Premiere im Kom(m)ödchen: Thomas Freitag recycelt das Beste

Kabarettist brachte die Höhepunkte seines Schaffens.

Düsseldorf. "Nur das Beste" verspricht der Titel von Thomas Freitags neuem Programm, dessen Premiere jetzt im Kom(m)ödchen gefeiert wurde. Allein das Wort Premiere ist dabei eigentlich etwas irreführend, denn in Wirklichkeit handelt es sich bei dem Stück größtenteils um recycelte Bühnenstoffe Thomas Freitags. Überflüssig zu erwähnen, dass es sich dabei natürlich nur um "das Beste" seines an Höhepunkten nicht gerade armen Schaffenswerkes handelt.

Ausverkauftes Haus also und ein Publikum, das größtenteils aus alten Fans des Mannes besteht, der seit 35 Jahren von den Bühnen der Republik die Missstände im Land anprangert. Ein Heimspiel im Kom(m)ödchen für Thomas Freitag, der lange Zeit an gleicher Stelle gewirkt hat.

Längst nicht jeder Gast wusste zu Beginn, dass ihn in der Hauptsache "aufgewärmte" Klassiker erwarten würden. So manchem dämmerte dies erst, als Freitag nach der Pause das Programm zunächst ohne seine körperliche Anwesenheit weiterlaufen ließ.

Stattdessen gab es eine Videoeinspielung eines seiner Auftritte aus den 80er Jahren. Thema schon damals: Die Folgen einer gescheiterten Gesundheitsreform. Tenor: Der Tod ist kein Beinbruch. "Wenn die Patienten sich erst selbst behandeln, dann wird es nicht mehr heißen, wer arm ist, stirbt früher, sondern wer früher stirbt, ist selber schuld."

Die Videoeinspielung ist vielleicht der böseste Witz, den der scharfzüngige Gesellschaftskritiker an diesem Abend mit dem Publikum treibt. Damit besagt er nichts weniger als: "Seht her, die politischen Verhältnisse in diesem Land sind immer noch die gleichen, deshalb kann ich auch meine alten Sachen bringen."

Das Publikum ist begeistert von den Ausführungen über die vielen Reformen, die es alle schon einmal gegeben hat, und verliert ein ums andere Mal den Überblick darüber, in welcher Ära es sich gerade befindet.

Immer im Gepäck hat Thomas Freitag Willy Brandt, Herbert Wehner und Franz Josef Strauss, aber mindestens ebenso gut beherrscht er Angela Merkel. Als er den meckernden Marcel Reich-Ranicki gibt, der bei der grammatikalischen Analyse des Liedes "Wir versaufen unser Oma ihr klein Häuschen" vor Wut vom Sofa rutscht, müssen einige Gäste schwer an sich halten, es ihm nicht gleich zu tun - vor Lachen. Minutenlangen Beifall und drei Zugaben später endet dieser Premierenabend. Thomas Freitag kann getrost auf Tournee gehen - solange er wiederkommt.