem Siegel in Originalkapsel. Und Vogel schwärmt: „Es ist ein herrliches, großes kaiserliches Siegel. Das größte Siegel, was man vergeben hat, in Tierhaut aus Leder. Die Urkunde kommt aus Wien.“

In den Anfängen des Sammelns durchforstete er Antiquitätenmessen und Antiquariate. Heute öffne ihm das Internet Tor und Tür, wie er sagt. Aus der ganzen Welt hole er nun Papiere in die Heimat zurück. Kaiserswerth war Diakonie- und Lazarettstadt, und so gingen auch die Postkarten rund um den Globus. Die Stempel bezeugen es, sie kommen aus Indien, Malaysia, Rumänien, Ungarn, Italien Frankreich und England. Die älteste Karte ist 125 Jahre alt und zeigt die Gaststätte Kaisergarten.

Parallel zur Sammlung hat Vogel das Buch „Kaiserswerth – Aus Geschichten wird Geschichte“ herausgebracht, mit 28 kurzweiligen und spannenden Betrachtungen. Er werde weiter sammeln und schreiben, erklärt er zum Schluss. Für Düsseldorf ist seine gesamte Arbeit ein Glück, denn die hiesige Postzeitung ist erst ab 1723 nachgewiesen.