Fast alle Parks in Düsseldorf sind eigentlich „englisch“
Nahezu 150 Jahre lang bestimmte der Inselstaat die Gestaltung der Gärten.
Düsseldorf. Wenn es um Gärten geht, ist Düsseldorf „very british“. Nicht weil, wie mit Thomas Blaikie in Dyck im benachbarten Rheinkreis Neuss, ein Bürger aus dem Vereinigten Königreich höchstpersönlich tätig geworden ist. Aber bei der Gestaltung der Gärten kam fast 150 Jahre niemand an England vorbei.
Noch vor wenigen Jahrzehnten schickten Gärtnereien, die etwas auf sich hielten, ihren Nachwuchs zur Schulung nach England. Und für Besitzer historischer Gärten sind regelmäßige Besuche in Großbritannien Pflicht. So auch für Claudia Sievering aus Benrath. „Denn manche alten Blumensorten bekommt man nur dort“, sagt sie.
Das war vor rund 200 Jahren, als Maximilian Friedrich Weyhe die abgetragenen Düsseldorfer Festungsanlagen schrittweise in die für uns heute selbstverständliche Parklandschaft im englischen Stil umgestaltete, nicht anders.
Gelernt hatte Weyhe zwar bei seinem Vater und seinem Onkel in Brühl. Aber seine Erfahrungen sammelte er in München (dort war gerade eine öffentliche Grünanlage entstanden), Wien und England.
Musteranlagen wie die Parks von Rousham oder Stowe, die als dreidimensionale Landschaftsgemälde geplant waren und in denen sich beim Rundgang immer neue Bilder erschlossen, musste man gesehen haben, wenn man moderne Gärten gestalten wollte.
Auch an der Landskrone im Hofgarten mit dem verwunschenen Ananasberg oder auf den Napoleonsberg mit der Aussicht auf eine weite, leicht modellierte Wiesenlandschaft stößt man auf solche Gartenbilder. Einzelbäume, Baum- und Gebüschgruppen wurden bewusst so gepflanzt, dass sie die Rahmen für immer neue Durchblicke bildeten.
Ein besonders verwunschener Ort ist der englische Garten auf der Westseite des Benrather Schlosses. Im leicht gekurvten Gewässer spiegeln sich um diese Jahreszeit die blühenden Rododendronbüsche, exotische Bäume sorgen für wechselnde Farbmuster.
Um zu erleben, wie der Garten ursprünglich aussah, muss man nur einmal um das Schloss herumgehen: Im so genannten französischen Garten bestimmen gerade Linien und beschnittene Buchshecken die Optik, während im englischen Teil alles frei und natürlich erscheint.
Diese Freiheit und Natürlichkeit war zur Entstehungszeit des englischen Landschaftsgartens politisches Programm. Ab 1720 schufen sich die vom Hof verbannten englischen Oppositionspolitiker auf ihren Landgütern von der der italienischen Landschaft inspirierte Refugien jenseits der barocken Form, die noch weiterhin die höfischen Gärten bestimmte. Deutschland gehörte zu den ersten Ländern, die den Landschaftsstil importierten.
Doch hier waren es die Fürsten, die das Gelände zum Landschaftspark umgestalteten: Eine Vorreiterrolle spielte der 1769-1773 vom Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau angelegte Wörlitzer Park, 20 Jahre später folgte der von Kurfürst Carl Theodor, dem Bauherrn des Benrather Schlosses, angelegte Englische Garten in München. Und auch Weyhe bekam seinen Auftrag zur Verschönerung Düsseldorfs von der Hofklammer.