Verkehr in Düsseldorf Der Fahrradturm kommt doch nicht
Düsseldorf · Die Insolvenz des beauftragten Unternehmens hat nun für ein Umdenken bei der Stadt gesorgt. Zuvor hatte es immer wieder Verzögerungen des Projektes gegeben, auch nach dem Baustart 2021.
Nach langer Planung, sogar einem Baustart und letztlich immer weiteren Verzögerungen steht nun fest: Der Fahrradturm am Bilker Bahnhof kommt doch nicht. Verkehrsdezernent Jochen Kral teilte den im Verkehrsausschuss versammelten Politikern am Mittwochabend mit, dass man sich nach der Insolvenz des Auftragnehmers für diesen Schritt entschieden habe. Die Baustelle werde nun zurückgebaut, das Fundament eingeebnet und die Fläche verschlossen. Kral kündigte zudem an, dass „in nächster Zeit“ ein Konzept vorgestellt werde, wie vor den Bilker Arcaden eher konventionelle Parkangebote für Radfahrer geschaffen werden sollen. Diese sollen dann laut Kral bereits 2024 realisiert werden, „damit sind wir schneller, als wenn wir versuchen, mondraketenhafte Technologie“ zu entwickeln.
Geplant war eigentlich eine vollautomatisierte Fahrradabstellanlage mit 120 Stellplätzen. Nutzbar sein sollte sie wie eine Fahrradgarage über eine App. Auf den Weg gebracht worden war der Bau politisch bereits 2018, längst fertig sollte er sein, auch als passendes Angebot zum Ausbau des Bahnhofs zum Regionalhalt, der von rund 20 000 Menschen täglich genutzt wird. Sogar einen Baustart des Turms hatte es 2021 schließlich gegeben.
Die Stadt führt aus, dass die zunächst beauftragte Firma aufgrund von Lieferschwierigkeiten und Kostensteigerungen nach dem Ukraine-Krieg und der Pandemie ihren Auftrag nicht erfüllen konnte. In einer Pressemitteilung heißt es zudem: „Die Stadtverwaltung hatte daraufhin entschieden, eine Neuausschreibung vorzunehmen und in diesem Zusammenhang die Planung – besonders hinsichtlich einer Digitalisierung – zu aktualisieren. Jetzt ist das beauftragte Unternehmen insolvent, was zu der Entscheidung führte, den Bau gänzlich einzustellen.“
Durch Insolvenz des Herstellers fehlte die Basis für Fertigstellung
Kral führt zudem aus, dass man mit der beauftragten Firma und dem Planungsbüro noch einmal alles versucht habe, „das Projekt noch einmal wiederzubeleben. Allerdings steht uns mit der Insolvenz des Herstellers des Fahrradparkturms nun die Basis für die Fertigstellung dieser Fahrradabstellanlage nicht mehr zur Verfügung.“ Ein alternatives Angebot für „Bike & Ride“ soll jetzt mit der Connected Mobility Düsseldorf, die derzeit auch die Fahrradstationen realisiert, umgesetzt werden. Katharina Metzker, Leiterin des Amtes für Verkehrsmanagement, sagt: „Das ausgearbeitete Konzept wird nach erfolgter Prüfung dem Ordnungs- und Verkehrsausschuss vorgelegt. Erste Bausteine können günstigstenfalls 2024 realisiert werden.“ Das allerdings heißt auch, es könnte noch später werden.
Unterdessen liegt die Baustelle vor den Arcaden seit Monaten brach. Hinter den Bauzäunen sprießt das Unkraut und eine Art Müllhalde hat sich neben den Fundamenten gebildet. Abgebaut wurde bereits ein großes mit „Verkehrswende jetzt“ überschriebenes Plakat, das auch eine Simulation des Fahrradturms als Erklärung für die Baustellen zeigte.
Bezirksbürgermeiste Dietmar Wolf ist jedenfalls froh, „dass sich das Thema erledigt hat. Ich bin gespannt, wie es jetzt weitergeht, denn dass wir an dieser Stelle mehr Abstellmöglichkeiten für Fahrräder brauchen, steht ja ohne Zweifel fest. Das zeigen schon die Ständer der Düsseldorf Arcaden, die sind immer proppevoll“. Er schlägt vor, sich auch mal den anderen Eingang des Bilker Bahnhofs an der Burghofstraße anzuschauen, „da wäre auch durchaus Platz für eine Fahrradbox“. Wolf ist durchaus für solche hochwertigen Abstellanlagen, auch wenn sie nicht immer so ganz billig sind. „Aber nicht jeder hat ein 50-Euro-Rad vom Trödelmarkt. Wer womöglich 2000 Euro für ein E-Bike ausgegeben hat, will auch sicher gehen, dass es diebstahlsicher abgeschlossen ist.“
Prinzipiell findet es Wolf schon ein bisschen komisch, dass es anscheinend keine andere Firma gibt, die so ein Projekt verwirklichen kann. „Dass diese nun insolvent gegangen ist, daran kann man dann auch nichts ändern“. Welche Kosten bislang angefallen sind, und welche weiteren jetzt womöglich noch hinzukommen, konnte die Stadt bis Donnerstagabend nicht beantworten. Jedenfalls ist das seit fünf Jahren verfolgte Projekt nun gestorben.