Gesucht: Der richtige Weg in der Verkehrspolitik
Mobilitäts-Studie sorgt für Diskussionen, der Verkehrsclub fordert ein Umdenken.
Düsseldorf. Ist die Verkehrspolitik in Düsseldorf auf dem richtigen Weg, wie Verkehrsdezernent Stephan Keller meint? Oder steckt sie in der Sackgasse, wie die Opposition glaubt? Die Studie der Unternehmensberatung Arthur D. Little, wonach Düsseldorf nicht die richtige Mobilitätsstrategie habe, sorgt für Debatten: Wie berichtet, landet die Stadt bei einem nationalen Vergleich auf dem 15. und letzten Platz. Düsseldorf sei die „langsamste Stadt Deutschlands“.
Diskutiert wird auch im Internet-Forum der WZ. User Ralf etwa hat dort einen langen Leserbrief geschrieben. Er verweist auf die vielen Baustellen im Zentrum. Seien Kö-Bogen und Wehrhahn-Linie erstmal fertig, sehe die Situation „sicherlich wieder etwas anders aus“. Allerdings sei an verschiedenen Stellen der Stadt auch eine Neuordnung des Verkehrs nötig: „Beispielsweise die Siegburger Straße ist ständig übervoll. Ebenso auch die Himmelgeister Straße oder selbst der Südring.“
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Jarzombek stellt sich dagegen hinter Verkehrsdezernent Stephan Keller, der die Seriosität der Studie hinterfragt. „Wenn überhaupt, dann hat Berlin den Titel ,Langsamste Stadt’ verdient. In Düsseldorf kommt man viel besser durch“, meint er.
Auch ADAC-Sprecherin Jacqueline Grünewald ist skeptisch, was die Studie angeht. „Man muss das differenziert sehen. Die Untersuchung gibt sicher gute Hinweise, etwa die Forderung nach einer besseren Vernetzung der Angebote von ÖPNV, Car-Sharing und Miet-Rädern.“ Die Bewertung der Städte sei allerdings „zweifelhaft“.
Arthur D. Little hat auf WZ-Anfrage eingeräumt, dass etwa die Bewertung zur Zufriedenheit mit dem Nahverkehr von einem nicht näher benannten „lokalen Experten“ eingeschätzt wurde, mithin nicht repräsentativ ist. In Düsseldorf war die Zufriedenheit mit „befriedigend“ eingestuft worden, in Duisburg mit „gut“ — obwohl das hiesige System objektiv besser ausgebaut ist.
Durch die Studie bestätigt fühlt sich die SPD, weil Restriktionen für den Autoverkehr in Innenstädten gefordert werden. Verkehrsexperte Matthias Herz kritisiert die CDU: „Immer gilt: Das Auto muss Vorrang haben oder zumindest gleichberechtigt sein. Doch die Zukunft in den Innenstädten gehört nicht dem Auto.“
Das sieht auch der Verkehrsclub Deutschland so. Sprecher Iko Tönjes verweist auf die neuen Grenzwerte für Stickstoffdioxid: Zwar hat das Landesumweltamt für alle NRW-Städte eine Fristverlängerung bis 2015 beantragt. Doch auch dieser Aufschub würde nichts daran ändern, dass der Grenzwert von 40 Mikrogramm je Kubikmeter weit verfehlt wird (Mittelwert 2010, Corneliusstraße: 67 Mikrogramm). Letztlich führe an einer Verschärfung und räumlichen Ausweitung der Umweltzone kein Weg vorbei. Tönjes: „Die Stadt ist für diese Restriktionen letztlich selbst verantwortlich, weil sie den umweltverträglichen Verkehr nicht genug gefördert hat.“ Typisch sei, dass ein Kurzstreckenticket für Bus und Bahn mit 1,40 Euro doppelt so teuer sei wie eine halbe Stunde Parken (75 Cent) in der City.
Auch baue die Stadt weiter neue Straßen für den Durchgangsverkehr (B8n, L404, Ortsumgehungen Flingern/Oberbilk), hinke aber bei ÖPNV-Beschleunigung und Ausbau des Radwegenetzes hinterher. Zwar gebe es auch positive Entwicklungen (z.B. Ausbau Car-Sharing), die aber seien nicht ausreichend.