Kulturprogramm zur Fußball-EM Ein Tag zum Träumen für die Ukraine
Düsseldorf · Das EM-Kulturprogramm am Bertha-von-Suttner-Platz nahm jetzt das Land in den Blick. Es gab Volksmusik, Tänze und Workshops.
Vasylysa Furmanova hat gezeigt, wie man die Bandura meisterhaft beherrscht. Allerdings fand ihr werben, es in ihrem Workshop für das ukrainische Lauteninstrument selber einmal zu versuchen, wenig Zustimmung. Kein Wunder, hat das Instrument, das in der ukrainischen Volksmusik eine wichtige Rolle spielt, bis zu 65 Saiten. Die gebürtige Kiewerin Furmanova war aus ihrer zweiten Heimat Berlin zum Ukraine-Tag im Düsseldorfer „Stadion der Träume“ gekommen. Während der Fußball-Europameisterschaft 2024 präsentieren sich an 24 Tagen alle 24 qualifizierten Nationen in der ehemaligen Zentralbibliothek am Bertha-von-Suttner-Platz mit eigenen Veranstaltungen.
Die ukrainische Sprache, Tänze und ihre Lieder lebten an dem Tag in verschiedenen Workshops genauso auf, wie die Rückbesinnung auf ukrainische Sportler und Fußballlegenden. Für Kinder waren die Angebote „Malen für den Frieden“ und Basteln besondere Highlights. „Wir Düsseldorfer haben uns sehr gefreut, als sich die Ukraine für die Euro qualifiziert, dann auch noch in Düsseldorf gespielt und gewonnen hat“, erklärte Miriam Koch, Dezernentin für Kultur und Integration. „Für die Ukraine ist es in der derzeitigen Kriegssituation ein besonderer Moment an der EM teilzunehmen. Von uns fordert das besonderen Respekt für die Ukraine.“
Auch im Stadion der Träume wurde der Krieg nicht komplett ausgeblendet, obwohl es insgesamt ein fröhlicher Nachmittag und Abend werden sollte. Die Fotoausstellung „Ukraine in Flammen“ mit 20 großformatigen Exponaten zeigte Bilder aus dem von Russland völkerrechtswidrig angegriffenen Land. Und auch eine zweite Tragödie, die sich in der Landeshauptstadt abgespielt hat, kam zur Sprache. Die Hauptorganisatorin des Ukraine-Tages, die gebürtige Kiewerin Elena Solominski, die auch im städtischen Amt für Migration und Integration arbeitete, starb beim Brand des Mehrfamilienhauses in Flingern, der sich im Mai ereignet hatte. „An diesem Tag der Freude erinnern wir auch an unsere Kollegin und Freundin Elena Solominski. Sie hätte gewollt, dass ihr Tag im Stadion der Träume stattfindet“, erklärte Koch.
So kamen viele Menschen am Bertha-von-Suttner-Platz zusammen, um Einblicke in die ukrainische Sprache zu erhalten und kulturell vieles mitzunehmen. Gestaltet wurde das mehr als achtstündige Programm von den Vereinen de.Perspektive, Kin.Top, dem ASG Bildungsforum und der Jacob-Teitel-Akademie. „Wir sind ein im Jahr 2019 gegründeter deutsch-ukrainischer Verein mit dem Ziel, Integrationswege für Zugewanderte Menschen aller Generationen zu ermöglichen“, so Maria Kisseleva, Mitglied bei Deutsche Perspektive. „In den Gesprächen mit den Zuwanderern bzw. Geflüchteten, erfahren wir auch oft, was sie für Hobbys, welche Interessen und Talente sie haben. Aus diesem Fundus haben wir auch für den Ukraine-Tag geschöpft.“
Kisseleva war froh, den Besuchern in der alten Zentralbibliothek einen meist unbeschwerten Tag bereiten zu können. „Viele Ukrainer, die jetzt in Düsseldorf leben, haben alles verloren und haben keinen Halt“, so Kisseleva. „In der Ukraine hatten sie nur die Wahl, im Krieg getötet zu werden oder eben zu fliehen.“ Umso schöner sei es, ihnen die Möglichkeit zu geben, etwas von der Kultur, der Geschichte und Vielfalt ihrer Heimat zu erzählen.
Das Stadion der Träume wird von der Stiftung Fußball und Kultur Euro 2024 mit Mitteln des Bundes gefördert und ist Teil des Kunst- und Kulturprogramms zur Fußball-Europameisterschaft.