IDR-Chef Denis Rauhut: „Wir schicken nur noch Unicef-Karten“
IDR-Chef Denis Rauhut über Verhaltensregeln und Gründe für den Verkauf des Elbsee-Geländes.
Düsseldorf. Herr Rauhut, die IDR hat sich vom Gelände am Elbsee getrennt sowie vom Parkhaus am Barbarossaplatz. Warum?
Rauhut: Zum Elbsee muss man sagen, wir sind keine Experten für eine Betreiberimmobilie wie es ein Wellness-Center ist, das gehört nicht zu unserem Portfolio. Beim Barbarossaplatz ging es mit Blick auf die zukünftige Entwicklung der IDR um Risikominimierung.
Ihr Vorgänger sagt, dass von vornherein klar war, dass bei der Tiefgarage bestenfalls eine schwarze Null drin sein würde.
Rauhut: Das stimmt aber nicht. Die Kalkulationen meines Vorgängers waren immer sehr positiv. Aber er hat sich dann für die komplizierteste und teuerste Bauweise entschieden, und da sollte man als Ingenieur genau wissen, was man tut.
Diese Bauweise wurde nötig, weil die benachbarte Kirche die ersten Pläne ablehnte, die das Grundstück betroffen hätte.
Rauhut: Es kommt darauf an, wie man mit den Menschen spricht. Man hätte mit diesen Nachbarn sicher auch vernünftig reden können.
Wie bewerten Sie insgesamt die Arbeit Ihres Vorgängers Heinrich Pröpper?
Rauhut: Er war ein guter Ingenieur, aber im Umgang mit Mitarbeitern hat er Willkür walten lassen. Angestellte in einer Abteilung, die die gleiche Arbeit machten, wurde etwa ganz unterschiedlich bezahlt. Er hat Menschen von jetzt auf gleich versetzt oder sogar gefeuert.
Und wie haben Sie sich mit ihm verstanden?
Rauhut: Es war schwierig, da prallten die Perspektiven des Ingenieurs und die des Kaufmanns aufeinander. Auch habe ich einen ganz anderen Ansatz, wenn es um Mitarbeiterführung geht.
Was hat sich verändert?
Rauhut: Wir haben nun eine viel offenere Diskussionskultur, das ist mir wichtig. Ich suche das persönliche Gespräch mit allen Mitarbeitern. Zudem versuchen wir möglichst viel Transparenz herzustellen.
Und wenn es um das Verteilen von Geschenken unter anderem an den Oberbürgermeister geht? Welche Lehren haben Sie aus der IDR-Affäre gezogen? Die Staatsanwaltschaft ermittelt ja noch gegen Heinrich Pröpper.
Rauhut: Wir haben nun sehr strenge Compliance-Regeln, die nicht nur den Umgang mit Geschenken, sondern auch etwa mit Reisekosten und Dienstwagen vorgeben. Wir haben einen Mitarbeiter abgestellt, der sich um diese Themen kümmert und beauftragen zudem einen externen Ombudsmann.
Gibt es also keine Weihnachtsgeschenke mehr von der IDR?
Rauhut: Nein. Wir verschicken nur noch Unicef-Karten.
Stehen denn denn noch einige Champagner-Kisten im IDR-Keller?
Rauhut: Es sind noch zwei Flaschen übrig. Das ist über unsere Inventarliste nachvollziehbar. Einige weitere Flaschen haben wir bei einer Tombola an unsere Mitarbeiter verteilt. Ich hoffe aber, dass das Thema damit erledigt ist, wir sind kein Weinhändler, sondern ein Immobilienunternehmen.
Zu mehr Transparenz sollte auch ein Vier-Augen-Prinzip auf Vorstandsebene gehören. Wird Ihnen noch jemand zur Seite gestellt?
Rauhut: Das muss der Aufsichtsrat entscheiden.
Sie wohnen mittlerweile seit mehr als zwei Jahren in Düsseldorf. Was gefällt Ihnen besonders, was überhaupt nicht?
