Sport in Düsseldorf Erfolgreiche Turnerin auf dem Trampolin
Unterbach · Luisa Braaf vom TV Unterbach gewann mit der Trampolin-Nationalmannschaft Bronze bei der Jugend-EM in Sotchi.
Vor dem bisher vielleicht größten Moment in ihrer Karriere blieb Luisa Braaf ganz ruhig. „Eigentlich dachte ich, wir hätten den dritten Platz schon sicher gehabt. Deswegen habe ich keinen Druck gespürt“, sagt die 16-Jährige. In Wahrheit jedoch lag das deutsche Team der Trampolinturnerinnen bei der Junioren-Europameisterschaft in Sotchi bis zu diesem Moment nur auf dem vierten Platz. Luisas Kür war die Entscheidende, 49,5 Punkte musste sie erturnen – und übertraf diese sogar noch. Überglücklich fiel sie danach ihren drei Teamkolleginnen in die Arme. „Bis zum Rückflug konnten wir es immer noch nicht glauben, dass wir wirklich Bronze geholt hatten“, sagt die Trampolinturnerin des TV Unterbach.
Doch zuvor durfte die Mannschaft, zu denen auch die Senioren-Turner gehörten, noch einige Tage in dem olympischen Dorf verbringen, wo auch die Athleten der 2014 ausgetragenen Olympischen Winterspiele gewohnt hatten. „Dort herrschte eine richtig tolle Atmosphäre. Das Baden im Schwarzen Meer vor der Kulisse schneebedeckter Berge war unglaublich schön. Oder der Besuch im Freizeitpark, der dem Hotel angeschlossen war“, beschreibt Braaf. Ob sie Heimweh verspürt hatte? „Dafür bin ich nicht so der Typ“, sagt sie. Nicht verwunderlich, trat die Nachwuchshoffnung doch schon bei Weltmeisterschaften und Weltcups in Tokio und St. Petersburg, der Schweiz oder Spanien an. Für diese Turniere hatte sie sich zuvor als deutsche Meisterin in ihrer Altersklasse qualifiziert.
Viele Sportler kommen
von weit her zum Training
Luisa reiht sich damit in eine bereits beachtliche Riege international erfolgreicher Tänzer und Turner beim TV Unterbach ein. „Unsere Ü30-Tanzabteilung wurde im Jazz/Modern-Dance bereits zweimal Vizeweltmeister und 2018 schließlich auch Weltmeister“, sagt Roland Duckstein, 1. Vorsitzender des Vereins. „Auch unsere Cheerleader haben Deutschland bereits bei einer WM vertreten.“ Als Stützpunkt des Rheinischen Turnerbundes fällt dem Verein eine Sonderrolle in der Region zu, denn viele gibt es davon nicht in der Nähe. Viele Sportler, wie auch die gebürtige Bonnerin Braaf, kommen von weit her zum Training. Der Verein hofft, dass auch die Stadtpolitik ihren Fokus wieder verstärkt auf die Nachwuchsförderung im Bezirk setzt. Denn Unterbach wächst, viele Familien werden in den Neubauten bald einziehen, weiß Duckstein. Bedarf für einen Ausbau der stets voll ausgelasteten Dreifach-Sporthalle könnte sich also genug ergeben.
Braaf selbst startet weiterhin für den TV, auch wenn sie mittlerweile im Bundesstützpunkt Stuttgart und dem angeschlossenen Sport-Internat lebt. Zweimal vormittags und fünfmal nachmittags trainiert sie dort. Dazu darf die Elftklässlerin ihr Abitur über drei Jahre machen, statt zwei. „Wenn ich könnte, würde ich aber lieber öfter zum Training statt zur Schule gehen“, sagt sie lachend. Angesichts der weiten Entfernung macht sich Mutter Inga Braaf natürlich gelegentlich auch Sorgen, ob ihre Tochter den hohen Leistungsdruck im Kader alleine aushält. Dort ist sie die jüngste der zehn Sportlerinnen, die älteste ist 28. „Aber sie hat sich das ja ausgesucht und wir unterstützen unsere Kinder voll“, sagt Braaf. Denn auch der jüngere Bruder Henry ist mittlerweile Teil des Trampolin-Bundeskaders und schickt sich an, ebenso erfolgreich zu werden.
„Mit Turnen kann man leider kein Geld verdienen“, ist sich Luisa Braaf bewusst. Sie kann sich daher auch ein Medizin- oder Sportwissenschafts-Studium nach dem Abitur vorstellen. Falls dafür genug Zeit neben ihrer Karriere bleibt. Denn nach den jüngsten Erlebnissen ist sie hochmotiviert, auch das höchste Ziel im Sport erreichen zu wollen. „Irgendwann will ich bei Olympia antreten.“