Hochstapler verurteilt: Ein Fall wie im Hollywood-Streifen

Doktortitel und Diplomaten-Kennzeichen, Champagner und Porsche. Die Justiz hat in Düsseldorf einen 25-jährigen notorischen Hochstapler aus dem Verkehr gezogen - nachdem er mehrere 100 000 Euro Schaden angerichtet hat.

Düsseldorf (dpa). Er war nur Aushilfskellner, gab sich aber wahlweise als Adeliger, Arzt, Pilot oder Diplomat aus: Ein einschlägig vorbestrafter Hochstapler ist in Düsseldorf zu drei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das Amtsgericht sprach ihn am Donnerstag wegen 56 Fällen von Betrug und Titelmissbrauch schuldig.

Er hatte dick aufgetragen, um die Damenwelt zu beeindrucken und ein Leben in Saus und Braus zu führen. So hatte er für sich und seine Freundin in über 6000 Euro teurer Pilotenuniform jeweils einen Porsche bestellt, obwohl er nahezu mittellos war, ging im Internet unter diversen wohlklingenden Alias-Namen auf große Shoppingtour, hatte für seine Fassade sogar verschiedene Klingelschilder und Bandansagen fertigen lassen.

Mal trat er als "Graf von Falkenstein" auf, mal als Facharzt "Dr. Dr. Petermeier". Vor Gericht legte er ein umfassendes Geständnis ab. Der Fall erinnere an Romane und Hollywood-Streifen, so die Staatsanwältin.

Spielzeugpistolen auf Rechnung des Bundesnachrichtendienstes, Tanken auf Kosten renommierter Fluggesellschaften und eine E-Mail an den Polizeipräsidenten als "Dr. h.c." - Marc G. trieb es so dreist, dass sein Verteidiger auf verminderte Schuldfähigkeit plädierte.

Vergeblich. Der junge Mann aus Düsseldorf, dessen Vater schon in großem Stil betrogen haben soll, hatte ein Opfer des Vaters sogar noch einmal um mehr als 200 000 Euro betrogen - unter dem Vorwand, den Schaden seines Vaters wiedergutmachen zu wollen.

Prostituierte ließ er für 4500 Euro pro Nacht aus Hannover anreisen, um sie dann "nach dem vollen Programm" eiskalt um den versprochenen Lohn zu prellen. So sehr das Gericht bei der ein oder anderen Betrügerei schmunzeln musste, spätestens bei den betrogenen Liebesdamen war der Spaß vorbei: "Sie haben die Frauen wie Dreck behandelt", attestierte der Vorsitzende Richter.

Der sorgfältig frisierte Angeklagte, in vornehmem Anzug und Krawatte erschienen, müsse eigentlich ein "armes Würstchen" vor sich gesehen haben, wenn er morgens in den Spiegel guckte, sagte sein Verteidiger. Erste Strafurteile - Geld- und Bewährungsstrafen - hatten ihn nicht zur Besinnung gebracht, eher im Gegenteil: "So eine tsunamiartige Flut von Taten habe ich selten erlebt", sagte sein Verteidiger.

In einem Prozess im vergangenen Jahr hatte ein Psychiater dem jungen Mann ein "Felix-Krull-Syndrom" und verminderte Schuldfähigkeit bescheinigt - doch davon wollte der neue Gutachter nichts wissen. Überdurchschnittlich intelligent, aber auch selbstsüchtig und "gewissensarm" sei der junge Mann.

Er habe eine Reihe von Frauen mit seiner Blenderei ins Bett gebracht. Ein gelungener Betrug sei für ihn ein Erfolg, der ihm Lust bereite. Kein Wahn treibe ihn an, sondern bloß kriminelle Energie. Der Fall des jungen Hochstaplers in Piloten-Uniform hat eine historische Vorlage: Frank W. Abagnale narrte als Pilot halb Amerika und wurde in Hollywood von Leonardo DiCaprio in "Catch Me If You Can" (2002) in Szene gesetzt.