Geräuschemacher mag Popmusik
Felix Rösch ist Toningenieur und arbeitet als Komponist.
Düsseldorf. Felix Rösch ist 26, smart, leger gekleidet. In seinem Auftreten unterscheidet er sich nicht groß von anderen Mittzwanzigern. Doch die Musik, die er macht, ist alles andere als gewöhnlich: Er produziert Klänge, die Geräuschen ähneln. Heute wird seine neue Komposition, die zugleich seine Diplomarbeit ist, im Institut für Musik und Medien der Musikhochschule uraufgeführt.
Rösch lernte im Alter von fünf Jahren ganz klassisch Klavier. Später ging er an das Institut für Ton- und Bildtechnik der Robert-Schumann-Hochschule. „Zunehmend“, sagt er, „hat mich die moderne experimentelle Musik des 20. Jahrhunderts fasziniert.“ Vor allem die von Helmut Lachenmann, jenem schwäbischen Avantgardisten mit Vorliebe für die Geräusch-Ästhetik.
Die Sounds, die Felix Rösch produziert, entstammen akustischen Instrumenten und dem Computer, und an eben dieser künstlerischen Arbeit manifestieren sich die Talente der Eltern: Mutter wie Vater sind Profi-Informatiker und Hobby-Musiker.
Dass die Musik, die er schreibt, nicht das Massenpublikum anspricht, ist dem Komponisten durchaus bewusst. „Es existiert eine große Distanz zwischen dem, was im Alltag passiert und dem, was in der Kunst passiert“, sagt Rösch, der sich der Popmusik nicht verschließt. Er könne Songs von Britney Spears durchaus etwas abgewinnen, komponiere selbst aber für ein eher anspruchsvolles Klassik-Publikum. „Ich finde es gut, dass Konzertveranstalter zeitgenössische Musik neben Werken von Beethoven und Mozart aufs Programm setzen.“
Ganz auf die Gnade von Konzerthäusern ist Rösch aber nicht angewiesen, denn seine elektronische Musik eignet sich offenbar bestens als Soundtrack fürs Theater und den Film. „Das meiste Geld habe ich an Theatern verdient, in Konstanz und in Chemnitz“, berichtet Rösch.
In seinem aktuellen Werk, das heute erstmals aufgeführten Suite für Solo-Cello, mit dem Rösch sein Studium abschließt, spielt das Visuelle wieder eine Rolle. Die Solistin, Cellistin Elisabeth Fügemann, wird beim Spielen gefilmt. „Sie spielt Passagen von Bach-Suiten, und je mehr das Original kompositorisch und durch Live-Elektronik verfremdet wird, desto stärker verändert sich auch das Live-Video“, erklärt der Komponist. Als Toningenieur werde er wohl nie arbeiten. Doch die entsprechende Ausbildung befähige ihn zur Realisierung ebensolcher Kompositionen. „Das ist genau die Musik, an der ich Spaß habe.“