Geburtstag: Die Papiermacher von Bilk
Geburtstag: Das Familienunternehmen Julius Schulte Söhne produziert seit 125 Jahren mitten in Bilk.
Düsseldorf. Meterhoch türmt es sich im Innenhof der Papierfabrik Julius Schulte Söhne, das zerfledderte Altpapier, aus dem später einmal die Innenrollen von Küchenpapier oder Buchrücken werden sollen. Jedes Jahr produziert die Firma aus alten Zeitungen und Pappkartons etwa 100 000 Tonnen Papier. Und das mitten in einem Wohngebiet, im Herzen von Bilk, um genau zu sein.
Vor 125 Jahren, im Jahr 1886, als Julius Schulte sein Unternehmen gründete, sah das noch ganz anders aus. Da lag die Firma mitten auf einer grünen Wiese direkt an der Düssel, von Häusern war weit und breit nichts zu sehen. „Es gab nur einen Bauernhof, dessen Besitzer das Gelände an Julius Schulte verkaufte“, erzählt Matthias Gerstung, einer der beiden Geschäftsführer des Betriebs. Im Januar 1887 schließlich lief das erste Papier vom Band.
Nach und nach näherte sich die wachsende Stadt Schultes Fabrik. Bis zum heutigen Tag, an dem sie sich im Zentrum einer Nachbarschaft befindet, welcher der unangenehme Geruch, der bei der Produktion von Papier entsteht, natürlich nicht entgeht. Noch im Jahr 2003 hatten 57 Prozent der Betriebsstunden einen solchen Geruch verursacht. Und das bei 24 Betriebsstunden pro Tag, an 360 Tagen im Jahr.
Schon lange bemüht sich die Firma darum, diese Belastung zu reduzieren. „Von 2005 bis heute haben wir knapp vier Millionen Euro investiert“, sagt Gerstung. Die Hauptgeruchsquellen etwa seien an einen Kamin angeschlossen worden, so dass sich die Emissionen nicht in den Straßen verteilen können. Seit zwei Wochen erfülle Schulte nun die behördliche Auflage, laut der nur 15 Prozent der Betriebsstunden Geruch verursachen dürfen.
Ein Erfolg, der auch der besonderen Treue und dem Einsatz der Belegschaft zu verdanken sei. „Wir haben zehn Familien, in denen sowohl die Väter als auch die Söhne für uns gearbeitet haben.“ Insgesamt 109 Mitarbeiter beschäftigt Schulte momentan. 60 davon sind in der Produktion tätig, 40 halten die Maschinen instand. Gerstung und sein Kollege Jörg Kober bilden die erste Generation von Geschäftsführern, die nicht verwandt mit dem Gründervater ist, bisher lag das Schicksal der Firma stets in Händen der Familie Schulte selbst — neben dem Bestreben, auf aktuellstem Stand der Technik zu bleiben, sei das ein weiterer Grund für die Stabilität.
Um 125 Jahre Firmengeschichte zu feiern, lädt Julius Schulte und Söhne am Sonntag zum Tag der offenen Tür. Von 14 bis 18 Uhr können sich die Besucher ein eigenes Bild vom Arbeitsalltag in der Fabrik machen und den Weg der Tonnen von Altpapier vom Innenhof bis in die Lkw hautnah mitverfolgen.