Rauhut: Mit gefällt die Übersichtlichkeit, man hat nicht das Gefühl in einer Großstadt gefangen zu sein, obwohl man doch in einer Metropole lebt. Der Rhein ist natürlich toll und die Promenade. Auch die Dynamik gefällt mir, auch wenn die zahlreichen Baustellen auch schon mal nerven können.
Was liegt Ihnen mehr, ein Konzert im Dome, ein Fußballspiel in der Arena oder eine Party im Henkel-Saal?
Rauhut: Alles zu seiner Zeit.
Oder ein Cocktail im Rheinturm?
Rauhut: Auch das. Die neue Bar funktioniert wirklich sehr gut. Obwohl die Betreiber einen ganz schönen Spagat hinlegen müssen, nachmittags müssen sich da ja auch Schulklassen wohl fühlen.
Und der Rheinturm im Ganzen, funktioniert der auch finanziell?
Rauhut: Wir schreiben eine Schwarze Null. Im Gegensatz zu vielen anderen Fernsehtürmen in Deutschland, von denen ja die meisten geschlossen sind.
Warum ist das in Düsseldorf anders?
Rauhaut: Für mich ist der Düsseldorfer Fernsehturm der schönste in Deutschland. Aber nicht nur die Architektur ist besonders, auch die Lage ist perfekt — am Rhein und mitten in der Stadt. Allerdings verursacht er hohe Kosten. Reparaturen etwa oder Anpassungen an die Brandschutzbestimmungen sind sehr umständlich, alles muss mit dem Aufzug transportiert werden. Auch Bier vom Fass ist übrigens in der Höhe nicht möglich, aufgrund des Drucks.
Bei der Abwicklung des Kö-Bogens war die IDR ja beteiligt, warum hat Sie dort eigentlich nicht selbst gebaut?
Rauhut: Wir könnten das, technisch und auch kaufmännisch. Aber wir sind Projektentwickler und Bestandhalter. Das heißt, wir suchen nicht den schnellen Weiterverkauf. Und bei einem solchen Ansatz ist sehr fraglich, ob sich so ein Projekt rechnen würde — wenn man nicht alles aus Eigenkapital finanziert und langfristig die Zinsen wieder steigen. Aber Respekt vor Herrn Mühling, das war eine Meisterleistung.
Haben Sie nun eigentlich einen Abnehmer für den Lüpertz-Pavillon gefunden?
Rauhut: Lassen Sie sich überraschen. Das gibt es bald etwas Neues. Wohl auch mit einer öffentlichen Nutzung.
Wie geht die Entwicklung der Theodorstraße voran? Wie viele Grundstücke haben sie dort noch?
Rauhut: Es sind noch vor allem zwei Flächen. Wie es mit ihren weitergeht, ist aber noch offen. Essenziell für die Entwicklung der Straße ist aber der Straßenbahn-Anschluss, den erwarten wir sehnsüchtig.
Ein Grundstück haben Sie ja zuletzt an Schaffrath verkauft, was Streit mit dem Möbelhaus Höffner auslöste, die in der Nachbarschaft ein Grundstück erwarben, jetzt aber ihre Pläne beerdigten.
Rauhut: Da werden teilweise Lügen verbreitet: Angeblich hätten wir das heutige Schaffrath-Grundstück nicht an Höffner verkaufen wollen. Dabei hätte Höffner nur rechtzeitig mit uns sprechen müssen.
Sie haben zahlreiche Auslandsstationen hinter sich, in der Türkei, in Kanada und in Griechenland, haben dort Staudämme und Brücken gebaut. Plagt Sie manchmal Fernweh?
Rauhut: Manchmal schon. Ich war schon vom Auslandsvirus befallen, aber seit mein Sohn auf der Welt ist, habe ich mich entschieden, sesshaft zu werden. Und was mir besonders wichtig ist: Es muss auch ein Leben jenseits der Arbeit geben.