Düsseldorf-Pempelfort Ela sei Dank: Porzellan-Pavillon taucht wieder auf
Daniela Liebeck hat Relikte auf Spaziergängen durch den Hofgarten gesammelt.
Düsseldorf. Ein gutes Jahr ist es her, dass im Hofgarten bei den Bauarbeiten zu dem Spielplatz an der Oederallee die Reste des Majolika-Häuschens im Boden entdeckt wurden. Nicht nur die Fundamente, sondern auch Sockelverkleidungen und Blätterfragmente wurden dabei gefunden.
Melanie Florin, die über den für die große Industrie- und Gewerbeausstellung von 1902 gebauten Ausstellungspavillon der Firma Villeroy & Boch ihre Examensarbeit und danach ein Buch geschrieben hat, war überglücklich. „Ich vermutete, dass noch etwas da sein musste, aber niemand wusste genau wo“, sagte sie damals. Denn der später von der Stadt als Milchausschank genutzte Pavillon verschwand im Februar 1926 spurlos, weil er dem Architekten der Gesolei, Wilhelm Kreis, im Wege stand.
Heute ein gutes Jahr später, strahlt Florin ein zweites Mal. Denn Daniela Liebeck aus der Innenstadt präsentierte ihr bei einem Vortrag über das Majolikahäuschen im Rahmen der Feuer-und-Stahl-Tour des zum Kunst- und Eventschiffes umfunktionierten Kohlekahns „Maria Helena“ zwei Beutel voller Ton- und Keramikscherben, von denen die meisten dem Majolika-Häuschen zuzuordnen sind.
Dass diese überhaupt aus dem Boden aufgetaucht sind, ist Sturm Ela zu verdanken, der im Hofgarten alles von unten nach oben gekehrt hatte. Bei ihren Spaziergängen mit ihrem Hund stieß Daniela Liebeck auf eine Bodenplatte mit dem Markenzeichen „Villeroy & Boch“. „Mich hatte das Majolika-Fieber gepackt, ich hatte meine Augen mehr am Boden als anderswo“, sagt Liebeck scherzend.
Fündig wurde sie an fast unmöglichen Stellen: Bei Kanalbauarbeiten an der Kunstakademie, an der Tuchtinsel entdeckte sie Fragmente mit typischen Majolika-Blau und ansonsten lag viel Keramik verstreut auf den Wegen und zwischen den Wurzeln der umgestürzten Bäume. Diese werden jetzt dem Hetjens-Museum zwecks Untersuchung übergeben.
Das Verschwinden des Majolika-Häuschens gleicht einem kleinen Krimi, wie Melanie Florin bei der Gelegenheit berichtete. „Das kitschige Ding sersaut mir meine ganze Gesolei“, soll Architekt Wilhelm Kreis, von dem der Ehrenhof-Komplex samt Tonhalle und Rheinterrassen stammt, 1926 geflucht haben. Eine Abrissgenehmigung von der Stadt bekam er aber nicht, denn der verspielte Jugendstilbau war bei den Bürgern sehr beliebt.
Und so überredete er bei einem Trinkgelage den Bauleiter der benachbarten Tonhalle, mit seinen Mannen den Bau in einer Nacht- und Nebel-Aktion abzutragen, wie erst 40 Jahre später herauskam. „Dabei muss jede Mulde im Hofgarten als Schuttablageplatz genutzt worden sein, so wie die Scherben verteilt sind“, mutmaßt Liebeck.