Düsseldorf Juden und Muslime gehen gegen Extremismus vor
Neues Projekt der Jugendberufshilfe soll Jugendliche vor Radikalisierung jeder Art bewahren.
Düsseldorf. In Düsseldorf hat ein neues Präventionsprojekt gegen Extremismus begonnen. Das allein wäre gewiss zu begrüßen, würde aber keine allzugroße Aufmerksamkeit erzeugen. Doch „Klar im Kopf“ ist ein Projekt der Jugendberufshilfe mit großer Signalwirkung, denn es wird gemeinsam und Hand in Hand von der Jüdischen Gemeinde und dem Kreis der Düsseldorfer Muslime getragen. Das Ziel: Jugendliche gegen die Beeinflussung durch extremistische Ideologen zu immunisieren. Und das meint religiöse wie politische Bewegungen vom Pseudo-Salafismus bis zu Rechts- und Linksradikalen.
Die Idee dazu kam Wilfried Johnen vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden Nordrhein im Oktober 2014. „In unserer Gemeinde gab es keine Vorbehalte gegen die Kooperation mit den Muslimen und wir waren alle froh, dass es umgekehrt genauso war“, erinnert sich Johnen. „Wir haben uns kennen- und sofort schätzen gelernt“, gibt Dalinc Dereköy vom Kreis der Muslime zurück. Natürlich ist ihm wichtig, dass hier nicht der radikale Islam als alleinige Gefahrenquelle geführt wird, sondern dass sich das Projekt genauso gegen Islamphobie wendet. „Aber die steigenden Zahlen von radikalisierten Muslimen beunruhigen uns und wir wollen ermitteln, wie wir besser an diese Jugendlichen herankommen“, sagt Dereköy. Im Umkreis der 33 Düsseldorfer Moscheen seien sie nicht zu finden, oft stammten die „Zielobjekte der Rattenfänger“ aus sozial schwachen, bildungsfernen Schichten, etliche seien auch schon kriminell in Erscheinung getreten.
Umgesetzt wird „Klar im Kopf“ vor allem von der Stadttochter Jugendberufshilfe. In erster Linie leisten die geschulten Mitarbeiter Primärprävention (Aufklären und vorbeugen): „Wir arbeiten auch mit auffällig gewordenen Jugendlichen an der Schwelle von der Schule zum Berufsleben“, sagt Mike Theisen, der Projektentwickler der Jugendberufshilfe.
Konkret arbeitet man mit den Salafismus-Experten des „Wegweiser Düsseldorf“ oder der Wuppertaler Initiative für Demokraztie und Toleranz, die sich bestens im Bereich Neo-Faschismus auskennt, zusammen. Es gibt multimediale Projekte zum Thema „Respekt“, Workshops, aber auch gemeinsame Besuche von Moscheen und der jüdischen Synagoge. Mit im Boot ist auch die Polizei, Dirk Sauerborn, der Kontaktbeamte für interkulturelle Angelegenheiten, bietet regelmäßig Stadtteilrundgänge für bestimmte Gruppen an inklusive Moschee- oder Kirchenbesuche: „So etwas hilft enorm, ich staune immer, wie die Jugendlichen neues Wissen aufsaugen und ihre Vorurteile dann reflektieren.“
OB Geisel freut sich über die „breite Koalition gegen die Indoktrination von jungen Leute“: „Wir dürfen denen, die unsere Demokratie und Werteordnung bedrohen, nicht das Feld überlassen.“