Düsseldorf Hätte, hätte, Fahrradkette: Die Kunst der richtigen Entscheidung
Kabarettist Florian Schroeder kommt am 21. Mai mit „Entscheidet Euch“ ins Capitol-Theater.
Düsseldorf. Herr Schroeder, es wurde viel über das Erdogan-Gedicht ihres Kollegen Jan Böhmermann gesprochen. Wie sehr hat sie diese Diskussion beeinflusst?
Florian Schroeder: Das ist in erster Linie eine Lektion wie sensibel die politischen Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland sind. Verständlich: Wir brauchen den türkischen Türsteher Erdogan. Das kennen wir vom Wochenende aus dem Club: Nur wenn der türkische Assi-Türsteher die anderen Assis vom Reinkommen abhält, können die schicken Leute drinnen in Ruhe eine feine Party feiern. Für mich macht es keinen Sinn, da noch einen draufsetzen zu wollen oder die Provokation weiterzutreiben. Man darf aber auch nicht auf Gags verzichten, nur weil man Angst vor der politischen Reaktion hat. Am besten man macht weiter wie bisher.
Gab es bei Ihnen auch schon mal entsprechende Reaktionen?
Schroeder: Ja, das kommt schon mal vor. Meist sind das die selbsternannten Verteidiger des Abendlandes und der Meinungsfreiheit. Die AfD und ihr Umfeld scheinen ein sehr großes Problem damit zu haben, wenn jemand eine andere Meinung vertritt.
In ihrem aktuellen Programm geht es um das Thema „Entscheiden“. Hören Sie auf Kopf oder Bauch?
Schroeder: Ich tendiere dazu, aus dem Bauch heraus zu entscheiden, was auch ganz gut funktioniert. Wenn ich dann anfange, drüber nachzudenken und abzuwägen, komme ich da oft nicht mehr raus und entscheide gar nicht. Dabei liegt der Grund für schlechte Entscheidungen oft im allzu langen Abwägen.
Wie ist die Idee zum Programm entstanden?
Schroeder: Entstanden ist das Programm aus der eigenen Beobachtung, dass wir immer mehr und immer schwierigere Entscheidungen im Alltag treffen müssen und dass es dafür immer mehr Optionen gibt, die das Ganze entsprechend schwierig machen. Dann habe ich geschaut, was Psychologie, Soziologe und andere Disziplinen dazu wissen und gesehen, dass das offenbar ein Problem ist, das auch die Wissenschaft kennt.
Was macht das Entscheiden so schwierig?
Schroeder: Der Druck im Kessel wird durch den Anspruch, dass wir im Zeitalter der totalen Optimierung leben, riesig. Je mehr Möglichkeiten wir haben, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, falsche Entscheidungen zu treffen. Viele Optionen und das Optimale schließen sich eigentlich aus. Wer das anstrebt, entscheidet unter Umständen gar nichts mehr, weil er gelähmt ist von den eigenen Ansprüchen. Wir haben da eine miserable Fehlerkultur.
Was haben Sie aus ihren Recherchen erfahren?
Schroeder: Beim Entscheiden ist oft weniger mehr. Das kennen wir aus dem Restaurant: Wir wollen schon wählen können, aber eine Speisekarte, die unendlich wirkt, nervt uns schnell. Die optimale Entscheidung kommt nicht zwangsweise, wenn man alle Optionen abwägt. Eine gewisse spielerische Leichtigkeit kann da deutlich mehr helfen.
Wie ist das bei Ihnen persönlich? Sie treten sowohl im Fernsehen als auch auf der Bühne auf. . .
Schroeder: Da muss ich mich nicht entscheiden, letztlich ist das ja alles eins. Ich bleibe ja immer Humorist. Welches Medium ich damit bediene, bleibt zweitrangig. Kabarett und Comedy gehören ja auch zusammen: Jeder gute Kabarettist ist auch ein guter Entertainer und jeder gute Entertainer hat auch ein Anliegen.
Wie verändert sich das Programm im Lauf der Zeit?
Schroeder: Ich ändere es ständig, es ist tagesaktuell. Ich muss auf Ballhöhe sein, spontan und so schnell wie möglich reagieren. Das macht es für mich und das Publikum spannender.
Was erwartet das Publikum?
Schroeder: Einen unterhaltsamen Abend rund um das Thema Entscheidungen in fast allen Lebenslagen: vom Einkaufen über den Job und die Politik bis hin zur Partnerschaft.
Was verbinden Sie mit Düsseldorf und dem Capitol?
Schroeder: Ich bin gerne in Düsseldorf. Das Figuren-Panoptikum, das man in einer halben Stunde auf der Königsallee beobachten kann, liefert Material für drei Programme.