Fische gucken umsonst: Wie die Schützen um Familien kämpfen

Seit Jahren leiden Schützen und Schausteller unter schwindenden Besucherzahlen. Neue Ideen sollen die Familien anlocken.

Düsseldorf. Wer Pfingstmontag zum Schützenfest nach Stockum geht, bekommt einen Button geschenkt. "Damit kann man von 11 bis 15 Uhr umsonst in den Aquazoo. Wir hoffen, dass viele Familien das Angebot nutzen", sagt Markus Bulawa, Oberst des St. Sebastianus-Schützenvereins Stockum. Mit der Aktion will der Verein den Trend stoppen, der vielen Schützenkameraden zu schaffen macht. Jahr für Jahr kommen weniger Besucher zu den Festplätzen. Viele Vereine bekommen kaum noch eine Kirmes zusammen, weil es sich für die Schausteller nicht mehr lohnt.

"Was sollen vier oder fünf Kinderfahrgeschäfte auf einer Kirmes, wenn keine Kinder mehr da sind?", fragt Schausteller-Chef Bruno Schmelter. Der hat lange mit seinem Kinder-Karussell auf zwölf Plätzen gestanden: "Heute sind es noch zwei, Bilk und Unterrath. Früher war es zum Beispiel in Derendorf nach dem Schützumzug so voll, dass man sich auf die Füße trat. Das ist längst vorbei."

Peter Justenhoven, erster Vorsitzender der Interessengemeinschaft Düsseldorfer Schützen: "Wir beschäftigen uns seit Jahren mit dem Problem. Es gibt auch Ideen. Manches könnte aber etwas schneller gehen." So haben die Schützen aus Flingern im vergangenen Jahr erstmals Bons für Fahrgeschäfte in Schulen verteilt: "Das hat auch funktioniert. So etwas muss man aber ein paar Jahre durchhalten."

Betroffen sind vor allem Stadtteile, in denen sich die Bevölkerungsstruktur verändert hat, wie zum Beispiel Bilk oder Oberbilk. "Leider finden nur wenige ausländische Mitbürger den Weg in den Schützenverein", weiß der stellvertretende IGDS-Vorsitzende Klaus-Peter Dahmen, "auf der anderen Seite würden Sie wahrscheinlich kaum in einen türkischen Heimatverein eintreten, wenn Sie in die Türkei umziehen."

Auch in Neubaugebieten haben es die Schützen schwer: "Das funktioniert vielleicht noch in Wittlaer und in anderen ländlich geprägten Stadtteilen, aber sonst ist nicht." Überhaupt leide man unter der wachsenden Konkurrenz: "Früher gab es keine Computer, keine DTM-Präsentation und keine Nacht der Museen." Das Freizeit-Angebot sei einfach vielfältiger geworden.

Seit Jahren gibt es Pläne, dass kleinere Schützenfeste zusammengelegt werden sollen, damit wieder eine ordentliche Kirmes auf die Beine gestellt werden kann. Bislang hat sich kein Verein für diese Lösung entscheiden können. "Wahrscheinlich ist die Not noch nicht groß genug", schätzt Dahmen. Immerhin funktioniere das schon im Kleinen: "Bei uns in Rath feiern vier Gesellschaften gemeinsam Krönungsball. Da kommen 300 Leute und der Saal ist voll."