Gerresheimer wollen keine Null-Acht-15-Siedlung
Auf dem Neujahrsempfang des Fördervereins Industriepfad ging es neben vielen anderen Themen auch um den Bebauungsplan für das Glashüttengelände.
Düsseldorf. Der Förderverein Industriepfad hat etwas geschafft, was bislang noch keinem Förderverein gelungen ist: Er ist eine Institution geworden. Er spricht das Wir-Gefühl der Bevölkerung in Gerresheim an. So kamen denn auch zum ersten Neujahrsempfang dieses ehrenamtlichen Zusammenschlusses Hunderte von Menschen aus den verschiedensten Schichten der Bevölkerung.
Der Vorsitzende Niklaus Fritschi sprach ihnen aus der Seele mit der Bemerkung: „Düsseldorf besteht nicht aus Alteingesessenen, sondern aus Zugewanderten. Die Leute aus dem Osten oder aus Kalabrien haben in der Glashütte gearbeitet und sind geblieben.“
„Mein Weg nach Gerresheim“ war die erfolgreichste Ausstellung im alten Bahnhof Gerresheim, mit 2000 Besuchern. Fritschi schilderte in seinem Rückblick, wie lange die Leute vor den Bildern mit der Biografie ihrer Nachbarn standen, die Sekretärin, die Frisörin oder der Transportarbeiter. Es habe bewegende Momente vor den Tafeln gegeben. Das Wichtigste aber sei gewesen, so Fritschi: „Diese Menschen fühlen sich erstmals ernst genommen.“
Ausgerechnet ein Kreis, der die Industriegeschichte vor Ort aufarbeitet, thematisiert die Einwanderungspolitik der frühen Industriellen. Und die „Hötter“, wie die Hüttenarbeiter hießen, revanchieren sich. Sie brachten noch am Tage der Ausstellungseröffnung irgendwelche Flaschen und Kochtöpfe mit, um sie für ein noch zu gründendes Archiv zu spenden.
Sie bekamen als Gegengabe „Hötter-Gutscheine“, Gutscheine für ein Buch über die Glashütte. So gewann der Förderverein sogleich die nächsten Ansprechpartner aus dem Volk. Und auch jetzt zum Fest hielt Peter Schulenberg vom Vorstand kostbare Fotos in den Händen, Geschenke aus der Nachbarschaft.
Der Förderkreis macht weiter. Zwei große Projekte stehen in diesem Jahr im Vordergrund: So wird er den Ringofen von der Firma Hochtief für einen symbolischen Betrag übernehmen. Der Ofen ist der letzte sichtbare Rest der Düsseldorfer Ziegelei-Industrie.
Einst gab es über 40 große Anlagen. Wo heute die Arena steht, stand die größte Ziegelei. Bis nach Unterbach zogen sich die Industrieanlagen.
Fritschi appellierte in seinem Schlusswort an die Politiker und Anlieger unter den Zuhörern, als er auf die Gegenwart aufmerksam machte und mahnte: „Jetzt geht der Bebauungsplan für das Glashüttengelände weiter. Jetzt werden vom Investor Fakten geschaffen. Wir müssen aufpassen, dass es keine Null-Acht-15-Siedlung wird.“