„Typisch britische Mischung aus Tradition und Modernität“
Düsseldorf. Malcolm Scott, der britische Generalkonsul in Düsseldorf, spricht im Interview mit der WZ über die Royal Wedding, den ESC und Fußball.
Herr Generalkonsul, Mr. Scott, wo sind Sie am Freitag und was machen Sie?
Scott: Ich bin hier in Düsseldorf. Im Medienhafen haben wir eine große Veranstaltung mit der Landesanstalt für Medien, BBC World und knapp 200 Gästen. Was wir machen? Natürlich die königliche Hochzeit auf einer großen Leinwand verfolgen. Da ist sozusagen die britische Gemeinde der Region, aber auch viele Düsseldorfer. Und Tom Levine, der ein bekanntes Buch über die Windsors geschrieben hat, spricht über die Bedeutung der Monarchie.
In Großbritannien lässt die Hochzeit von Kate und William ja viele auch kalt. Wie halten Sie es denn mit der Monarchie?
Scott: Gerade jetzt zeigt sich doch, wie populär die königliche Familie noch ist. Man muss einfach sehen: Die Queen ist unser Staatsoberhaupt. Das hat schon großes Gewicht.
Erinnern Sie sich noch an die Hochzeit von Charles und Diana vor 30 Jahren?
Scott: Oh ja, sehr gut. Ich lebte als Student in Edinburgh und habe nichts davon gesehen. Aber das hatte einen ganz praktischen Grund — der Fernseher war kaputt.
War die britische Monarchie aber damals nicht noch angesagter, mehr auf der Höhe der Zeit?
Scott: Ganz im Gegenteil, würde ich sagen. Ich finde, die Hochzeit von William und Kate ist eine typisch britische Mischung aus Tradition und Modernität. Natürlich ist da der ganze Pomp, die Union Jacks, die Kutsche, Westminster Abbey und der Balkon des Buckingham Palace. Aber genauso wird alles live ins Internet gespielt, auf der Gästeliste sind diesmal viele Künstler und Musiker und anstelle von Geschenken bittet das Paar um Spenden für einen wohltätigen Zweck. Mir kommt das alles eher zeitgemäßer vor als 1981.
In Düsseldorf steigt am 14. Mai die große Party beim Eurovision Song Contest — mit Ihnen?
Scott: Möglicherweise, das klärt sich in den nächsten Tagen.
Was erleben Sie wohl eher: einen britischen ESC-Sieg oder einen Titel für die englische Fußball-Nationalelf?
Scott: Eine wahrlich knifflige Frage. Nun, beim Song Contest waren wir Briten ja früher sehr gut. Ich bin ’mal gespannt auf unsere Band Blue in Düsseldorf. Beim Fußball darf ich natürlich nicht nur die englische Nationalmannschaft anfeuern, denn es gibt ja auch noch die schottische und so weiter. Ich sage einfach mal: Lasst uns ehrgeizig sein. Warum sollen wir nicht Erfolg beim ESC und im Fußball haben? Zum Beispiel mit Manchester United gegen Schalke.
Sie sind seit fast zwei Jahren in Düsseldorf. Wie gefällt es Ihnen?
Scott: Gut, sehr gut. Die Stadt ist ja gar nicht so groß, aber richtig interessant. Es ist immer viel los hier, die Lage am Rhein ist hübsch, ja, man kann hier ein sehr schönes Leben führen.
Als kulturinteressierter Mensch kommen Sie genügend auf Ihre Kosten?
Scott: Absolut. Ich gehe gerne zu Konzerten in die Tonhalle, aber auch in Museen und Galerien. Und natürlich ist der Standort auch wegen seiner Umgebung stark — in Köln oder Essen zum Beispiel spielt ebenfalls viel Kultur.
Vermissen Sie da London überhaupt noch?
Scott: Manchmal vermisse ich einfach diese schiere Größe. London ist einfach eine Weltstadt, die Weltstadt. In Europa gibt es keine Metropole, die so aufregend ist und die in puncto Vielfalt mit London konkurrieren könnte.