Karfreitag: Heinersdorff spielt aus Protest nackt

Aufführung verboten: Der Chef des Theaters an der Kö klagt immer noch gegen das Bußgeld durch die Stadt.

Düsseldorf. Der Streit um die Ruhe am Karfreitag erlebt einen neuen Höhepunkt: René Heinersdorff, der Intendant des Theaters an der Kö, geht aus Protest gegen die Untätigkeit der Politik am 6. April nackt auf die Bühne. Zwei Mal wurde er wegen seiner Aufführungen am kirchlichen Feiertag mit Bussgeldern überzogen, vor dem Oberverwaltungsgericht Münster ist noch eine Klage anhängig.

Im letzten Jahr hat Heinersdorff am Karfreitag nicht gespielt. Es gab wieder Streit mit dem Ordnungsamt. "Das Publikum war so verunsichert, dass wir keine Karten verkauft haben", erinnert er sich. "Das hat die Politik geschafft. Was sie nicht geschafft hat, ist ihre Zusage einzulösen, die sie auch gegenüber dem deutschen Bühnenverein gemacht hat: das Gesetz zu ändern."

Deswegen ist Heinersdorff am Karfreitag nackt zu sehen: "Es ist nicht unterhaltsam, wenn ich im Adamskostüm auf der Bühne sitze", gesteht der Schauspieler mit treuem Augenaufschlag. Die Veranstaltung heißt folgerichtig "Ein trauriger Mann". Wer ihn sehen will, zahlt einen Euro Eintritt. Das Geld wird für die Verbesserung Düsseldorfer Büttenreden gespendet. Die sind auch ein trauriges Thema, wie Heinersdorff aus eigener Erfahrung weiß.

Und die Politik? NRW-Kulturstaatssekretär Grosse-Brockhoff, früher Anwalt einer Neuregelung, ist gar nicht erst zu sprechen. Dabei führt er den Landesverband Mitte des Bühnenvereins. Innenminister Ingo Wolff kennt das Thema aus der Ferne, sieht aber Regelungbedarf.

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Das Gesetz: Das Sonn- und Feiertagsgesetz regelt zunächst den normalen Sonntag und verlangt zu Gottesdienstzeiten Veranstaltungen, die mehr als nur unterhalten - sie müssen dem höheren Interesse von Kunst und Bildung dienen. An den stillen Feiertagen sind die Regeln strenger, Aufführungen meist erst ab 18 Uhr erlaubt.