Düsseldorf Flughafen-Chefs: Zwei, die sich nicht einig wurden
Es gibt auch hausgemachte Gründe, warum Ludger Dohm als Flughafen-Chef scheiterte.
Düsseldorf. Tote können sich nicht wehren. Und geschasste Manager auch nicht. Ludger Dohm, bis Donnerstag Flughafen-Chef, hält sich an das Stillschweigen, das wegen seines Rückzugs vereinbart worden war — und verliert die Deutungshoheit über das, was vorgefallen ist.
Deshalb kann man nur vermuten, wie er es findet, dass er in den Medien als Fehlgriff gehandelt wird. Dass sich sowohl der Oberbürgermeister als auch dessen Vorgänger für den Auswahlprozess rechtfertigen müssen. Dass das daran beteiligte Headhunterunternehmen namentlich auf- und inhaltlich vorgeführt wird. Dass mit süffisantem Unterton die Höhe seiner Abfindung diskutiert wird. So spricht man über Versager. Doch hat Dohm tatsächlich fachlich falsche Entscheidungen getroffen? War dieser Wechsel, wie suggeriert wird, wirklich notwendig?
Drei Vorwürfe wurden bisher in den Medien kolportiert: Dohm sei nie richtig am Flughafen angekommen und sei auch nach einem Jahr in Detailfragen noch nicht sattelfest gewesen. Er habe eine unnötige personelle Umstrukturierung angestoßen. Das Fass zum Überlaufen gebracht habe die Tatsache, dass er kritische Anmerkungen von Lufthansa-Chef Carsten Spohr zum Düsseldorfer Flughafen unwidersprochen habe stehenlassen. Spohr hatte die Airport-Gebühren als zu teuer kritisiert und in Frage gestellt, ob die beabsichtigte Kapazitätserweiterung sinnvoll und nötig sei.
Das hätte nicht unwidersprochen bleiben dürfen, meint auch Dohms Nachfolger Thomas Schnalke. Der ist seit 15 Jahren Mitglied der Geschäftsführung und hatte den Job nach dem Tod des früheren Airport-Chefs Christoph Blume 2013 eine Weile kommissarisch gemacht. Seine Hoffnung, den Chefposten dauerhaft zu bekommen, erfüllte sich damals nicht. Stattdessen wurde Dohm von BP geholt und ihm vor die Nase gesetzt. Die beiden sollen nicht harmoniert haben. Hier der Branchenfremde, der sich einarbeiten muss und keine Hausmacht im Unternehmen hat, dort der gut vernetzte Übergangene. Konnte das gut gehen?
Dass es inhaltliche Differenzen gab, daraus machte Schnalke Freitag vor Journalisten keinen Hehl. Über die Spohr-Attacken sagte er: „Es ist schade, dass so etwas öffentlich diskutiert wird und unwidersprochen bleibt. Das wird es in Zukunft nicht mehr geben.“ Man ahnt, was er wohl den Gesellschaftern in seinem aktuellen „Bewerbungsgespräch“ gesagt haben wird.
Und dann ist da noch die Rede von einer personellen Umstrukturierung, die Dohm vorgehabt haben soll. Unruhe in der Belegschaft sei die Folge gewesen sein. Schnalke erklärte das Projekt Freitag für „inzwischen beendet“ und ergänzte: „Große Umorganisationsschritte halte ich in unserem Unternehmen für nicht notwendig.“ Das dürfte der zum Co-Geschäftsführer und Arbeitsdirektor ernannte Michael Hanné (zuletzt war er Bereichsleiter) ähnlichsehen. Es heißt, die in Rede stehende Umorganisation hätte womöglich auch seine bisherige Position tangiert. Schnalke betonte Freitag, wie gut er mit Hanné zusammenarbeitet: „Wir sind ein Team und stehen auf der Bühne nebeneinander und nicht hintereinander.“
Und welche Rolle spielte das Rathaus bei der Ablösung Dohms? Wohl keine zentrale. Denn seit dem Tod Blumes, der vorher in der Stadtverwaltung arbeitete, hat die Stadt (obwohl ihr 50 Prozent der Anteile gehören) keinen heißen Draht mehr in die Chefetage. Schnalke kommt vom früheren Miteigentümer Hochtief. Dohm von BP. Hanné ist ein Eigengewächs, seit 35 Jahren beim Flughafen. Insofern lässt sich der Personalschachzug von OB Thomas Geisel verstehen: Wie berichtet hat er seinen früheren Referenten Fabian Zachel vom Amt des Projektleiters „Tour de France“ entbunden — offenbar, um ihn in der Flughafen-Verwaltung zu installieren. Die Rede ist vom Bereich „Public Affairs“.
War Dohm also fachlich der falsche Mann für diesen Job — oder hat er sich in einem Umfeld verheddert, das ihm nicht wohlgesonnen war? Auch über diese Frage würden sich Dohm und Schnalke wohl nicht einig werden. Der Schaden für den Flughafen ist so oder so enorm: 1,4 Millionen Euro Abfindung waren fällig, um Dohm aus seinem Fünf-Jahres-Vertrag heraus zu kaufen. Im Amt war er nur 16 Monate.