Immobilien: Reiche wollen hoch hinaus

Erwins Wohnpläne sehen Türme für Gutverdiener vor. Experten sagen: Der Bedarf ist da.

Düsseldorf. Düsseldorf hat ein Luxus-Problem - und versucht, ihm mit Luxus-Lösungen beizukommen. Die Landeshauptstadt wächst und wächst, allein seit Januar um 4000 Menschen - und ist mit knapp 58.6000 Einwohnern nach Köln die zweitgrößte Stadt des Landes. Die 60.0000er-Grenze fest im Visier (es dürfen auch gerne noch mehr werden), hat OB Joachim Erwin jetzt vorgeschlagen, zehn- bis 15-geschossige Luxus-Wohntürme zu bauen, um Platz zu sparen und die vielen Neuzügler angemessen unterbringen zu können. Als mögliche Standorte nannte er das Mörsenbroicher Ei und den ehemaligen Derendorfer Güterbahnhof. Erwin sprach als Exempel für mehrgeschossigen Wohn-Luxus das Portobello-Hochhaus mit dem "atemberaubenden Ausblick" von ganz oben an.

Das ist auch für Jörg Schnorrenberger "das beste Beispiel". Der Chef der Düsseldorfer Immobilien-Börse und Vorsitzende des Rings Deutscher Makler sagt: "Der Markt für so etwas ist eindeutig da, im Portobello war nach kurzer Zeit alles verkauft."

Immer mehr hochqualifizierte und sehr gut verdienende Menschen zögen nach Düsseldorf. "Gute Lagen wie Hafen oder Rhein laufen, auch das Kö-Ende oder die Cecilienalle eignen sich." Hohe Preise schrecken offenbar nicht ab: Für die exklusiven Appartements im Breidenbacher Hof sind um die 10 000 Euro pro Quadratmeter fällig - alles schon verkauft. Ohnehin seien die Düsseldorfer Immobilienpreise im internationalen Vergleich eher bescheiden: "In Kopenhagen oder Mailand muss man das Dreifache zahlen." Platz genug sei da, an der Fährstraße etwa oder in Hamm. In jedem Falle aber müsse "architektonisch so interessant" gebaut werden, dass es nicht eintönig wirke.

Dieses Ziel verfolgt die Vivacon AG mit einem Philippe-Starck-Haus in Schlossturm-Nähe. "Dieser 1A-Standort erfüllt sämtliche unserer hohen Anforderungen", sagt Vivacon-Vorstand Michael Reis. Auf ca. 8000 Quadratmetern Wohnfläche sollen für 50 Millionen Euro 50 "hochexklusive" Wohnungen entstehen, teils als Neubau, teils im Bestand (Theresien-Hospital). Solche Designer-Wohnungen der StarckMarke "yoo" gibt es bereits in Hamburg und München, und fast alle seien bereits verkauft.

Der Kempener Ralf Schmitz hat Erfahrung im Hochpreis-Bereich, er hat zahlreiche Luxus-Immobilien (etwa Karlshof Oberkassel, Stadtvillen im Zooviertel) an den Mann gebracht. "Mir hat noch keiner ein Grundstück am Mörsenbroicher Ei oder am Güterbahnhof angeboten, aber wenn, würde ich darüber nachdenken", sagt Schmitz zur WZ. Es gebe genügend Kunden für Wohntürme mit Angeboten wie "Doorman" und Koch-Service. "Die brauchen auch nicht unbedingt einen Balkon in luftiger Höhe."

Reiner Götzen ist Chef der Firma Interboden, die 400 Wohnungen am Derendorfer Güterbahnhof hochzieht. Er sagt: "In den oberen Etagen der dort geplanten Bürobauten könnte gewohnt werden. Dann gehen nach Büroschluss die Lichter nicht aus." Viele Menschen erlebten das Wohnen in der 10. oder 15.Etage als "Luxusgefühl". Das passt doch zu Düsseldorf.