Tag des Lärms Elke Wagner: „Die Bahn könnte morgen den Lärm reduzieren“

Düsseldorf · Interview Die Vorsitzende der Initiative Angermund fordert unter anderem Nachtfahrverbote für Güterzüge.

So soll der Rhein-Ruhr-Express (RRX) nach dem Ausbau durch Angermund rollen. Die Strecke muss auf sechs Gleise erweitert werden.

Foto: nn

Elke Wagner ist eine streitbare Frau. Mit ihrer Initiative Angermund klagt sie gegen die vierspurige Bahnstrecke, die durch den Stadtteil führt. Das Verwaltungsgericht entscheidet am 28. August darüber, ob die Trasse ein Schwarzbau ist. Zum „Tag des Lärms“ am Mittwoch sprach Elke Wagner mit der WZ.

Was bedeutet der Tag des Lärms für sie?

Elke Wagner: Es ist ein Tag wie jeder andere. Es ist keinen Deut besser. Ich habe meine Fenster zu, sonst könnte ich gar nicht telefonieren.

Ärgert Sie das?

Wagner: Natürlich. Wir diskutieren intensiv über Luftverschmutzung, aber nicht über den Lärm, der genauso krank macht. 24 Stunden donnern die Züge durch die Stadt. Zum Teil, wie bei uns in Angermund, mit 200 Kilometern. Durch Düsseldorf führen gleich zwei zentrale deutsche Eisenbahn-Trassen, die Strecke zwischen Köln und Duisburg und die Güterverkehrsstrecke zwischen Eller und Rath. Und niemand kann sich gegen den Lärm wehren. Ärgerlich ist, dass die Bahn schon morgen den Lärm erheblich reduzieren könnte.

Wie soll das funktionieren?

Wagner: Zum einen könnte die Geschwindigkeit reduziert werden. Ein Zug muss nicht mit 200 Kilometern durch Wohngebiete rasen. Da reichen vielleicht auch 100. Schon das würde eine Menge besser machen. Bei Autobahnen gibt es in Städten ja schon lange Geschwindigkeitsbegrenzungen. Auf der A44 und der A52 funktioniert das wunderbar.

Das ist aber nicht Ihre einzige Idee...

Wagner: Nein. Auch ein Nachtfahrverbot für besonders laute Züge darf kein Tabu mehr sein. Das gilt auch für Güterzüge. Der Flughafen macht mit dem Nachflugverbot übrigens vor, wie es geht. Nur an die Deutsche Bahn traut sich offernbar niemand ran.

Niemand traut sich ran? Wie meinen Sie das?

Wagner: Nur ein Beispiel. In Wersten gibt es einen Abstellbahnhof. Dort wurden bei einem Gutachten katastrophale Lärm-Werte gemessen, die weit über alles hinausgehen, was die Weltgesundheits-Organisation empfiehlt. Die Stadt und die Bahn spielen sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Aber nichts passiert. Es wird höchste Zeit, dass die Politik endlich reagiert. Die Stadt Düsseldorf macht sich vor der Bahn immer klein.

Was erwarten Sie von dem Prozess am 28. August? Dass die Strecke still elegt wird?

Wagner: Nein. Das möchte ich auch gar nicht. Aber ich forderte, dass die Bahn die Bürger endlich vor Lärm schützt. Und Geschwindigkeitsbegrenzungen für Züge und Nachtfahrverbote wären ein erster Schritt. Man muss abwarten, wie das Verwaltungsgericht entscheidet. Sollte festgestellt werden, dass es sich um einen Schwarzbau handelt, ist alles möglich. Es gibt Juristen, die überzeugt sind, dass die Strecke dann tatsächlich sofort stillgelegt werden muss. Das würde allerdings den ganzen Bahnverkehr in Deutschland schwer treffen.

(Dieter Sieckmeyer)