Düsseldorf Kaiser’s: Edeka hat gute Karten

Der Übernahmepoker zieht sich, doch egal wie er ausgeht, kriegt Edeka wohl die meisten Filialen in der Stadt. Denn Rewe ist zu präsent.

Düsseldorf. „Danke Norma, danke Markant. Bitte Rewe, ziehen auch Sie Ihre Beschwerde zurück“, steht auf einem gelben Din-A4-Blatt. Es hängt im Schaufenster der Kaiser’s-Filiale an der Luegallee 91. Die junge Verkäuferin hat aber keine Lust mehr, etwas zu dieser Bitte, ihrer Zukunft und der des kleinen Supermarktes zu sagen. „Erst wenn wirklich mal eine endgültige Entscheidung fällt.“ Doch die zieht sich hin. Am Dienstag immerhin legte Rewe die Klage gegen die Ministererlaubnis von Sigmar Gabriel zur Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka auf Eis. Der Termin vor dem Oberlandesgericht am 16. November wurde aufgehoben. Aber der Durchbruch ist damit natürlich immer noch nicht erfolgt.

Dennoch zeichnet sich in Ansätzen ab, was aus den noch 22 Kaiser’s-Filialen werden könnte. Kommt der Verkauf an Edeka im Rahmen der Ministererlaubnis zustande, dürfte Edeka in Düsseldorf die meisten (wenn nicht alle) Kaiser’s-Läden übernehmen. Denn Deutschlands größte Supermarktkette ist in der Landeshauptstadt nur schwach vertreten. Gerade einmal neun Edekas gibt’s hier. Konkurrent Rewe dagegen hat 33 Supermärkte in der Stadt und ist damit klar die Nummer eins. Weil das Kartellamt vorige Woche klargestellt hat, dass es stadtteil- und quartiersscharf hinschaut, wo wer eine Kaiser’s-Filiale übernehmen darf, ohne dass Monopolstrukturen entstehen könnten, heißt das für Rewe: An den meisten Kaiser’s-Standorten braucht man sich gar nicht erst zu bewerben, selbst wenn die Ministererlaubnis platzt, Kaiser’s zerschlagen und jede Filiale einzeln verkauft wird.

Das zeigt der Blick auf die Grafik rechts. Allenfalls in Bilk oder Oberbilk könnte die Wettbewerbshüter eine zu große Nähe von Edeka und Noch-Kaisers-Filialen stören. In Düsseltal dagegen laufen noch drei Kaiser’s, Rewe hat zwei auf der Rethelstraße, einen weiteren Wettbewerber (abgesehen von den Discountern) gibt es nicht. Ganz ähnlich sieht es in Grafenberg, Gerresheim, an der Kölner Landstraße oder in Oberkassel aus. Hier gibt es an der Luegallee einen Rewe (Höhe Barbarrosaplatz) und zwei Kaiser’s (einen nahe Lueg-, einen nahe Belsenplatz).

Diese beiden können als Paradebeispiele für den Niedergang von Kaiser’s Tengelmann dienen. Klein, eng, ohne Parkplätze — die Läden wirken auch beim Sortiment fast wie aus der Zeit gefallen. Dennoch bangen gerade die älteren Stammkunden um sie: „Ich kaufe hier seit 35 Jahren ein und komme gut mit dem Angebot aus“, sagt Martha Kriwitz im Geschäft an der Luegallee 91, „ich hoffe es geht hier weiter.“ Mit Kaiser’s allerdings nicht mehr, ganz unabhängig vom Übernahmepoker wird dieser Markt noch 2016 geschlossen. Spannend werden könnte das Rennen um die größeren und moderneren Kaiser’s-Märkte — den Am Wehrhahn oder in den Bilker Arkaden zum Beispiel. Oder die allein auf weiter Front stehenden Dependancen in Golzheim, Stockum und Lohausen. Gerade im Norden könnte aber auch Rewe zum Zuge kommen, dessen nächster Markt in Unterrath liegt.

Der Düsseldorfer Einzelhandelsverband sieht das alles ganz neutral, Geschäftsführer Rainer Gallus hofft nur, dass es nicht zu Schließungen und Versorgungslücken kommt, denn: „Uns ist wichtig, dass die Nahversorgung für alle Bürger in einem möglichst engen Radius gewährleistet bleibt.“