Menschen aus Düsseldorf 75 Rheinbrücken als Gemälde
Düsseldorf · Der Japaner aus Grafenberg hat 75 Brücken in Deutschland und der Schweiz gemalt. Jetzt darf er die Bilder ausstellen.
Als Shigeru Ito, der seit 1973 in Düsseldorf lebt, pensioniert wurde, suchte er nach einer neuen sinnvollen Beschäftigung und erinnerte sich daran, dass er als Kind doch immer so gerne gemalt hatte, sogar Auszeichnungen hat er bekommen. Also meldete sich der Grafenberger in Gerresheim in einer Malschule an, um sich das richtige Rüstzeug für sein künftiges Hobby anzueignen. Nur, was sollte er denn nun überhaupt malen? Irgendetwas mit dem Rhein vielleicht, der doch so faszinierend, aber gleichzeitig so schwer zu fassen ist. „Da wollte ich doch lieber etwas Konkretes haben, ein Bauwerk zum Beispiel.“ Wie Brücken, die seien etwas Wunderschönes, können es zumindest sein. „Sie verbinden Menschen. Das passt zu meiner Philosophie“, sagt Herr Ito, der aus der nord-japanischen Stadt Akita stammt. Der bescheidene Maler entschied sich einfach, beides miteinander zu kombinieren – und malte fortan Brücken über dem Rhein.
Die sieben in Düsseldorf hatte er schnell beisammen. Was nun? „Zumindest die in Deutschland sollten es dann schon alle sein, vielleicht noch ein paar in der Schweiz oder in Frankreich, von Emmerich bis zum Bodensee“, nennt der 71-Jährige sein Ziel, das er sich vor sechs Jahren setzte. Und da Herr Ito ziemlich perfektionistisch veranlagt ist, hat er das natürlich auch so umgesetzt. Überall war er vor Ort, hat alles im Foto festgehalten, was an sich schon immer ein kleines Abenteuer war: die vielen Reisen mit dem Auto, die Recherche im Vorfeld über Google Maps, die nicht immer idealen Wetterbedingungen, die Unwägbarkeiten vor Ort, wenn man nicht so richtig eine Stelle findet, von der aus sich die Brücke in ihrer ganzen Pracht gut fotografieren lässt.
Zurück zu Hause malte Herr Ito dann in Öl, bis zu 30 Stunden dauerte ein Werk, „später ging es natürlich schneller, meistens habe ich sogar an zwei, drei Bildern parallel gearbeitet“, sagt er. 66 Bilder entstanden so, da aber auf einigen der Werke zwei oder mehr Brücken zu sehen sind, hat es der fleißige Maler auf insgesamt 75 Brücken gebracht, die manchmal auch nur für Fußgänger oder Bahnen gedacht sind. Darunter sind Hässliche und Wunderschöne wie die Nibelungenbrücke in Worms oder eine alte, eingehauste Holzbrücke mit Fenstern in Diessenhofen-Gailingen.
Manchmal sind die Bauwerke nur angeschnitten und steht ein bestimmtes Detail im Vordergrund, bei anderen Bildern, wie bei dem Blick auf Oberkassel, hat der Grafenberger vom Rheinturm aus sein Motiv festgehalten. Was er ebenfalls lernen durfte: Es gibt mehrere Theodor-Heuss-Brücken, neben Düsseldorf auch beispielsweise in Mainz und Mannheim – was nicht unbedingt für die Phantasie der jeweiligen Namensgeber spricht.
Dass er jetzt alle 66 Bilder in der Park-Kultur an der Oststraße ausstellen darf, macht Herrn Ito schon ein wenig stolz, zu Hause gingen ihm auch die weißen Wände aus. Rund 100 Besucher kamen zur Vernissage, was ihn überrascht hat. Dabei kam auch die Idee auf, Herrn Ito für einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde vorzuschlagen, aber da ist der Japaner dann doch eher skeptisch. Denn sein „Projekt“ erklärt er nun erst einmal für abgeschlossen, und es gibt ja genau genommen 150 Rheinbrücken, und nur unterwegs sein, will der 71-Jährige dann auch nicht unbedingt. Aber vielleicht muss es ja auch nicht immer der Rhein sein. „Die Mosel ist auch ein schöner Fluss. Mit schönen Brücken“, sagt Herr Ito.