„Fortuna“ wird Weltmeister bei den Gaskraftwerken
Stadtwerke bauen bis 2016 auf der Lausward das modernste Kraftwerk der Welt für 500 Mio. Euro.
Düsseldorf. Wenn es so etwas wie ein Kraftwerke-Quartett gäbe, würde die Karte mit der Gasturbine „SGT5-8000H“, Insidern auch als die „H-Klasse“ bekannt, alles wegstechen. Ihre Kennzahlen sind gewaltig, wie ein paar populäre Vergleiche zeigen: Die Turbine hat die gleiche Leistung wie 1200 Porsche 911 Turbo; sie wiegt so viel wie ein vollgetankter Airbus 380; sie liefert genug Energie, um eine Stadt mit 2,2 Millionen Einwohnern zu versorgen.
Und, wichtig für die Umwelt: Im Vergleich zu derzeit modernen Anlagen verringert sich durch diese Gasturbine der Ausstoß von Treibhausgasen um rund 43 000 Tonnen pro Jahr. Das wiederum entspricht dem CO2-Ausstoß von 10 000 Mittelklasseautos mit einer Fahrleistung von 20 000 Kilometern im Jahr.
Haupttrumpf ist der sehr hohe Wirkungsgrad von 85 Prozent für die Kraft-Wärme-Kopplung, denn das Kraftwerk erzeugt nicht nur Strom, vielmehr wird auch die Abwärme in 300 Megawatt Fernwärme umgewandelt — beides ist Weltrekord für eine Gasturbine.
All diese Superlative lassen sich die Stadtwerke Düsseldorf etwa 500 Millionen Euro kosten. Diese Summe investieren sie in den Bau (inklusive der späteren Wartung) des neuen Gas- und Dampfturbinenkraftwerks (GuD) auf der Lausward im Hafen. Im Juli 2013 kann Kraftwerksbauer Siemens loslegen, im Februar 2015 ist die erste Zündung der Gasturbine vorgesehen, ein Jahr später, Anfang 2016, soll der reguläre Betrieb starten.
Der neue GuD-Block trägt formell den Buchstaben „F“, was die Stadtwerke zum Namen „Fortuna“ animierte. „Damit ist weniger der Fußball-Bundesligist als die römische Schicksalsgöttin gemeint“, sagte Stadtwerke-Chef Udo Brockmeier, denn dieses Kraftwerk stehe für das (positive) Energieschicksal Düsseldorfs in der Zukunft.
Tatsächlich macht es die Stadt theoretisch autark. Brockmeier: „Die für Düsseldorf benötigte Leistung schwankt zwischen 260 und 750 Megawatt an einem Spitzentag. Das neue Gaskraftwerk alleine hat eine Leistung von 595 Megawatt.“ Das heißt auch, dass das neue Kraftwerk „schwarzstartfähig“ sein wird, heißt: Falls die Stromversorgung bundesweit zusammenbricht („Schwarzfall“), können die Anlagen der Stadtwerke selbstständig neu starten und die Stromproduktion für die Stadt voll sichern.
Die Preise für die Kunden der Stadtwerke sollen sich wegen der Rieseninvestition erst einmal nicht erhöhen. Die rechne sich aber auch nur in Düsseldorf, weil es an der Lausward bereits die benötigte Infrastruktur gebe und der Rhein als günstiger Abkühler da sei, betonte Hans-Peter Villis, der Chef der Stadtwerke-Mutter EnBW.