Heubel Provence setzt auf junges Publikum
Der Investor ist vom Team an der Hohe Straße überzeugt. Er will Heubel Provence mit Lebensart-Produkten nach vorne bringen.
Düsseldorf. Wunder gibt es immer wieder. . . Diesen Schlager stimmen derzeit die vier Angestellte von Heubel Provence an der Hohe Straße an. Und vermutlich viele treue Kunden. Voller Freude. Denn der Traditionsladen mit mediterranem Flair, der seit fast 30 Jahren lang für ausgefallenen Mode-Schmuck und gediegene Antiquitäten, Möbel und Kunstgegenstände aus Asien und Südeuropa bekannt ist, hat einen Investor gefunden, wie die WZ berichtete. Der Kölner Zahnarzt und Immobilien-Investor Geerd Heim rettet Heubel vor der Schließung.
Der Schlussverkauf mit Preis-Reduzierungen bis zu 50 Prozent, begonnen im November 2014 und geplant bis Ende März, dauert nun doch länger: bis Anfang/Mitte April. Danach wird das Ladenlokal Ecke Bastionstraße/Hohestraße saniert und voraussichtlich Mitte Mai unter dem Namen „Daheim in der Provence“ wieder eröffnet.
Woher kennt der gebürtige Kölner Heim Heubel? Seit Jahrzehnten habe er in den Läden der Domstadt gekauft. Durch Zufall besuchte er Ende 2014, bevor auch die Kölner Filiale geschlossen wurde, noch einmal das Geschäft und das Lager. „Ich war überrascht über die große Zahl wertvoller Objekte und den immensen Warenbestand.“ Vom Insolvenz-Verwalter erfuhr er, dass das Flagship-Store „Provence“ in Düsseldorf nach einem Investor suche. Was gab den Ausschlag, das Ladenlokal samt vier Mitarbeitern in der Landeshauptstadt zu übernehmen? „Die vier Damen, die für das Geschäft kämpften, so, als sei es ihr eigenes Kind.“ Sie hätten, nachdem die Insolvenz bekannt wurde, ungewöhnliche Aktivitäten entwickelt, im Ausverkauf beträchtliche Umsätze erzielt und ein überzeugendes, verändertes Waren-Konzept vorgelegt.
Es wäre ein Jammer, wenn diese engagierten Frauen (Ulrike Weinhold, Dagmar Baumgärtel, Brigitte Griesloff und Tessa Schroer) durch Heubels Misswirtschaft auf der Straße stehen würden, meint er, und ein solcher Laden mit unverwechselbarem Ambiente in der Carlstadt einem Discounter oder einer x-beliebigen Billig-Kette weichen müsste. Zudem: Die Vermieter sind am Fortbestand des Ladens interessiert und verzichten darauf, die Miete zu erhöhen — selten in Düsseldorf. Für Heim als Mediziner und Investor - der in Bonn, Lübeck, und anderen Orten denkmalgeschützte Häuser saniert, mit Heubel-Antiquitäten einrichtet und vermietet - ist der Einzelhandel Neuland. Sein Mut ist zu bewundern.
Der Selfmade-Mann mit ungewöhnlicher Vita, der vor dem Medizin-Studium bei Ford Autoschlosser lernte, Fotografie studierte und dann mit 25 als Zahntechniker für kurze Zeit nach Kanada auswanderte, ist aber überzeugt, dass die Provence-Kunden eben nicht im Internet einkaufen. Sondern das außergewöhnliche Flair und das künftig breiter gestreute Provence-Sortiment schätzen. Die Verträge mit den vier geschäftssinnigen Frauen laufen zunächst für ein Jahr, mit Option auf Verlängerung. Alles hängt nun davon ab, welche Umsätze ab Mai auf der Hohe Straße erzielt würden.
Ulrike Weinhold, die seit 18 Jahren den „Provence“-Laden leitet, reiste schon im Januar/Februar zu Messen in Paris und Frankfurt. Mit Zustimmung des Insolvenz-Verwalters orderte sie neben gediegenen Papieren und Büchern von italienischen Designern auch Bio-Feinkost, handgefertigtes Geschirr und Gläser - alles im leicht verjüngten, südfranzösischen Stil. Jüngere Kundschaft wolle sie verstärkt anlocken mit ausgefallenem Modeschmuck zu günstigen Preisen.