Düsseldorf-Hubbelrath Erste Flüchtlinge ziehen zur Kaserne

Elf Leichtbauhallen in Hubbelrath werden für ein Jahr von 384 Menschen bezogen. Kosten: drei Millionen Euro.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf-Hubbelrath. Am Montag ziehen tatsächlich die ersten 100 von insgesamt 384 Flüchtlinge auf das Geländer der Bergischen Kaserne. Sie beziehen eine weiße Siedlung auf dem ehemaligen Sportplatz, die aus elf Leichtbauhallen besteht: acht dienen als Unterkunft mit je zwölf Räumen für vier Personen; drei als Speise- und Aufenthaltsräume. Die Hallen sind geheizt und verfügen über winddichte, gedämmte Wände und Böden. Die Dächer sind aus doppelten Planen, aber nicht fest, was sich an einem windigen Tag wie Freitag mit lautem Geflatter bemerkbar machte.

Mindestens seit vier Jahren ist das fast leerstehende Areal in Hubbelrath als Unterkunft für Asylbewerber im Gespräch, doch immer kam was dazwischen: Erst zierte sich die Bundeswehr, dann vor allem das Land NRW, das dort eine Erstaufnahmeeinrichtung für 600 Flüchtlinge immer wieder ankündigte — und immer wieder verschob und irgendwann verwarf. „Wir haben als Stadt früh klar gemacht, dass wir das Gelände gerne nutzen würden, aber erst im Mai 2016 bekamen wir grünes Licht“, sagt Sozialdezernent Burkhard Hintzsche am Freitag beim Ortstermin, und: „Das Land hat unsere Bemühungen da gehemmt.“

So weitläufig die umzäunte Anlage ist, so zugig ist sie auch. Die 16 Dusch- und Toiletten-Container stehen isoliert im Freien. Die 18 Quadratmeter großen Wohnkabinen mit eigenen Fenstern sind schlicht eingerichtet, zwei Etagenbetten stehen sich gegenüber, ansonsten gibt es vier schmale Kleiderspinde, Eisschrank, Tisch und vier Stühle: „Von Luxus kann hier wirklich nicht die Rede sein“, sagt Thorsten Nolting, der Chef der Diakonie, die die soziale Betreuung der Flüchtlinge übernimmt.

Preiswert ist die Unterkunft aber auch nicht. Fast genau drei Millionen Euro muss die Stadt für ein Jahr bezahlen, der Großteil (2,135 Millionen) betrifft die Miete, der Rest die Erschließung des Geländes.

Neben Politikern und Funktionären sind auch ein paar Bürger aus der Umgebung zur Vorstellung der neuen Unterkunft gekommen. Eine Dame im Pelzmantel fragt in unangenehmen Tonfall, welche Flüchtlinge denn genau am Montag kämen, die Antwort der Flüchtlingsbeauftragten Miriam Koch, sie wisse es noch nicht genau, aber es kämen sowohl Alleinstehende als auch Familien, befriedigt sie nicht. Sachlicher erkundigt sich Andreas Goßmann vom Bürgerverein Bergisches Viertel nach der Kita-Versorgung, ein Diakoniesprecher sagt, man plane ein offenes, mobiles Betreuungsmodell wie in der Flüchtlingsanlage Itter. In einer Pressemitteilung dann prangert Goßmann an, dass hier „drei Millionen Euro für ein weiteres Provisorium am Stadtrand“ ausgegeben würden.

Koch räumt ein, dass die Anbindung der Anlage nicht optimal ist, sie spricht selbst von einer „Notlösung“. Kita und Schulen in der Nähe sind Mangelware, die Grundschule Knittkuhl immerhin bietet schon aktiv Hilfe an. Kinder müssen auf weiteren Wegen zur Grundschule von einem Elternteil begleitet werden, die Stadt erstattet ihnen dann die Kosten des Sozialtickets.

Doch auch Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe fehlen. Denkbar ist, dass Lieferdienste anrollen, die Stadt will sich aber auch um „fliegende“ Gemüsehändler oder Bäcker bemühen.