Komödie: „Das gehobene Boulevardtheater bleibt“
Die neuen und die scheidenden Chefs leiten die Komödie ein halbes Jahr lang gemeinsam.
Düsseldorf. Auch wenn sie im Theatercafé fließen — die Tränen, die Paul Haizmann am Dienstag vergießt, sind echt. Und plötzlich ist so viel wahre Wehmut im Raum, dass es auch den anwesenden Journalisten ein bisschen dumpf ums Herz wird. Haizmann und sein beruflicher wie privater Partner Helmuth Fuschl geben, wie die WZ berichtete, die Leitung der Komödie zum 1. Januar ab.
Am Dienstag stellten sich ihre Nachfolger Katrin Schindler und Michael Forner vor. „Wir wollten es ja so“, sagt Fuschl wohl eher zu sich selbst. Um wieder freier leben zu können, um endlich mehr Zeit zu haben, um jenseits des verrückten Theaterlebens tief Luft zu holen. Aber weh tut’s nach elf Jahren in Düsseldorf trotzdem.
Noch ein halbes Jahr lang führen das scheidende und das neue Intendanten-Team das Boulevardtheater gemeinsam, Ende Juni 2014 kehren Fuschl und Haizmann zurück in ihre Heimat, nach Österreich.
Zehn Anfragen haben die Beiden in den vergangenen Monaten erreicht, dass ihre Wahl am Ende auf Schindler und Forner fiel, hat damit zu tun, dass sie sich seit Jahren kennen, Schindler etwa hat in Berlin die Gastspiele und Co-Produktionen der Komödie betreut. „Wir sind auf einer Wellenlänge“, sagt Fuschl.
Vor allem aber wurde sich einig, dass niemand aus dem Team entlassen und die Komödie nicht zur Dependance eines großes Theaters irgendwo in Deutschland degradiert und aus der Ferne geleitet wird. Für Schindler und Forner, die nur geschäftlich ein Paar sind, war das ohnehin nie eine Frage. Leben und arbeiten werden sie künftig in Düsseldorf. „Dass hier zwei Boulevardtheater Platz haben, ist toll“, sagt Katrin Schindler.
Zwei, drei Tage habe sie nachdenken müssen, als Fuschl und Haizmann sie fragten, ob sie sich vorstellen könne, die Komödie zu leiten. „Es kam mir vor, als sei ein Traum in Erfüllung gegangen.“
Der neue Spielplan wird Ende April vorgestellt und vorher auch nicht verraten, welche Veränderungen geplant sind. „Es werden vermutlich mal andere Künstler und Autoren im Programm auftauchen, aber das gehobene Boulevard-Theater, das Herr Fuschl und Herr Haizmann gepflegt haben, bleibt“, sagt Katrin Schindler.
Diese Richtung beizubehalten ist angesichts der Vielzahl gut verkaufter Vorstellungen auch eine strategische Entscheidung. Nach Auskunft von Helmuth Fuschl liegt die Auslastung im Schnitt bei 85 Prozent, die Produktion „Beste Freunde“ sogar bei 90 Prozent.
Vom Düsseldorfer Publikum hat Schindler nicht nur wegen dessen Treue zum Theater an der Steinstraße einen guten Eindruck. „Ich war ja schon in vielen Vorstellung und habe festgestellt, dass die Menschen hier sehr freundlich sind. Bis ein Berliner zu lachen anfängt, dauert es.“ Haizmann muss wieder schlucken.
„Das wird mir abgehen: In der Pause oder nach einer Vorstellung mit den Zuschauern über das Stück zu sprechen — das waren schöne Momente.“ Er wird demnächst wohl häufiger vor dem Fernseher sitzen und Fußball schauen. „Eine Leidenschaft, die ich jetzt im Alter entdeckt habe.“ Und irgendwie auch nur eine andere Form von Theater.