Interview: Die Kultur als Wirtschaftsfaktor

Zunächst für drei Jahre ist Werner Lippert, Leiter des NRW-Forums, auch Clustermanager der Kreativen in NRW.

Herr Lippert, Cluster - was bedeutet das?

Lippert: Cluster bedeutet auf Englisch Klumpen. Die Idee ist, dass sich in bestimmten Regionen wie in NRW Gruppen zusammen finden. In Düsseldorf, Krefeld und Mönchengladbach klumpen sich zum Beispiel Modedesigner.

Im Ruhrgebiet um Essen herum klumpen sich Produkt- und Industriedesigner. Die Wirtschaftsministerin Christa Thoben will die Kreativen, meistens Einzelkämpfer oder kleine Firmen, im Clustermanagement bündeln, damit sie nach außen als eine Einheit auftreten.

Lippert: Weil die Kultur- und Kreativwirtschaft in NRW die zweitstärkste Wirtschaftskraft ist in NRW, direkt hinter der Chemie. Das würde niemand vermuten. Man muss das aber auch nach außen darstellen.

Lippert: Wir hoffen, dass es danach weitergeht. Wir spüren, dass das Bedürfnis groß ist. Die erste Aufgabe ist es, die Menschen untereinander zu vernetzen. Die zweite ist es, den Kreativen ein Gesicht zu geben. Die Marke "creative.nrw" kann man sich auf seine Website packen, dann ist man verlinkt.

Wir stellen auf der Homepage in kleinen Filmen immer wieder erfolgreiche Kreative vor, wir machen auf alle News aufmerksam. Es gibt Branchenberichte zum Download. Die dritte Aufgabe ist es, zu helfen und zu vermitteln. Wir wollen der Politik sagen, was die Sorgen und Nöte der Kreativen sind. Und wir wollen bei den Künstlern auch ein Verständnis für die Politik schaffen und ihre Wünsche und Ideen so umformulieren, dass sie politisch umsetzbar werden.

Lippert: Unter anderem durch einen Lotsen, den es ab 28. April geben soll. Er sitzt in Bochum, bei ihm kann man sich nach Förderprogrammen erkundigen. Es gibt 4.000 in NRW. Und wir werden noch stärker in den Transferbereich einsteigen.

Wie vermittle ich junge Kreative an Unternehmen? Wir stellen einen Schulterschluss aus Fachhochschulen/Universitäten und Industrie her. Wir, also NRW, sind Vorreiter in Deutschland in vielen Dingen.

Lippert: Ich kann die Spitze des Eisbergs schildern: Wir wollen mehrere Bücher herausgeben, zum Beispiel "NRW Fashion-Talent" oder "NRW Art-Talent", wo wir mit Hilfe von Experten in den jeweiligen Branchen hoffnungsvolle Nachwuchstalente vorstellen.

Das Buch soll auch in Berlin und Brüssel präsentiert werden. Für diese Talente wollen wir Ausstellungsflächen besorgen, etwa auf der CPD, und wir wollen, dass sie sich im Ausland vorstellen können.

Lippert: Wir leben in einem Land, in dem Kohle und Industrie immer schwächer werden, und entwickeln uns zu einer Wissensgesellschaft. Da ist die Kreativwirtschaft natürlich ein starker Faktor, den wir auch exportieren können. Aufgabe ist es, den Nährboden zu stärken, Verständnis zu wecken und da zu fördern, wo es Sinn macht.

Lippert: Mode und Modenachwuchs, wegen der Schulen, die es hier und auch im Umfeld gibt. Düsseldorf ist die Stadt der Kreativen und hat die meisten großen Werbeagenturen. Hier gibt es ein enormes kreatives Umfeld.

In der Wirtschaftsförderung der Stadt wird mittlerweile viel getan. Das war nicht immer so. Es dauerte einige Zeit, bis die Stadt begriffen hat, dass junge Designer ein Potenzial darstellen. Die Kunst hat sowieso ein großes Ansehen hier. Es gibt 400 Ateliers, die subventioniert werden.

Lippert: Man muss bei der Kunst vorsichtig sein, was die Wirtschaftlichkeit angeht. Ich würde nie sagen, dass ein Künstler eine Wirtschaftskraft darstellt. Aber man muss den Galerienbetrieb und deren Arbeit durchaus als Wirtschaftsfaktor ansehen.

Und Kunst kann sehr wohl eine Kraft darstellen, die sich nicht in Heller und Pfennig berechnen lässt. Sie ist inspirierend, und in dieses Potenzial muss man investieren. Da muss sich noch etwas nach vorne bewegen.

Lippert: Ja, wir werden eine Reihe von Arbeitskongressen veranstalten. Der nächste heißt "creative Heimat" (14. April im NRW-Forum) und will ergründen, was die Kreativwirtschaft vom Ausland lernen kann. Was für ein Umfeld braucht Kreativität - eher Großstadt oder eher einen ländlichen Bezirk?

Oder ist das Internet die Heimat der Kreativen? Es gab ja den Versuch, in Dubai eine Kreativmetropole zu errichten. Die DC open im vergangenen Jahr, die gleichzeitige Galerien-Eröffnung in Düsseldorf und Köln, war ein großer Erfolg. Sie wollen wir dieses Jahr wieder fördern. Das Zusammenballen von Kräften soll größere Einheiten bilden, die stark sind.