Düsseldorf Flüchtlingsunterkunft in Düsseldorf-Wersten ist wohl passé
An der Ickerswarder Straße wurde ein großes Areal gerodet — doch jetzt wurde die Baustelle stillgelegt. Was dort passieren soll, ist unklar.
Düsseldorf. Erst 550, dann 400, zuletzt noch 384 Flüchtlinge sollten in der neuen Flüchtlingsunterkunft in Wersten unterkommen. Entsprechend großräumig plante die Stadt auf dem Gebiet Ickerswarder Straße / Am Haferkamp. Jetzt zieht dort vermutlich gar keiner ein. Auf der Baustelle tut sich seit Wochen nichts mehr, weil die Stadt einen Baustopp verhängt hat. Man habe sich von der Baufirma getrennt, sagt Birgit Lilienbecker, vom Amt für Gebäudemanagement auf Anfrage der WZ.
Der Konflikt mit der Baufirma hat zunächst einmal nichts mit der Zukunft des Grundstücks zu tun. Doch viel spricht inzwischen dafür, dass dort gar keine Flüchtlingsunterkunft gebaut wird. Miriam Koch, die Flüchtlingsbeauftragte der Stadt, sagt zwar, eine endgültige Entscheidung stehe noch aus. Sie sagt aber auch, dass der Bedarf an neuen Unterkünften in diesem Jahr kontinuierlich zurückgegangen ist: „Ja, wir überlegen, ob wir den Standort Wersten noch benötigen.“
Laut Lilienbecker werden nun die „baurechtlichen Bedingungen und Möglichkeiten“ geprüft. Ist dort „normaler“ Wohnungsbau möglich? Kann dort sozusagen Wohnraum geschaffen werden für Menschen, die nicht viel Geld haben? Um von vorneherein eine Neiddebatte zu vermeiden, spricht bei der Stadt niemand mehr explizit von Wohnungen für (anerkannte) Flüchtlinge, „Wohnen für alle“ heißt die Losung.
Auch die Anwohner in Wersten werden sich in Geduld üben müssen, bis klar wird, was auf dem Acker sowie dem benachbarten Parkplatz (betroffen ist auch die Zufahrt zum Kleingartenverein) passiert. Ende Februar dieses Jahres hatten die Rodungsarbeiten begonnen. 16 zweigeschossige Holzhäuser sollten gebaut werden, jedes Blockhaus für 24 Bewohner. Philipp Schuch, Anlieger der Brachfläche, sagt: „Ich hoffe, die umfangreichen Rodungs- und Bauarbeiten waren nicht umsonst. Man könnte auf dem Gelände zum Beispiel günstigen Wohnraum für Studenten schaffen.“ Angesichts der Nähe zur Heine- Universität sicher ein ernsthaft zu erwägender Vorschlag.
Eine Bürgerinitiative aus den Stadtteilen Wersten, Himmelgeist und Itter protestierte im Frühjahr 2016 vor allem gegen die Größe der Unterkunft mit 550 Plätzen. Dies sei zu viel und führe zu einer Ghettoisierung der Flüchtlinge. Man übergab der Flüchtlingsbeauftragten Koch Unterschriftenlisten mit der Forderung, höchstens 250 Flüchtlinge in den mobilen Wohnanalgen in Wersten unterzubringen. Eine Bürgerin versuchte gar mit einer Petition im Landtag die Zahl auf maximal 200 zu beschränken, scheiterte aber.