Immer weniger Schmetterlinge flattern durch die Stadt

Viele Arten finden in der Stadt nicht mehr genug Nahrung und wandern ab.

Düsseldorf. In den letzten Wochen war vom Sommer in der Stadt nicht viel zu sehen. Der Himmel war verhangen, die Badehose blieb im Schrank. Doch nicht nur die Sonne fehlt, auch ein anderes Charakteristikum hat sich rar gemacht: der Schmetterling. „Tummelten sich früher auf Disteln und Sommerflieder, im Volksmund Schmetterlingsstrauch, noch zahlreiche Arten, sieht man heute nur ab und zu einen Kohlweißling oder Bläuling“ wundert sich Olaf Liwowski, Vorsitzender des Imkervereins, in einem Brief an die WZ.

Tobias Krause, Tierbiologe beim Gartenamt, relativiert diese Beobachtung: „Schmetterlinge haben ganz unterschiedliche Lebensspannen, einige werden bis zu einem Jahr alt, andere leben nur ein paar Monate, schlüpfen aber in mehreren Generationen pro Jahr“. Was bedeutet, dass eine Art unter Umständen nur deshalb nicht zu sehen ist, weil sie sich gerade noch im Raupenstadium befindet. Bei Regen suchen Schmetterlinge oft auch in Sträuchern Unterschlupf, wodurch sie in den letzten Wochen noch schwerer auszumachen sind.

Ganz falsch liegt Liwowski aber nicht. Tatsächlich ist die Zahl der Tagfalterarten in Düsseldorf in den letzten 100 Jahren um über die Hälfte gesunken, ergab eine Untersuchung des Aquazoos, die einige Jahre alt ist. „Falter richten sich meist nach dem Vorkommen der Futterpflanzen, oft gibt es so genannte Insel-Populationen, Arten, die nur an einem bestimmten Ort vorkommen“, berichtet Tierbiologe Krause. Verschwinde eine bestimmte Pflanze aus dem Stadtbild, suchen auch die entsprechenden Schmetterlinge ein neues Zuhause. Allerdings gelänge es, vor allem in den Naturschutzgebieten, ehemals heimische Arten wieder anzusiedeln.

Ludwig Amen, Schmetterlings-Experte beim Naturschutzbund, dokumentiert alle Schmetterlingsarten, die er tagsüber sichtet. Er hat in den letzten zehn Jahren 33 verschiedene Arten von Tagfaltern im Stadtgebiet beobachtet, sechs mehr als in der Untersuchung des Aquazoos vorkommen. Dabei entdeckte er nicht nur wieder angesiedelte heimische Tiere, sondern auch neue Arten, die bisher nur in wärmeren Gefilden zu finden waren.

Das kann Werner Görtz, Leiter des Umweltamtes der Stadt, vorsichtig bestätigen. Das Umweltamt hat eine Studie bei der Biologischen Station Urdenbacher Kämpe in Auftrag gegeben. „Seit 2008 lassen wir Daten über das Klima und seine Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt sammeln“, sagt Görtz. „Unsere Daten reichen noch nicht aus, um gesicherte Aussagen zu treffen, aber wir beobachten, dass immer mehr wärmeliebende Arten, nicht nur Falter, sondern Insekten und Pflanzen allgemein, aus wärmeren Zonen einwandern.“

Aber auch die lokalen Populationen unterliegen Veränderungen. Bei einigen Arten treten heute mehr Generationen jährlich auf als noch vor einigen Jahren. Der Schwalbenschwanz (Foto) beispielsweise, der früher nur von April bis Juli und in zweiter Generation von Juli bis August anzutreffen war, fliegt heute auch häufiger in dritter Generation im September. Andere Arten, wie zum Beispiel der Admiral, ein Wanderschmetterling ähnlich den Zugvögeln, der zum Winter hin sogar die Alpen überquert, fangen an, hier zu überwintern.