Düsseldorf Großrazzia in "Klein-Marokko": Alle 40 Festgenommenen sind wieder frei

Nach der Großrazzia im Düsseldorfer Maghreb-Viertel sind alle 40 Festgenommenen wieder frei. Das Vorgehen der Polizei rief unterdessen Kritik hervor.

Am Samstagabend waren im Maghreb-Viertel in Oberbilk fast 300 Nordafrikaner überprüft und 40 festgenommen worden.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf (dpa). Nach der Großrazzia im Düsseldorfer Maghreb-Viertel hat die Polizei alle 40 Festgenommenen wieder freilassen müssen. Es hätten keine Haftgründe vorgelegen, sagte ein Polizeisprecher am Montag.

Gegen einen Verdächtigen werde wegen des Verdachts der Hehlerei ermittelt, weil bei ihm ein gestohlenes Laptop entdeckt worden sei. Die Polizei hatte bei der Razzia auch sechs gestohlene Handys entdeckt, sie aber niemandem zuordnen können. „Wie so oft in solchen Fällen wird so etwas dann in einer Ecke liegen gelassen“, hieß es.

Auch ein bereits zur Abschiebung ausgeschriebenen Mann habe nicht länger festgehalten werden können, weil er Asyl beantragt habe.

In 18 Cafés, Bars und Spielcasinos waren am Samstagabend fast 300 Nordafrikaner überprüft und 40 festgenommen worden. Bei 38 von ihnen bestehe der Verdacht des illegalen Aufenthalts, hatte die Polizei am Sonntag mitgeteilt.

Die als „Maghreb-Viertel“ oder „Klein-Marokko“ bekannte Umgebung ist geprägt von nordafrikanischen Bewohnern, ihren Restaurants und Geschäften. Sie dient laut Polizei als Rückzugsraum für Diebesbanden. Die Polizei untersucht die Verhältnisse in einem Sonderprojekt namens „Casablanca“. Die Ermittler haben mehr als 2200 nordafrikanische Verdächtige auf ihrer Liste, die für Taschen- und Gepäckdiebstähle, aber auch für Drogendelikte und andere Straftaten verantwortlich gemacht werden.

Die Razzia in der als „Maghreb-Viertel“ bekannten Bahnhofsgegend stieß auch auf Kritik: „Statt die Probleme mit den im Viertel gestrandeten Jugendlichen zu lösen, wird nun die gesamte Gemeinde unter Generalverdacht gestellt und mit aggressiven polizeilichen Mitteln stigmatisiert“, kritisierte der Sozialpädagoge Samy Charchira über Facebook. Es handele sich um ein zweifelhaftes Krisenmanagement, das eher einem blinden Aktionismus nahekomme.

„Wir wollen den Stadtteil nicht stigmatisieren. Viele Anwohner begrüßen unsere Maßnahmen und rufen selbst immer öfter die Polizei“, entgegnete ein Polizeisprecher.