Interview: Neuer Jonges-Baas: Tradition ist so reizvoll wie Fußball
Detlef Parr will als neuer Baas der Düsseldorfer Jonges Nachwuchs durch zwanglose „Get together“ gewinnen.
Herr Parr, Sie haben in der vergangenen Woche 43 neue Mitglieder bei den Düsseldorfer Jonges aufgenommen, darunter sind einige um die 40 Jahre. Werden die Jonges jünger?
Parr: Auf jeden Fall, da hat mein Vorgänger wertvolle Vorarbeit geleistet. Unter Gerd Welchering hat sich das Durchschnittsalter der Jonges von knapp 70 auf Anfang 60 verringert.
Natürlich möchte der neue Vorstand da weiter machen. Aber es gibt auch Grenzen, denn wann und warum gehen Männer zu den Jonges? Sie interessieren sich für Düsseldorf, aber sie sind auch beruflich etabliert und an Netzwerkarbeit interessiert. Das gilt meist erst für Leute ab 40.
Parr: Wir wollen für die Jüngeren im Verein "Get together" organisieren, das erste Mal noch vor der Sommerpause. Da kann man auch seine Freunde mitbringen, die mal bei uns hereinschnuppern. Das Ganze findet in lockerem Rahmen statt, unsere Heimatabende am Dienstag haben ja ein festes Regelwerk.
Parr: Ich war erstaunt, aber die jüngere Generation hat gar nichts gegen Traditionen wie die Totenehrung zu Beginn, wenn die Namen verstorbener Heimatfreunde verlesen werden und dann "Ich hatte einen Kameraden" gespielt wird. Wir haben das vorsichtig angefragt, aber es gibt keine Änderungswünsche.
Parr: Das ist vielleicht ein Erfolgsgeheimnis, das dem des Fußballs ähnelt: Es gibt klare Konstanten, etwas, worauf man sich verlassen kann. Beim Fußball ist an den Regeln über Jahrzehnte auch nur wenig geändert worden, das macht seinen Reiz aus.
Man weiß, was man bekommt. Beim Eishockey mit seinen vielen Änderungen hat das Zuschauerinteresse insgesamt nachgelassen. Manche Reformen sind halt nur Pseudoreformen.
Parr: Ich habe immer eine enge Beziehung zum Verein gehabt und hätte, als Bruno Recht Präsident war, beinah die A-Jugend übernommen. Das hat sich dann leider doch nicht ergeben.
Zur Fortuna heute: Es ist fantastisch, was dort für eine Stimmung herrscht. Gegen St. Pauli war es, wenn man den großen Bogen schlägt, eigentlich die Brehmstraßen-Euphorie, die heute der DEG so schmerzlich fehlt.
Parr: Sportstadt wird man andererseits nur mit langem Atem. Wer sich bei Misserfolgen gleich abwendet, wird kaum Erfolg haben. Eine Stadt lebt von ihren Labels (Marken), die Klubs sind Werbeträger für Düsseldorf und daran zu rütteln, wäre sträflich. Im Sport brauchen wir gute Profi-Vereine und bekannte Gesichter.
In China, wo die Stadt dieses Jahr unter anderem bei der Expo viel Werbung macht, wird Timo Boll wie ein Halbgott verehrt. Das alles heißt nicht, dass ich für das Herauswerfen von Subventionen bin. Im Gegenteil: Die Strukturen müssen stimmen - die Entwicklung der Fortuna ist dafür ein sehr positives Beispiel.
Parr: Natürlich, wir haben im Mai auch noch eine Veranstaltung mit der Fortuna. Aber er gehört nicht zu unseren vier Hauptsäulen: Stadtentwicklung und Denkmalpflege, soziale Aufgaben, Kultur sowie Kultur und Wissenschaft.
Parr: Der neue Vorstand ist gerade in Klausur und noch in der Findungsphase, aber klar ist: Ein Ziel soll sein, dabei zu helfen, dass Düsseldorf stärker als Wissenschaftsstandort wahrgenommen wird. Wichtig ist, dass unsere Hochschulen auch in der Innenstadt präsent sind, ob mit Dependance oder mit Veranstaltungen, ist für mich noch offen.
Parr: Das bleibt so, wir verstehen uns als Vertreter der Bürgerschaft. Das Thema Kö-Bogen hat zurzeit natürlich höchste Priorität. Da sagen wir den Menschen, dass wir eine Durststrecke durchzustehen haben, aber der Gewinn umso beeindruckender ausfällt. Als erstes denken viele Bürger dabei an den größer werdenden Hofgarten.
Parr: Es ist ja noch nichts gebaut. Die Ziele werden von verschiedenen Betrachtungen aus angegangen. Die Jonges bleiben im Gespräch mit der Stadt und sind weiterhin an einem längeren Tunnel interessiert.
Parr: Unser Antrittsbesuch steht aus, da spielt der Kö-Bogen bestimmt eine Rolle.
Parr (lacht): Das glaube ich nicht. Wir sind Jonges und bleiben dabei.