Stammzell-Spende In Düsseldorf will Kordula Wenning das Leben ihres Enkels retten

Düsseldorf · Völlig überraschend wurde im April bei dem zweijährigen Düsseldorfer Leukämie diagnostiziert. Die Familie steht unter Schock, die Zeit drängt. Seine Oma Kordula Wenning kämpft jetzt um eine passende Stammzell-Spende.

Kordula Wenning kämpft unter anderem mit Flyern um Stammzellen-Spender für ihren Enkel Maxim.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Für Maxim ist Kordula Wenning einfach nur die rote Oma. „Weil ich rote Haare habe“, sagt die 53-Jährige. Und sie ist diejenige in der Familie, die der Zweijährige immer mit „Ei“ begrüßt – weil er weiß, dass sie selten kommt, ohne eine mit Schokolade umhüllte Überraschung dabei zu haben. Doch auf die Oma und ihre Mitbringsel muss der Junge, der am liebsten mit einem Auto in der Hand einschläft, seit ein paar Wochen verzichten. Denn Maxim liegt in einer Düsseldorfer Klinik auf der Kinderkrebsstation, kämpft um sein Leben. Bislang konnte ihn seine Großmutter wegen der Corona-Pandemie nicht besuchen.

Angefangen hatte alles Ende April. Kurz nach einem entspannten Nordsee-Urlaub konnte der Junge sein Bein plötzlich nicht mehr strecken. Zunächst dachte niemand an etwas Böses. Doch als die Beschwerden nicht nachließen, ordneten die Ärzte eine MRT-Untersuchung an. Und plötzlich ging alles rasend schnell. Einem Anfangsverdacht folgte ein umfassendes Blutbild, dann eine Rückenmarkspunktion. 

„Etwa 30 Stunden nach Betreten der Klinik erfolgte die erste Chemotherapie und wir wussten, dass Maxim an akuter myeloischer Leukämie, also an LMS, erkrankt ist“, erinnert sich Wenning. Der Familie riss das den Boden unter den Füßen weg. „Es ist das Schlimmste, was einem passieren kann, es bleibt einem die Luft weg und man hofft zwischendurch, aus einem bösen Traum rasch wieder zu erwachen“, sagt die engagierte Frau, die in ihrer münsterländischen Wahlheimat Olfen als Teilzeitkraft bei der Post arbeitet.

Was die Diagnose LMS bedeutet, weiß Kordula Wenning auch deshalb so gut, weil sie in den vergangenen zwei Jahren als Ehrenamtlerin auf der Kinderkrebsstation einer Dattelner Klinik gearbeitet hat. Durch einen Aushang war sie seinerzeit darauf aufmerksam geworden. „Ich habe dort gerne Kinder und Familien unterstützt, aber am Tag von Maxims Diagnose habe ich meine Mitarbeit beendet, ich kann es einfach nicht mehr“, sagt sie heute. Auch Suchmaschinen im Internet („da klicke ich sonst ein Dutzend Mal am Tag rein“) kann und will sie nicht für Recherchen zu Maxims Diagnose nutzen. „Ich weiß ja, dass nur zu ihm passende Stammzellen sein Leben retten können. Und dafür will ich meine Energie einsetzen“, meint Kordula Wenning.

Prominente hat sie angemailt und jede Menge Flyer verteilt. Dabei stößt sie immer wieder auf spontane Hilfsbereitschaft. So habe der Mitarbeiter einer Firma, in der sie darum gebeten hatte, Flyer auszulegen, kurzentschlossen angeboten, 300 Exemplare in seiner Nachbarschaft zu verteilen. „Das Wichtigste ist, dass ich mich beschäftige“, sagt Wenning, die wie Tochter Gina und Schwiegersohn Markus seit Wochen viele Höhen und Tiefen erlebt. „Mal muss ich reden, mal will ich es nicht. Und manchmal ist es auch gut, dass mich nicht jeder gleich in den Arm nimmt, weil ich dann einfach nur weinen würde.“

So tauche immer wieder die Frage auf, ob man nicht doch irgendwelche Vorboten hätte erkennen können. „Ist er vielleicht mal ohne Grund gefallen oder hatte er vielleicht einen Bluterguss?“ Quälende Fragen seien das, aber am Ende bleibe doch nur die Feststellung, dass es bis zum Urlaub am Meer keine Vorboten oder gar Vorerkrankungen gab. Bis dahin verlief Maxims Leben denkbar normal. Bagger, „Bob der Baumeister“ und echte Baustellen waren sein Ding. Viel Zeit verbrachte er mit seiner Schwester Yolanda auf dem Spielplatz, Buddeln im Sand und Basteln mit Knete zählte zu den Lieblingsbeschäftigungen des Zweijährigen.

Wann immer es geht, kommt Wenning nun nach Düsseldorf, um Maxims Eltern zu entlasten und seine vierjährige Schwester aufzumuntern. „Die Eltern können im Moment kaum etwas planen und sie können auch nicht alles organisieren – was immer geht, versuche ich von ihnen fernzuhalten“, sagt die 53-Jährige. Für die Zukunft wünscht sich die „rote Oma“ einen Treffer in der Spenderkartei und eine Stammzellspende, die der Körper des Enkels auch verträgt. „Ich will, dass Maxim wieder mein strahlender kleiner Wirbelwind wird.“