Fehlfarben: Noch längst nicht ausgeschieden

Peter Hein und seine Band Fehlfarben zeigen im Zakk, dass man sehr gut älter werden – und dabei trotzdem anders bleiben kann.

Düsseldorf. "Wir sind noch längst nicht ausgeschieden, wir sind Glücksmaschinen." Den Titel des neuen Fehlfarben-Albums hat sich Sänger Peter Hein in neonfarbenen Buchstaben auf seine Bühnenklamotten malen lassen.

Und als die Band mit "Glücksmaschinen" den Abend im Zakk eröffnet und danach elegant zum 30 Jahre alten "Apokalypse" übergeht, möchte man den Satz sofort unterschreiben. Die Fehlfarben klingen so frisch, dicht und druckvoll wie schon lange nicht mehr und dazu sehen sie auch noch großartig aus.

Die Neon-Textzeilen auf den Hemden erinnern schwer an die Neue Deutsche Welle, der Sound hingegen nicht mehr. Den großen und lange nicht live gespielten Erfolgssong "Ein Jahr. Es geht voran", präsentieren sie als poppiges Funk-Brett und das Schlagzeug der fabelhaften Drummerin Saskia von Klitzing gibt der ganzen Sache einen enormen Wumms.

Die beiden Keyboarder Frank Fenstermacher und Kurt "Pyrolator" Dahlke legen einen satten, dicken Sound-Teppich aus, auf dem der Rest der Band sich austoben kann. Peter Hein, dem oft nachgesagt wird, er sei ein Grantler, hat beim letzten Tour-Konzert glänzende Laune. Beim Heimspiel in Düsseldorf tänzelt er in seiner unnachahmlichen, ungelenken Mir-doch-egal-wie-das-aussieht-Manier über die Bühne, steppt, lacht und ist ganz Glücksmaschine.

Die Mischung zwischen neuen Stücken wie "Reiselust", "Stadt der 1.000 Tränen", mittelalten wie "Club der schönen Mütter" und Klassikern wie "Paul ist tot" ist stimmig und beweist, dass die Fehlfarben in den letzten dreißig Jahren keinesfalls müde und satt geworden sind. Die Pausen, undurchschaubaren Neu- und Umbesetzungen haben nichts zerfasert, sondern geholfen, das, was diese Band ausmacht, zu bündeln und auf den Punkt zu bringen. Hein ist nach wie vor einer der besten Texter und auf der Bühne entwickelt er Charisma.

Zeilen wie "Ihr habt die Uhr, wir die Zeit" singt er mit der unveränderten Haltung von einem, der draußen steht und für den es ein "Wir" und ein "Die" auch mit 53 Jahren immer noch gibt. Der Grauschleier, den er vor 30 Jahren besungen hat, liegt zwar nicht mehr nur über der Stadt, sondern nun auch schon auf fast jedem zweiten Kopf im Publikum, aber es ist eben eins, das mit den Fehlfarben mitgewachsen ist.

Zusammen setzt es sich aus denen, für die richtiger Punk immer ein bisschen zu hart, schnell und zu wenig intellektuell war. Sie kommen bei diesem großartigen Konzert auf ihre Kosten, allein das Zugaben-Set dauert eine halbe Stunde. Im Saal wird nicht bloß eine sentimentale Retro-Party mit Veteranentreff gefeiert, hier machen die Fehlfarben klar, dass man sehr gut älter werden und trotzdem anders bleiben kann.