Immer wieder Pädophilen-Alarm an Düsseldorfer Grundschulen

Der Fall an der Rolandschule ist keine Ausnahme: Die Polizei wird oft mit Gerüchten konfrontiert, die sich dann als Fehlalarm herausstellen.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Es begann mit einer Warn-SMS, die Sabine Roth (Name geändert) von einer Freundin erhielt. Vor der Rolandschule sei ein Junge von einem Fremden angesprochen worden: „Er hat ihn aufgefordert, in den Kofferraum zu schauen, da ist was Tolles drin, berichtete die Freundin. Das Thema machte schnell die Runde. Als Sabine Roth am selben Tag mit einer andern Bekannten telefonierte, hieß es: „Hast du gehört, vor der Rolandschule ist ein Junge entführt worden!“

Sabine Roths Kind geht gar nicht auf die Roland-, sondern auf die nahe gelegene Matthias-Claudius-Schule. Doch auch dort waren schnell viele Eltern alarmiert. Sie selber war verunsichert, wandte sich an ihre Schulleitung, um herauszufinden, was dran ist an den Gerüchten.

Die Geschichte, die vor wenigen Tagen viele Eltern in Golzheim und Pempelfort in Unruhe versetzte, ist alles andere als ein Einzelfall. Immer wieder machen im Umfeld von Kitas und Grundschulen Warnungen dieser Art die Runde, fast immer geht es um einen Unbekannten, der auf irgendeine Weise versucht, ein Kind zu entführen.

Die Polizei spricht von mehr als einem Dutzend Fällen, die oft innerhalb eines Sommers gemeldet werden. Herumgesprochen hat sich zuletzt etwa das Beispiel einer Grundschule im Süden der Stadt. Dort machte die Geschichte eines Mannes die Runde, der wiederholt mit mehreren Hunden aufgetaucht sein soll — die angeblich als Lockmittel dienten, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen. „An der Geschichte war aber nichts dran“, so ein Sprecher der Polizei. Und so sei auch der typische Verlauf: „Einen echten Fall dieser Art hatten wir in den vergangenen Jahren nicht.“

So hat sich auch die Aufregung an der Rolandschule inzwischen gelegt. Zuvor hatten sich jedoch besorgte Kinder an die Schulleitung gewandt, Rektorin Monika Pohl sah sich genötigt, einen Elternbrief zu verfassen. Über die SMS, welche die Runde machte, heißt es dann, sie enthalte „leider hauptsächlich Fehlinformationen“. Bekannt sei nur, dass ein Junge von einem Unbekannten angesprochen worden war, der ihm etwas schenken wollte.

Pohl bittet die Eltern zudem, solche Warn-SMS künftig nicht ungeprüft weiterzuleiten und erinnert an den Stille-Post-Effekt. Die Schule habe ein Auge auf das Thema und stets Kontakt zur Polizei. Im Gespräch mit der WZ sagt Monika Pohl, es sei in ihrer Zeit der dritte Fehlalarm dieser Art gewesen. Ihre Beobachtung ist: „Eltern sind heute ängstlicher als früher.“ Das zeige sich etwa daran, dass viele ihre Kinder lange nicht allein zur Schule gehen ließen. Pohls Elternbrief wurde auch in der Claudius-Schule herumgeschickt, ergänzt um ein Schreiben von Schulleitung und dem Bezirksbeamten der Polizei.

Düsseldorf steht mit dem Phänomen nicht alleine da. Ähnliche Fälle wurden jetzt in Neuss, Meerbusch und Kaarst bekannt. Dort warnte die Polizei in einer Mitteilung vor einer Unruhe, „die sich täglich potenziert.“